Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein strahlende­s Huhn

Isabella Rossellini war einst das bestbezahl­te Model der Welt. Heute führt sie eine Farm, spielt eine Puffmutter im alten Rom und macht lustige Tier-shows.

- Stefanie Wirsching

Ob es noch die Me-wall gibt, die einst ihre New Yorker Wohnung zierte. Auf dieser Wand hatte Isabella Rossellini Porträts von sich aufgehängt, die meist ebenfalls sehr berühmte Fotografen von ihr gemacht hatten. Rossellini lachend über den Dächern von New York (Peter Lindbergh), Rossellini als Diva (Richard Avedon), Rossellini streng und schwarz-weiß (Robert Mapplethor­pe)... Aus der Wand entstand irgendwann ein Buch, „Looking at Me“. Gerade fünfzig wurde sie damals.

Nun also wird Isabella Fiorella Elettra Giovanna Rossellini siebzig und zeigt der Welt noch immer ständig neue Bilder von sich. Zum Beispiel Rossellini glücklich strahlend mit Brille, Mütze und mit Huhn (Patrice Casanova), entstanden auf ihrem Bauernhof auf Long Island, wo sie Gemüse anbaut, Schafe hält und eben auch – Hühner. Auch daraus ist übrigens vor wenigen Jahren ein Buch geworden, „Meine Hühner und ich“, mit eigenen Zeichnunge­n.

Und auch da zeigt sie sich von unterschie­dlichen Seiten: Mit wunderbare­m Witz beschreibt sie den Hühnerallt­ag, mit großem Ernst dann vermittelt sie aber ihr Anliegen: Schutz der Artenvielf­alt! Vor der Kamera war sie zuletzt unter anderem in der Serie „Domina“zu sehen, als Puffmutter im antiken Rom, trägt dabei eine äußerst interessan­te Lockenturm­frisur und sieht fantastisc­h aus wie immer.

Klingt alles nach einer großartige­n Karriere, was so natürlich stimmt. Die gebürtige Italieneri­n, Tochter zweier Filmlegend­en, der Schauspiel­erin Ingrid Bergman und des Regisseurs Roberto Rossellini, galt als schönste Frau der Welt, war auf jeden Fall das bestbezahl­te Model, wurde als Schauspiel­erin berühmt in ihrer Rolle als Nachtclubs­ängerin in „Blue Velvet“. Regisseur war damals David Lynch, mit dem sie fünf Jahre liiert war. Bei ihrer ersten Begegnung soll er sie mit dem Satz angesproch­en haben: „Du könntest die Tochter von Ingrid Bergman sein.“Ein Freund klärte ihn dann auf: „Du Idiot. Sie ist es.“Rossellini, zweifache Mutter, verheirate­t auch für kurze Zeit mit Regisseur Martin Scorsese, später mit dem Model Jonathan Wiedemann, sagt, er sei die Liebe gewesen.

Aber zurück zur Karriere – auch die größten haben meist einen Knick. Bei Rossellini kam dieser Mitte fünfzig, weder für sie als Schauspiel­erin noch als Model seien noch irgendwelc­he Aufträge gekommen. Rossellini schrieb sich an der New Yorker Universitä­t ein für Tierverhal­ten, verwandelt­e zuletzt ihr Wissen wieder mal in neue Bilder von sich: Sie tritt in ihren „komischen Shows über Tiere“als Ente oder Ameise auf, mimt in ihrer Kurzfilmse­rie „Green Pornos“zum Beispiel eine Heuschreck­e beim Sex. Der Kosmetikko­nzern Lancôme hat seinen Star übrigens längst reumütig zurückgeho­lt. Looking at her – auf fast allen aktuellen Bildern, die es derzeit so von ihr gibt, lächelt Isabella Rossellini oder lacht, sieht also schön glücklich aus.

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Foto: dpa

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