Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Wacken des Südens

Wie in Markt Wald ein Privatmann und das Dorf ein Rockfestiv­al auf die Beine stellen.

- VON OLIVER REISER

Markt Wald Nach zweijährig­er Corona-pause feierten die Fans über Pfingsten beim Rock am Ring, Rock im Park und Modular-festival ohne Kontaktbes­chränkunge­n wieder kräftig ab. Aber auch ein kleines Festival hat durchgehal­ten: Am Samstag, 18. Juni, findet in Markt Wald im Landkreis Unterallgä­u zum dritten Mal das Rock n’ Locfamilie­nfestival statt. Veranstalt­et wird es von einem Privatmann, aber wenn es laut wird in Markt Wald, hilft das ganze Dorf mit. Die Faschingsg­esellschaf­t übernimmt die Bewirtung, die Dorfjugend stellt das Zelt auf, die Feuerwehr regelt den Verkehr, Landwirte stellen ihre Wiesen als Parkplätze zur Verfügung und die Mitarbeite­r der Gemeinde sorgen für die Absperrung­en. Sie alle haben dazu beigetrage­n, dass die 2300-Einwohner-gemeinde in den Stauden als „Wacken des Südens“bezeichnet wird.

„Begonnen hat alles mit meiner Leidenscha­ft für Bonfire“, sagt Organisato­r Hubert Teichmann. Schon immer war er ein großer Fan der deutschen Rockgruppe, die in den 70er Jahren auf einer Stufe mit den Scorpions standen. Daraus entstand eine enge Freundscha­ft, die darin gipfelte, dass der ehemalige Geschäftsf­ührer der Staudenbah­n sogar eine Dieselloko­motive mit dem Logo der Ingolstädt­er Band auf die Schiene brachte.

2017 organisier­te der Fischacher erstmals das „Masters of Rock“in der Staudenlan­dhalle. Neben Bonfire traten Michael Bormann mit seiner Band Jaded Hard, eine Kissund eine Ac/dc-coverband auf. Ein Jahr später gab es das Ganze eine Nummer kleiner als Firmenfest der Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden, als erstmals in Markt Wald gerockt wurde. Daraus entstand das Rock n’ Loc-festival auf dem Gelände des Bahnhofs im Ortsteil Arnhofen. Dort ist seitdem das 1000 Personen fassende Zelt aufgestell­t, mehrere Eisenbahnw­agons der Staudenbah­n, die auch die Gäste vom Augsburger Hauptbahnh­of nach Markt Wald bringen wird, dienen als Garderobe und Backstageb­ereich. Und die Bands aus der Melodic Hard-rock-szene wurden immer populärer: Axxis, Maverick, 20 Dark Seven, Devicious oder Crystall Ball gaben ihre Visitenkar­te ab. Sie alle schwärmten von der familiären Atmosphäre. In der Tat: Die

Künstler kann man vor oder nach ihrem Auftritt bei der Essensausg­abe oder an der Bar treffen und hautnah erleben.

Für 2020 waren die seit 30 Jahren bestehende­n Hardline, die Newcomer Eclipse und die Sleaze-rockgrößen von Crazy Lixx als Headliner angekündig­t. Dann kam Corona. Doch im Gegensatz zu anderen kleinen Festivals hat das Rock n’ Loc-festival in Markt Wald die zweijährig­e Zwangspaus­e überlebt.

Innerhalb der letzten zweieinhal­b Monate hat Hubert Teichmann das Event zusammen mit dem bekannten Booker Nikolas Krofta wieder aus dem Boden gestampft. Und die beiden schwedisch­en Topbands Eclipse und Crazy Lixx sind erneut dabei. Doch darüber hinaus ist ein weiterer Coup gelungen. Mit Ronnie Atkins kommt eine Ikone des Genres. Der Sänger der seit mehr als 40 Jahren bestehende­n dänischen Kultband Pretty Maids hat nicht nur vor 10.000 Besuchern in Wacken gespielt, sondern mit dem Rockopera-projekt Avantasia vor 100.000 Zuschauern in Südamerika. Nach Gastspiele­n in Göteborg und Kopenhagen schlägt er nun in den Stauden auf.

„Eine Legende in Markt Wald“, kann es Hubert Teichmann kaum fassen. Weiter mit dabei sind am 18. Juni Second Reign aus der Schweiz, Michael Schinkel’s Eternal Flame, Meroe, Jimmy Gee und die Lokalmatad­ore Mystic Prophecy aus Bad Grönenbach im Allgäu. „Bevor die portugiesi­sche Corona-variante oder die Affenpocke­n wieder das Geschehen bestimmen, sollten wir noch einmal richtig abfeiern“, rät Hubert Teichmann, der 600 bis 800 Besucher erwartet.

Karten gibt es unter www.reservix.de

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Foto: Oliver Reiser Das Rock n’ Loc‰festival findet 2022 wieder statt.

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