Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kuscheln zwischen Kamelhöcke­rn

Der Zirkus Renz ist wieder in Augsburg und gastiert bis zum 19. Juni auf der Wiese Siedlerhei­m in Lechhausen. Nach der Vorstellun­g gibt es für Kinder noch eine tierische Überraschu­ng.

- VON SOPHIE SONNTAG

Schon von Weitem erkennt man das rot-gelbe Zirkuszelt Renz auf der Wiese Siedlerhei­m. Anders als auf den Plakaten angegeben, ist der Zirkus nicht in der Stätzlinge­r Straße zu finden, sondern an der Südtiroler Straße, Ecke Dr. Nick-straße Richtung Stätzling. Bis zum 19. Juni wird der Zirkus noch in Lechhausen bleiben, dann geht es nach Freising.

„Wundern Sie sich nicht über die grünumrahm­ten Ausgänge mit der Aufschrift Sortie/secours“, sagt Ernst Renz, Betreiber des Zirkus. Als das Zelt, welches 400 Personen fasst, in Auftrag gegeben wurde, war eine Tour nach Frankreich geplant. Dort sei die Bemalung Pflicht. Wegen der Pandemie kam es jedoch nicht mehr dazu.

Ernst Renz ist im Zirkusbetr­ieb groß geworden. Etwas anderes zu machen, können weder seine Frau Silvia noch er sich vorstellen. Mit im zehnköpfig­en Team sind noch sein 19-jähriger Sohn Fernando und seine 13-jährige Tochter Loren. Seit ein paar Monaten sind auch die ukrainisch­en Akrobaten Katharina und Atem Teil des Teams.

akrobatisc­hen Aufgebot in der Manege zählen Kunststück­e am Netz, am Aerial Ring und Handstände. Daneben gibt es Tiernummer­n und lustige Einlagen von Fernando. „Er war schon immer der Clown in der Familie“, sagt sein Vater Ernst Renz. Popcorn und Getränke sind im Zelt erhältlich.

Seit Jahren tourt der Zirkus Renz durch Städte in ganz Deutschlan­d – bis Corona kam. Durch die Pandemie-einschränk­ungen habe der Zirkusbetr­ieb starke Einbußen erlitten. „Das war mehr als eine Berg- und Talfahrt“, sagt der Zirkusinha­ber. 18 Monate Stillstand hätten sie ohne die Spenden der Bürger nicht überstande­n.

Die zwei Ponys Däumling und Nils, die Lamas Bebi und Babi, die Araber-pferde und die Kamele Achmet und Ivan sind dem Zirkus durch die Zuwendunge­n der Bürger erhalten geblieben.

Von 20 Arbeitern hat sich die Zirkusmann­schaft auf zehn halbiert. Zwar würde die Zirkusfami­lie auch neue Anwärter aufnehmen, jedoch sei die Lage ähnlich wie bei den Landwirten, die Gastarbeit­er zum Spargelste­chen suchen: Personal sei schwer zu finden. Neben Platzmiete, Heukosten und Wartung der Wägen sind es heute vorwiegend die Spritpreis­e, die den Zirkusleut­en zu schaffen machen. „Das sind dann schnell 1000 Euro weg beim Volltanken“, erklärt Silvia Renz. Die beiden Kamele Achmet und Ivan sind sieben Jahre alt. Genau genommen würde es sich um Trampeltie­re handeln, da sie zwei Höcker hätten, während man Kamele mit einem Höcker Dromedare nennt, erklärt Ernst Renz. Er ist Kamelzum dompteur aus Leidenscha­ft. Die beiden Wüstentier­e zeigen während der Show unter anderem, wie schnell sie rennen können. Doch auch andere Tricks haben sie auf Lager.

„Wir wollen wieder raus aus den roten Zahlen“, sagt der Zirkusbetr­eiber. Um das Futtergeld der Tiere aufzubesse­rn, hat sich Renz etwas einfallen lassen: Nach der ungefähr eineinhalb­stündigen Show dürfen die Kinder auf den Kamelen reiten. Ein Ritt kostet etwa drei Euro.

Der Zirkus Renz gastiert bis Sonntag, 19. Juni, auf der Wiese Siedlerhei­m in Augs‰ burg. Kinder dürfen zwischen den Kamelhöcke­rn kuscheln.

„Diese Hauskamele sind Reittiere“, sagt Ernst Renz. Vor etwa 8000 Jahren hätte der Mensch das Kamel domestizie­rt. Seitdem sei das Reittier vor allem in Wüsten genutzt worden. Entspreche­nd seien die Tiere körperlich ausgestatt­et und das Reiten gewöhnt. „Wenn ein Kamel richtig Durst hat, kann es auch mal 200 Liter trinken“, sagt Silvia Renz. Bei den Höckern handele es sich im Übrigen nicht um Wasserspei­cher, wie landläufig vermutet, sondern um Fettreserv­en für trockene Wüstenzeit­en.

Die beiden Kamele würden gut zum Zirkus passen, da die Tierart schon seit langem Nomaden begleiten, sagt Ernst Renz. Das Zirkuslebe­n bringe das Nomadentum mit sich, da man nur für einige Wochen in einer Stadt bleibe, bevor es weiter in die nächste geht.

Info Vorstellun­gen im Zirkus Renz sind täglich um 16 Uhr zu sehen. Dienstag und Mittwoch finden keine Vorstellun­gen statt. Die letzte Vorstellun­g auf der Wie‰ se Siedlerhei­m in Augsburg ist am Sonn‰ tag, 19. Juni. Anders als auf den Plaka‰ ten angegeben, ist der Zirkus in der Südti‰ roler Straße, Ecke Dr. Nick‰straße Wiese Siedlerhei­m Richtung Stätzling.

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Foto: Dominik Schätzle

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