Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Galaabend in Gladbach
Deutschland beendet die Unentschiedenserie mit einem Paukenschlag und erteilt Italien im Prestige-duell beim 5:2 in der Nations League eine Lehrstunde.
Mönchengladbach Wer einen Rohrkrepierer befürchtet hatte, lag vollkommen falsch. Nach dem enttäuschenden 1:1 der Dfb-auswahl zuvor in Ungarn kündigte Nationaltorwart Manuel Neuer an, dass man gegen Italien im letzten Nationsleague-duell vor der Sommerpause „eine Rakete zünden“wolle.
Nun ja, es gab am Dienstagabend im Mönchengladbacher Stadion beim 5:2 (2:0) sogar richtig viele hübsche Glitzerraketen zu sehen. Es stand endlich kein Unentschieden mehr auf der Anzeigetafel, nach vier 1:1-Partien in Serie, drei davon in der Nations League.
Joshua Kimmich hatte das Team von Bundestrainer Hansi Flick in der 10. Minute in Führung geschossen. Ganz frei war der Münchner Mittelfeldspieler im italienischen Strafraum aufgetaucht, cool verwertete er die Vorlage des Hoffenheimer Linksverteidigers David Raum. Kimmich hatte schon in der Auswärtspartie gegen Italien das deutsche Tor erzielt. Das 2:0 schoss Ilkay Gündogan per Foulelfmeter in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+4). Jonas Hofmann war im Strafraum regelwidrig von Alessandro Bastoni attackiert worden.
Weitere Treffer fürs DFB-TEAM waren vor der Pause möglich. Es gab hochkarätige Chancen. Etwa in der 33. Minute durch Hofmann, dann durch Leroy Sané (39.) und Timo Werner (40.). Doch stets parierte Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma die Schüsse der Deutschen. In der 51. Minute sorgte Thomas Müller mit dem 3:0 für die frühe Entscheidung. Timo Werner erzielte dann die Dfb-treffer vier und fünf (68., 69.). Die Fans sangen: „Oh, wie ist das schön.“Die Italiener trafen durch Wilfried Gnonto und Wilfried Gnonto und Alessandro Bastoni auch noch. Doch das war nur Ergebnis-kosmetik.
Gegen die Squadra Azzurra sollte zehn Tage nach dem 1:1 von Bologna unbedingt ein Ausrufezeichen gesetzt werden. Ein Signal gegen die zuletzt aufgekommenen Wm-zweifel. Gegen die schlechter gewordene Stimmung im Fußballvolk. Für den Weg des Bundestrainers, der das Team nach den Leistungstiefs in der Spätphase der Ära von Joachim Löw zurück in die absolute Weltspitze führen soll. Jetzt gibt es eine famose Ergebnisbasis fürs gute Gefühl, mit dem die deutschen Kicker in die Sommerpause gehen, um sich ohne Druck in Richtung der Winter-wm in Katar orientieren zu können.
Flicks Vorgabe nach dem Frust-1:1 in Ungarn lautete: „eine, zwei oder drei Schippen“an Leistungsvermögen draufzulegen. Waren das drei Schippen? Gut möglich. Es gab jedenfalls ein Schützenfest beim ersten deutschen Punktedreier in dieser Gruppenphase.
Der seit Monaten schwächelnde Münchner Flügelstürmer Leroy Sané bekam vom Bundestrainer eine Bewährungschance in der Startformation. Im Vergleich zur Partie in Ungarn gab es fünf Wechsel. Sané begann statt Jamal Musiala links vorne. Kai Havertz wurde durch Thomas Müller ersetzt. Im Mittelfeld spielte Gündogan anstelle von Leon Goretzka. In der Innenverteidigung setzte Hansi Flick gegen den Europameister wieder auf seinen vermeintlichen Wm-abwehrchef Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck fehlte wegen einer Gelb-sperre. Rechts außen verteidigte Lukas Klostermann statt Thilo Kehrer. Italiens Trainer Roberto Mancini stellte gegenüber dem jüngsten 0:0 in England gleich auf neun Positionen anderes Startpersonal auf.
Flick hatte zuletzt betont, „dass wir auf dem Weg einer Entwicklung sind“. Er sei zuversichtlich, dass die Mannschaft aus den Schwächen der Partie in Budapest „sehr, sehr viel lernen“werde. So war es.
Die Dfb-auswahl war klar besser als die bunt zusammengewürfelten Italiener, die bekanntlich bei der Weltmeisterschaft zusehen müssen. Vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht.