Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ganz in Ehrfurcht: Auf den Spuren von Roy Black

Eine Stadtführu­ng bringt den Teilnehmer­n den Schlagerst­ar näher – 31 Jahre nach seinem frühen Tod. Im Oktober gibt es ein weiteres Event zu Ehren des Sängers und Schauspiel­ers.

- VON STEFANIE SCHOENE

Schön sei er gewesen, der Roy Black, charmant und normal. Da sind sich die Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Roy-black-stadtführu­ng einig. Der Sänger und Schauspiel­er aus Straßberg bei Bobingen wurde zur Legende im deutschen Schlagerol­ymp. Bis zu seinem Tod 1991 verkaufte er weltweit 25 Millionen Tonträger, die Soap

„Ein Schloss am Wörthersee“flimmerte in Millionen deutschen und österreich­ischen Wohnzimmer­n über die Bildschirm­e. Sein

Leben wurde verfilmt, Fan-seiten im Internet, und Doubles, die mit den Covern seiner Songs Geld verdienen, halten Figur und Sound bis heute lebendig.

In Augsburg ist die Stele in der Gögginger Straße das einzig sichtbare Erinnerung­szeichen im öffentlich­en Raum. Hier lebte Gerd Höllerich, wie er mit bürgerlich­em Namen hieß, mit seinen Eltern ab 1958. Dass Augsburg diesen Sohn der Stadt nicht stärker würdigt, erstaunt

Roy Black die Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Führung der Regio Augsburg Tourismus. Sie sind aus Thüringen, Dortmund, sogar aus Tschechien angereist. Die kleine Gemeinscha­ft schlängelt sich unter Führung von Siegfried Forster im Samstagnac­hmittagstr­ubel durch die Innenstadt. Stefan Schwegler ist dabei, ein eingefleis­chter Fan. Seit 25 Jahren sammelt er Platten des Stars, vor allem die signierten. „Ich bin nicht fanatisch, gebe nicht die großen Sammlersum­men aus, aber ich mag seine Stimme und die Musik. Steckt ja auch ein bisschen Rock ’n’ Roll mit drin“, erklärt der 34-Jährige.

In Bobingen ist Roy Black präsent. Sein Grab in Straßberg ist ein Wallfahrts­ort. Hunderte, auch hochbetagt­e Fans aus ganz Deutschlan­d, der Schweiz und Österreich pilgern jährlich zu seinem Todestag am 9. Oktober dorthin. Die Erinnerung­sgalas, die in der Bobinger Singoldhal­le stattfinde­n, und bei denen sich nicht nur die Fangemeind­e, sondern auch ehemalige Musikerkol­legen des Künstlers treffen, sind für Schwegler ein Muss. „Es geht einem das Herz auf, wenn an ihn mit seiner Musik erinnert wird“, findet er. Dass Roy Black in Augsburg nahezu unsichtbar ist, versteht er

Das Holbein‰gymnasium würdigt seinen berühmten Schüler mit einer Gedenk‰ ecke.

nicht. Ein zentraler Ort im Leben des Gerd Höllerich war das Holbein-gymnasium. Hier gründete er seine Schulband „The Cannons“, die im Neubau auf der südlichen Seite der Hallstraße Anfang der 60er-jahre ein legendäres Rockkonzer­t gab. Abitur machte er auch – allerdings, so erklärt Siegfried Forster vom Regio Augsburg Tourismus während der Führung – sei das Abiturzeug­nis trotz Recherchen noch nie gesichtet worden. Das Holbein ehrt seinen berühmten Exschüler mit einer kleinen Gedenkecke und Bildern von diesem Auftritt in den 1960er-jahren. 2013 packten die Musiker der „Cannons“

Diese Büste von Roy Black ist in Göggin‰ gen zu finden. Dort hat er lange Zeit ge‰ wohnt.

hier nochmals ihre Gitarren aus und gaben in Erinnerung an ihren berühmten Kollegen ein Benefizkon­zert.

„Charlys Affenstall“im Spickel, Big Apple (später Kerosin, Gögginger Straße), die Kasernen-clubs der Amerikaner – viele Orte stehen in Augsburg mit Roy Black in Verbindung. Im Moritzsaal jedoch gelang der Durchbruch. Im September 1963 brachte er hier auf einem Schülerbal­l 800 Jugendlich­e derart zum Toben, dass die Menge schließlic­h die Bühne stürmte. Zwei Schülerinn­en seien ohnmächtig geworden, wie Siegfried Forster vor Ort berichtet. Ganz klar ist es nicht, wie der Produzent Hans Bertram von diesem Konzert erfuhr. Belegt ist, dass er sich daraufhin die Daten des jungen Sängers im Holbein-gymnasium besorgte, und im August 1964 wurde aus dem Rocker Gerd Höllerich der Schlagersä­nger Roy Black. Die Industrie vermarktet­e ihn zum größten Star der Szene, nach vielen Hochs und einigen Tiefs starb er 1991 an Herzversag­en.

Nach Mozart, Fugger, Brecht, Renaissanc­e und Wasser würde Götz Beck, Geschäftsf­ührer der Regio Augsburg, auch Roy Black gerne zur Marke machen. Für ein Museum reiche es noch nicht, sagt er. Aber die Sehnsucht nach dem Schlager der 70er sei da. Und weil Black mehrere Auftritte in der früheren Kongressha­lle hatte, wird es zum 50. Bestehen des Kongress am Park ein Revival geben. Die Roy-blackgala steige laut Beck am 8. Oktober 2022. Moderieren wird der Sänger, TV- und Rundfunk-produzent Kay Dörfel, der mit Roy-black-shows im In- und Ausland tourt. Dörfel begleitete auch die Führung Forsters zu den Augsburger Lebensstat­ionen des Künstlers und verspricht: „Wir werden ihn wiederbele­ben, seine Erfolge und sein dramatisch­es Leben würdigen.“

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Foto: Ulrich Wagner
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Foto: Michael Hochgemuth
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