Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Platzt der Wm‰traum von Gruezo?

Dem Fca-profi droht mit Ecuador der Ausschluss, weil man angeblich einen Spieler unberechti­gt eingesetzt hat. Die Fifa stellt das Verfahren ein. Ein Einspruch ist aber möglich.

- VON ROBERT GÖTZ

Am frühen Sonntagmor­gen tritt Carlos Gruezo mit Ecuador zu einem Testspiel gegen Kap Verde an. Es ist die letzte von drei Partien für den 27-jährigen Mittelfeld­spieler des FC Augsburg in dieser Abstellung­speriode, die eigentlich auch als Vorbereitu­ng auf die WM dienen sollte. Doch ob Gruezo mit Ecuador im November in Katar dabei sein wird, ist noch nicht sicher. Chile hatte nach verpasster Wm-qualifikat­ion Ecuador bei der Fifa angezeigt und vorgeworfe­n, während der langen Wm-qualifikat­ion den 23-jährigen Rechtsvert­eidiger Byron Castillo unerlaubt eingesetzt zu haben. Die Fifa stellte das eingeleite­te Verfahren am Freitag aber ein, wie der Weltverban­d mitteilte. Die Entscheidu­ng kann jedoch bei der Berufungsk­ommission des Weltverban­ds angefochte­n werden.

Castillo, so lautete der Vorwurf Chiles, soll nämlich nicht in Ecuador, sondern in Kolumbien geboren sein. Von dort waren vor Jahren, wie die Süddeutsch­e Zeitung berichtet, Castillos Eltern nach Ecuador geflüchtet. Er soll in Wirklichke­it Bayron Javier Castillo Segura heißen, 26 Jahre alt und Kolumbiane­r sein. Und somit zu Unrecht für die ecuadorian­ische Nationalma­nnschaft gespielt haben.

Den Vorwurf begründete Chile mit Dokumenten, die der extra beauftragt­e Anwalt Eduardo Carlezzo zusammenge­tragen haben soll. Bild liegen diese Unterlagen sogar vor. Und sie legten den Verdacht nahe, dass der Vorwurf gerechtfer­tigt ist. So hat das Anwaltstea­m in Kolumbien die Geburtsurk­unde von Bayron Javier Castillo Segura, der am 25. Juli 1995 in Tumacao geboren wurde, gefunden. Die Echtheit soll von den kolumbiani­schen Behörden bestätigt worden sein. Weiter soll es eine Taufurkund­e geben und unter anderem eine Registrier­ung im kolumbiani­schen Gesundheit­ssystem.

Aufseiten des ecuadorian­ischen Verbands verwies man immer auf die Geburtsurk­unde, die in Ecuador ausgestell­t worden ist. Die Geburtsurk­unde, die Chile vorgelegt hat, betreffe den älteren Bruder von Byron David Castillo Segura, der mittlerwei­le verstorben sei.

Es war nicht das erste Mal, dass es Diskussion­en um die Angaben des 23-Jährigen gab. 2015 lehnte Emelec, ein Klub aus der ersten Liga Ecuadors, eine Leihe von Castillo ab und begründete dies mit Unregelmäß­igkeiten in den Papieren des Spielers. 2017 wurde er kurz vor dem Start der U20-WM aus dem Kader Ecuadors gestrichen. Erst 2021 ordnete die ecuadorian­ische Justiz schließlic­h an, dass Castillo eine neue Geburtsurk­unde mit Geburtsort in Ecuador ausgestell­t wird. Castillo, in Hochform, wurde in die Nationalma­nnschaft berufen – und spielte in acht Wm-qualifikat­ionsspiele­n mit. Ecuador qualifizie­rte sich als Vierter.

Chile hatte nun gefordert, dass alle Spiele Ecuadors, an denen Castillo teilnahm, mit 0:3 als verloren gewertet werden. Chile wäre von Platz sieben auf vier gesprungen. Ecuador wäre draußen gewesen. Doch die Fifa folgte der Argumentat­ion der Chilenen nicht. Nach diesem Urteil ist es sehr wahrschein­lich, dass Gruezo mit Ecuador bei der WM teilnehmen darf. Ecuador hat sich zum vierten Mal für eine Wm-endrunde qualifizie­rt und trifft in Gruppe A auf Gastgeber Katar, Niederland­e und Senegal. Ecuador bestreitet sogar das Eröffnungs­spiel am 21. November gegen Katar.

Auch drei, vielleicht sogar vier weitere Fca-spieler haben große Chancen auf eine Wm-teilnahme. Dänemark, die USA, Polen und die

Schweiz sind in Katar auf jeden Fall dabei.

Die geringsten Chancen auf eine Teilnahme hat Außenbahns­pieler Mads Pedersen. Der war wohl zuletzt im Kader der dänischen Nationalma­nnschaft, doch zu seinem Einsatz reichte es bisher nicht.

Ricardo Pepi war zwar zuletzt nicht von Us-nationaltr­ainer Gregg Berhalter nominiert worden. Doch begründete der Ex-bundesliga­profi seine Entscheidu­ng damit, Pepi eine Erholungsp­hase gönnen zu wollen. Denn Pepi fiel nach seinem Wechsel vom FC Dallas zum FCA im Januar in ein Formtief und wartet seitdem in der Bundesliga und in der Nationalma­nnschaft auf einen Treffer.

Bei der WM mit dabei sein wird wohl Ruben Vargas. Er zählt zum Stamm der Schweizer Nationalma­nnschaft, hatte aber vor ein paar Tagen Pech, als er sich beim Warmmachen am Oberschenk­el verletzte.

Hoffnungen auf ein Wm-ticket macht sich auch Verteidige­r Robert Gumny. Er absolviert­e am Mittwoch sein zweites Länderspie­l für Polen. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Nach einer 1:0-Führung durch Robert Lewandowsk­i ging Polen im Nations-league-spiel gegen Belgien mit 1:6 (1:1) unter.

 ?? Foto: Imago Images ?? Scheitert Carlos Gruezo (Mitte) doch noch an Chile (in Rot Ex‰bayern‰profi Arturo Vidal) auf dem Weg zur WM? Denn der chilenisch­e Verband hat Einspruch gegen die südamerika­nische Wm‰qualifikat­ionsrunde eingelegt. Doch die Fifa stellte das Verfahren jetzt erst einmal ein.
Foto: Imago Images Scheitert Carlos Gruezo (Mitte) doch noch an Chile (in Rot Ex‰bayern‰profi Arturo Vidal) auf dem Weg zur WM? Denn der chilenisch­e Verband hat Einspruch gegen die südamerika­nische Wm‰qualifikat­ionsrunde eingelegt. Doch die Fifa stellte das Verfahren jetzt erst einmal ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany