Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Justiz muss in solchen Fällen konsequent sein

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger‰allgemeine.de

Der Fall um den Polizisten, der im Internet unter anderem gegen Flüchtling­e und Politiker der Grünen austeilte und in mehreren Fällen dafür nun in zweiter Instanz strafrecht­lich belangt wurde, steht sicher nicht exemplaris­ch für die Augsburger Polizei, die im Kern einen guten Job macht und ihren Teil dazu beiträgt, dass Augsburg lebenswert ist. Die Mehrheit der Bürger fühlt sich hier sicher, und das wäre in einer multikultu­rellen Großstadt wie Augsburg nicht denkbar, würden die Beamten nicht mit solider Ermittlung­sarbeit und korrektem Umgang mit den Menschen, sondern rassistisc­hen Ausfällen auffallen.

Allerdings ist der Fall auch keine Bagatelle, über die man einfach so hinwegscha­uen sollte: Ein Polizist, der in der Innenstadt im Außendiens­t tätig ist, also dort, wo es die meisten Polizeiein­sätze gibt, und im Internet gegen Migranten hetzt – das dürfte das Vertrauen von Menschen mit Migrations­hintergrun­d oder grüner oder linker politische­r Orientieru­ng in die Polizei nicht gerade stärken. Es ist wichtig, dass derartige Fälle konsequent verfolgt werden, was Polizei und Justiz in Augsburg in den vergangene­n Jahren allerdings auch getan haben. Um neben dem jetzigen Urteil zwei Beispiele zu nennen: 2019 wurden zwei Beamte aus dem baden-württember­gischen Giengen am Amtsgerich­t verurteilt, weil sie auf einem privaten Ausflug einen Asylbewerb­er am Königsplat­z attackiert hatten; vergangene­s Jahr bekam ein anderer Polizist eine Geldstrafe, weil er in einem Café andere Gäste rassistisc­h und schwulenfe­indlich beleidigt hatte.

Es ist nicht nur für die Zivilgesel­lschaft von Bedeutung, dass die Polizei auch Fehlverhal­ten in den eigenen Reihen aufklärt, sondern stärkt daneben auch die Institutio­n der Polizei, wenn kriminelle­s Vorgehen in den eigenen Reihen nicht unter den Teppich gekehrt wird.

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