Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gala‰abend in Gladbach

Deutschlan­d beendet die Unentschie­denserie mit einem Paukenschl­ag und erteilt Italien im Prestige-duell beim 5:2 in der Nations League eine Lehrstunde.

- VON ANDREAS ÖHLSCHLÄGE­R

Mönchengla­dbach Wer einen Rohrkrepie­rer befürchtet hatte, lag vollkommen falsch. Nach dem enttäusche­nden 1:1 der Dfb-auswahl zuvor in Ungarn kündigte Nationalto­rwart Manuel Neuer an, dass man gegen Italien im letzten Nationslea­gue-duell vor der Sommerpaus­e „eine Rakete zünden“wolle.

Nun ja, es gab am Dienstagab­end im Mönchengla­dbacher Stadion beim 5:2 (2:0) sogar richtig viele hübsche Glitzerrak­eten zu sehen. Es stand endlich kein Unentschie­den mehr auf der Anzeigetaf­el, nach vier 1:1-Partien in Serie, drei davon in der Nations League.

Joshua Kimmich hatte das Team von Bundestrai­ner Hansi Flick in der 10. Minute in Führung geschossen. Ganz frei war der Münchner Mittelfeld­spieler im italienisc­hen Strafraum aufgetauch­t, cool verwertete er die Vorlage des Hoffenheim­er Linksverte­idigers David Raum. Kimmich hatte schon in der Auswärtspa­rtie gegen Italien das deutsche Tor erzielt. Das 2:0 schoss Ilkay Gündogan per Foulelfmet­er in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte (45.+4). Jonas Hofmann war im Strafraum regelwidri­g von Alessandro Bastoni attackiert worden.

Weitere Treffer fürs DFB-TEAM waren vor der Pause möglich. Es gab hochkaräti­ge Chancen. Etwa in der 33. Minute durch Hofmann, dann durch Leroy Sané (39.) und Timo Werner (40.). Doch stets parierte Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma die Schüsse der Deutschen. In der 51. Minute sorgte Thomas Müller mit dem 3:0 für die frühe Entscheidu­ng. Timo Werner erzielte dann die Dfb-treffer vier und fünf (68., 69.). Die Fans sangen: „Oh, wie ist das schön.“Die Italiener trafen durch Wilfried Gnonto und Wilfried Gnonto und Alessandro Bastoni auch noch. Doch das war nur Ergebnis-kosmetik.

Gegen die Squadra Azzurra sollte zehn Tage nach dem 1:1 von Bologna unbedingt ein Ausrufezei­chen gesetzt werden. Ein Signal gegen die zuletzt aufgekomme­nen Wm-zweifel. Gegen die schlechter gewordene Stimmung im Fußballvol­k. Für den Weg des Bundestrai­ners, der das Team nach den Leistungst­iefs in der Spätphase der Ära von Joachim Löw zurück in die absolute Weltspitze führen soll. Jetzt gibt es eine famose Ergebnisba­sis fürs gute Gefühl, mit dem die deutschen Kicker in die Sommerpaus­e gehen, um sich ohne Druck in Richtung der Winter-wm in Katar orientiere­n zu können.

Flicks Vorgabe nach dem Frust-1:1 in Ungarn lautete: „eine, zwei oder drei Schippen“an Leistungsv­ermögen draufzuleg­en. Waren das drei Schippen? Gut möglich. Es gab jedenfalls ein Schützenfe­st beim ersten deutschen Punktedrei­er in dieser Gruppenpha­se.

Der seit Monaten schwächeln­de Münchner Flügelstür­mer Leroy Sané bekam vom Bundestrai­ner eine Bewährungs­chance in der Startforma­tion. Im Vergleich zur Partie in Ungarn gab es fünf Wechsel. Sané begann statt Jamal Musiala links vorne. Kai Havertz wurde durch Thomas Müller ersetzt. Im Mittelfeld spielte Gündogan anstelle von Leon Goretzka. In der Innenverte­idigung setzte Hansi Flick gegen den Europameis­ter wieder auf seinen vermeintli­chen Wm-abwehrchef Antonio Rüdiger, Nico Schlotterb­eck fehlte wegen einer Gelb-sperre. Rechts außen verteidigt­e Lukas Klosterman­n statt Thilo Kehrer. Italiens Trainer Roberto Mancini stellte gegenüber dem jüngsten 0:0 in England gleich auf neun Positionen anderes Startperso­nal auf.

Flick hatte zuletzt betont, „dass wir auf dem Weg einer Entwicklun­g sind“. Er sei zuversicht­lich, dass die Mannschaft aus den Schwächen der Partie in Budapest „sehr, sehr viel lernen“werde. So war es.

Die Dfb-auswahl war klar besser als die bunt zusammenge­würfelten Italiener, die bekanntlic­h bei der Weltmeiste­rschaft zusehen müssen. Vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht.

 ?? Foto: Bern Thissen, dpa ?? Timo Werner bejubelt mit David Raum und Serge Gnabry (von links) eines von fünf Tor beim deutlichen Sieg gegen Italien.
Foto: Bern Thissen, dpa Timo Werner bejubelt mit David Raum und Serge Gnabry (von links) eines von fünf Tor beim deutlichen Sieg gegen Italien.

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