Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Unterwegs auf dem Schäferweg
Der Krater ist ein Freilichtmuseum der Erdgeschichte.
Mit 70.000 km/h raste der Asteroid auf das heutige Bayern zu. Er prallte auf und löschte alles Leben in dieser Gegend aus. Er hinterließ einen Krater mit einem Durchmesser von 25 Kilometern, das Nördlinger Ries. Seit dem Einschlag sind fast fünfzehn Millionen Jahre vergangen. Deutlich zeichnen sich die Kraterränder ab, während sich im flachen Becken ein Flickenteppich aus Dörfern und Feldern ausbreitet.
Die beste Wanderrunde im Ries ist der knapp 20 Kilometer lange Schäferweg mit Start am Nördlinger Freibad Marienhöhe. Wer den Rundweg komplett erwandern möchte, ist rund fünf Stunden un
Aber natürlich sind auch Etappen möglich. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und führt auch durch die Reviere der Wanderschäfer.
Mitten im Wald auf dem Galgenberg, der vor Jahrhunderten seinen Namen als Richtstätte bekam, ist der Hexenfelsen die erste Station dieser Wanderung. Der isoliert stehende Dolomitklotz zählt zum inneren Kraterring und dürfte zeitweise als Insel aus dem längst verschwundenen Kratersee geragt haben.
Nur fachkundige Augen entdecken auf dem Sockel Ablagerungen des Gewässers, ebenso wie ein Stück weiter auf den Gesteinsmassen des
Adlersbergs. Unterwegs hilft Geoparkführerin Carolin Schober-mittring, den Blick zu schärfen. „Wir bewegen uns hier durch ein Freilichtmuseum der Erdgeschichte“, sagt sie. Der Einschlagkrater gilt als einer der weltweit am besten erhaltenen und erforschten. Unterwegs führt eine Sonderschleife auf dem Lehrpfad Geotop Lindle ins Feuchtgebiet eines einstigen Steinbruchs. Es ist der Lebensraum von Gelbbauchunken. Nebenan gibt eine Aussichtsplattform den Blick auf den Astronauten-steinbruch frei, inzwischen ein Privatgelände.
„Im August 1970 waren die Astronauten der geplanten Apolloterwegs. 14-Mission zum Feldtraining im Ries, um im Krater zu lernen, was sie auf dem Mond können müssen“, erzählt Carolin Schober-mittring. „Astronauten waren ja keine Geologen, deshalb mussten sie hier einen Crashkurs in Geologie kriegen.“Noch heute absolvieren Astronauten der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) hin und wieder geologische Übungseinheiten im Ries, wie es auf der Website des Geoparks heißt.
Ein Unikat am Wanderweg ist der Suevit-steinbruch von Altenbürg. Suevit war das wichtigste Impaktgestein im Ries und Baumaterial für viele Gebäude in Nördlingen. Die Glasbomben im Gestein, „Flädle“genannt, entstanden durch die extreme Hitzeeinwirkung beim Einschlag. „Das waren bis zu 30.000 Grad“, sagt Schober-mittring.
Andreas Drouve