Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auktion mit Kunst der Brücke
Gerlinger Sammlung in München versteigert
München Ein großer Andrang mit Promi-faktor, alle Werke verkauft, den Schätzpreis mit den Erlösen fast verdoppelt: Rainer Ohler vom Auktionshaus Ketterer Kunst in München war mit der ersten Auktion aus der „Brücke“-sammlung des Würzburgers Hermann Gerlinger mehr als zufrieden: „Unsere Erwartungen sind absolut übertroffen worden“, sagte Ohler.
Dabei stehe man erst am Anfang der Auflösung der tausend Stücke umfassenden Gerlinger-sammlung: Viele einfachere Papierarbeiten der „Brücke“-künstler waren unter den Losen – und ein paar Kuriositäten wie ein bemaltes Holzkästchen von Karl Schmidt-rottluff. Doch auch dieses Stück fand einen Liebhaber – für stolze 18.750 Euro. Ende des Jahres werde eine weitere Gerlinger-auktion noch einmal für eine Steigerung sorgen, glaubt Ohler: „Da werden wir einige wirklich spektakuläre Highlights anbieten.“
Schon die erste Abend-auktion war ein Ereignis – zumal zusätzlich zu den Kunstwerken aus der Gerlinger-sammlung noch sechzig weitere außergewöhnliche Werke vom Expressionismus bis zur Gegenwartskunst aus anderem Besitz unter den Hammer kamen, darunter Gemälde von Gerhard Richter, Emil Nolde oder Georg Baselitz.
Viele Werke der Gerlingersammlung erzielten stolze Preise: So zahlte ein Bieter für Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt „Wintermondnacht“625.000 Euro. „Kinder“von Erich Heckel kam für 1,345 Millionen Euro unter den Hammer. Das Aquarell „Leuchtturm“von Karl Schmidt-rottluff erzielte 162.500 Euro. Für dieses Bild interessierte sich auch ein prominenter Bieter, der sich im Auktionssaal dezent in die letzte Reihe gesetzt hatte: Tv-moderator Günther Jauch stieg aber frühzeitig aus.
Ein großer Teil der Werke der Gerlinger-sammlung wurde telefonisch ersteigert. Doch wer erwarb die Kunstwerke? Nachdem Gerlinger angekündigt hatte, seine Sammlung zu versteigern, hatte sich nicht nur in Würzburg die Sorge breit gemacht, die Bilder der „Brücke“-künstler könnten dauerhaft in Privat-tresoren weltweit verschwinden. Details zu den Käufern nennt das Auktionshaus nicht: „Die Werke aus der Sammlung Gerlinger gingen ganz überwiegend an deutsche Privatsammler“, teilt Ketterermann Ohler jedoch mit. Insgesamt erlösten die ersten 45 Werke aus der Gerlinger-sammlung rund 5,95 Millionen Euro.
H. Gerlinger