Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das große Vorbild war Bruce Lee
Ecevit Caliskan betreibt seit 30 Jahren Karate. Auch in seinem Beruf als Polizeibeamter kann er davon profitieren. Diese sportlichen Ziele treiben ihn noch an.
Richtig zupacken, das kann Ecevit Caliskan. Sei es als Polizist in Uniform, oder auch auf der Matte. In nur wenigen Handgriffen bringt er seinen Gegenüber mit einer speziellen Hebel- oder Grifftechnik zu Fall. Schnell wird klar, gewöhnliche Handgriffe, die jeder Polizist in der Grundausbildung lernt, sehen definitiv anders aus.
Der 46-jährige Polizeibeamte betreibt in seiner Freizeit Kampfsport. Um genau zu sein Jiu-jitsu-karate, ein spezieller Stil des traditionellen Karate. Der Fokus hierbei liegt vorrangig auf Schlagen, Treten und Stoßen und dient primär der Selbstverteidigung. Seine Leidenschaft zum Sport begann früh, noch vor seiner beruflichen Karriere als Polizist. Als einer der ersten Schüler des damaligen Dojo-gründers Gerhard Jung fing sein Training 1992 an. Vier Jahre später entschied sich der Türke nach seinem Fachabitur für den Polizeidienst. Mittlerweile ist er seit 30 Jahren Mitglied der Jiu-jitsukarate-schule Augsburg und trainiert immer noch regelmäßig.
Im 30-jährigen Jubiläumslehrgang vor drei Wochen wurden Mitglieder der Schule für eine langjährige Vereinszugehörigkeit ausgezeichnet. Unter ihnen auch Polizist Caliskan. „Er ist von allen noch am längsten dabei“, betont Patrick Ramponi, Dojo-leiter. Er selbst übernahm die Schule in Augsburg vor vier Jahren.
Zum Kampfsport ist Caliskan rein zufällig gekommen. Der damals 16-Jährige war ein großer Fan von Actionfilmen. Seine großen Vorbilder zu dieser Zeit waren Kampfkünstler Bruce Lee und der türkische Karatemeister Cüneyt Arkin. Wie es der Zufall wollte, wurde Caliskan durch einen Werbeflyer auf die Neugründung der Jiu-jitsu-karate-schule in Augsburg im Jahr 1992 aufmerksam. „Das hat mich dazu gebracht, zum Probetraining zu gehen“, erklärt Caliskan. Seit diesem Tag prägt und bestimmt Karate maßgeblich sein Leben. Privat, aber auch im Polizeiberuf ist Jiu-jitsu-karate für Caliskan „eine sehr große Unterstützung und Hilfe.“
Bereits während seiner Ausbildung profitierte der 46-Jährige von seinem Hobby. Durch seine Vorerfahrung in der Selbstverteidigung hatte er gegenüber seinen Kollegen einen Vorteil. „Ich war praktisch einen Sprung voraus“, fügt er hinzu.
In seiner Zeit als junger Streifenpolizist habe ihn das erlernte Karate-wissen stets begleitet. Neben der Selbstbeherrschung, in prekären Situationen nicht die Kontrolle zu verlieren, steigerte der Sport auch seine Selbstdisziplin und sein Selbstvertrauen. Mittlerweile arbeitet Caliskan als Kriminalhauptkommissar und verbringt die meiste Zeit am Schreibtisch. Auf Kosten der körperlichen Fitness. Um diese stetig hochzuhalten, gehen viele seiner Kollegen joggen, spielen Fußball oder fahren Ski. Caliskan hält sich durch Karate fit. „Nach anstrengenden Arbeitstagen ist das auch ein guter Ausgleich zum Arbeitsstress“, betont er. Mit Mitte 40 probt er im Training regelmäßig noch immer den Ernstfall. „Da gehört er wahrscheinlich zu den wenigen Polizisten, die für solche Situationen noch ein Gespür haben“, sagt Ramponi.
Sportlich gesehen läuft es für den Polizeibeamten gut. Vergangenes Jahr legte er die Prüfung zum vierten Dan, der vierten Schwarzgurtprüfung, ab. „In unserer Schule ist es der höchste Dan. Das erfordert langes Training“, betont Ramponi. Solange es gesundheitlich noch geht, möchte Caliskan weiter Karate machen. Sein Ziel ist es, irgendwann noch den fünften Dan zu erreichen.