Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auf dem Gipfel ist der Bär los
Man ist immer beruhigt, wenn Nachrichten aus dem bayerischen Innenministerium eintreffen, weil dann stets der Subtext dranhängt: Alles im Griff. So auch in Zusammenhang mit der Sichtung eines Bären Ende April im südlichen Landkreis Garmisch-partenkirchen und dem G7-gipfel Ende Juni im nahen Elmau. In dessen Vorbereitungen fließe eine ständige Lagebewertung ein, teilt der Planungsstab der Polizei nun mit, und in die werde auch die Bärensichtung aufgenommen. „Wir stehen diesbezüglich bereits mit den zuständigen Behörden im Austausch.“Nichts kann die bayerische Polizei überraschen, heißt das übersetzt. Würden auch zwei Dinosaurier auf einem Kettcar mit abgefahrenen Reifen nicht schaffen.
Spannender ist deshalb die Frage, wer dieser Bär ist und warum er ausgerechnet jetzt (zufällig???) in eine Fotofalle getappt ist. Eine Inszenierung der Staatsregierung zum Zweck, an die Stärke der bajuwarischen Ordnungsmacht zu erinnern (in memoriam Bruno)? Eine Werbekampagne der dosenmilchproduzierenden Industrie („Nichts geht über Bärenmarke...“), wenn schon mal die dicken Geldbeutel der Weltherrscher vorbeischauen?
Oder ist es gar der Russische Bär, von Mütterchen Russland höchstselbst entsandt, in geheimdienstlicher Mission oder auch nur als beleidigter Hinweis darauf, dass der G7 einst ein G8 war? Und wenn es der Russische Bär sein sollte, warum sieht er dann nicht aus wie der gleichnamige Schmetterling aus der Unterfamilie der Bärenspinner? Und wenn er am Ende doch dieser Schmetterling ist, dann nennt man ihn zugleich auch Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria).
Herrje, das kommt also heraus, wenn die Welt in Elmau gastiert.