Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warum es ein spezielles Trikot sein muss
Wer weiß, wann er genau dieses Trikot mal brauchen kann. Es könnte ja durchaus sein, dass es in seinem Wert steigt und Luka Modric eines Tages froh ist, es auf dem freien Markt anbieten zu können. Immerhin ist Kylian Mbappé kein ganz schlechter Fußballer. Bei Real Madrid mag sich die Ansicht über den Franzosen leicht gewandelt haben, seine grundsätzliche Klasse aber werden ihm auch die Spanier nicht absprechen. Also war es irgendwie recht weitsichtig von Modric, dass er sich nach dem Nations-league-spiel seiner Kroaten gegen Frankreich ausgerechnet Mbappés verschwitztes Shirt gesichert hatte. Er hätte auch Antoine Griezmann fragen können. Oder Karim Benzema und Christopher Nkunku. Den Franzosen mangelt es nicht an Weltklassespielern. Im Kabinengang aber wagte sich Modric an Mbappé heran – der ging freudig darauf ein.
Viel hat nicht gefehlt, und die beiden wären in der neuen Saison zusammen in einer Kabine gesessen. Modric hätte noch nach Hose, Socken und Unterwäsche fragen können. Auf dem kurzen Dienstweg. Real Madrid hatte sich lange bemüht, den französischen Stürmer zu verpflichten. Vieles deutete schon auf einen Transfer hin, ehe der 23-Jährige sich doch entschied, weiter bei Paris St. Germain zu bleiben. Der Eiffelturm, der Louvre, die Kathedrale Notre-dame, es gibt viel zu sehen in Frankreichs Hauptstadt. Womöglich mag auch die Bezahlung beim ortsansässigen Top-klub ganz anständig sein, das aber spielt bei solchen Arbeitsplatzentscheidungen selten eine Rolle. Behaupten zumindest etliche Fußball-profis.
Luka Modric ist auch kein ganz Schlechter seiner Zunft. Der Mittelfeldstratege verwandelte den Elfmeter zum 1:0-Sieg der Kroaten, was Frankreich in eine kleine Fußball-depression stürzte. Das belastet die Fans von Real Madrid weniger, sie ärgerten sich dem Vernehmen nach mehr über den Trikottausch ihres Helden Modric mit dem Möchtegern-stürmer Mbappé. Wie nur konnte der Kroate sich ausgerechnet dieses Shirt aussuchen? Ein spanischer Tv-journalist redete sich richtig in Rage: „Wisst ihr, dass Mbappé alle Madrilenen ausgelacht hat? Und Modric, Anführer von Real Madrid, fragt ihn nach seinem Trikot! Findet ihr nicht, dass das schrecklich ist?“, fragte er die Tv-zuschauer. Vielleicht aber steckt auch ein Plan dahinter. Das Trikot mit seinem Namen bringt Modric schon einmal mit nach Madrid. Nächster Schritt wäre es, den Spieler selbst nach Spanien zu lotsen. Wenn ihn denn dort noch einer will.