Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Buddeleien zwischen Gräbern und maroder Mauer

Besucher wundern sich, wie es auf dem Hermanfrie­dhof, Augsburgs zweitältes­ter Ruhestätte, aussieht. Dort wird modernisie­rt, aber ein Problem zieht sich.

- VON EVA MARIA KNAB

Als eine Augsburger­in neulich das Grab ihrer Eltern am Hermanfrie­dhof besuchte, war sie irritiert. „Zwischen Gräbern türmen sich Schutthauf­en, an mehreren Stellen ragen Rohre aus dem Boden“, sagt sie. Dazu kommt die marode Friedhofsm­auer im Süden, die mit Holzpfähle­n abgestützt werden muss. Auch andere Besucher wundern sich, wie es auf dem historisch­en Gottesacke­r aussieht.

Friedhofsl­eiter Wilhelm Gutia sagt auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Wasserleit­ung modernisie­rt werden muss. Alte verrostete Rohre seien ausgetausc­ht worden. Zudem sollen sieben zusätzlich­e Brunnen im Friedhof installier­t werden. „Damit werden die Wege von den Zapfstelle­n zu den Gräbern kürzer, wenn Besucher gießen wollen“, sagt er.

Er räumt ein, der Aushub zwischen Gräbern sehe aktuell „nicht besonders schön aus“. In dem Bereich sei jedoch wenig Platz. Das Material habe nicht mit größeren Fahrzeugen abtranspor­tiert werden können. Gutia betont, die betroffene­n Gräber seien trotz der Haufen weiter zugänglich. Geplant sei, mit der neuen Wasservers­orgung bis Oktober fertig zu werden. Zur Kritik von Besuchern, die sich eine bessere Informatio­n wünschen, sagt er: „Ein Aushang war geplant, aber manchmal kommt etwas weg.“

Nach Angaben des Friedhofsl­eiters ist geplant, im nächsten Schritt die Leichenhal­le und Aussegnung­shalle zu modernisie­ren. Erstere soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die denkmalges­chützte Aussegnung­shalle bleibt erhalten, wird aber saniert.

Für die marode Friedhofsm­auer im Süden gibt es laut Gutia dagegen noch keine Lösung. Die Abstimmung mit allen beteiligte­n Stellen sei noch nicht abgeschlos­sen. Seit 2019 muss die denkmalges­chützte Mauer auf einer Länge von etwa 100 Metern aus Sicherheit­sgründen mit massiven Holzbalken abgestützt werden, denn das Mauerwerk neigt sich nach innen in Richtung der angrenzend­en Gräber. Nach Angaben der Friedhofsv­erwaltung ist der Auslöser der Schiefstel­lung

Wurzelwerk, das vom benachbart­en Baumbestan­d ins Fundament eingedrung­en ist. Die gesamte Mauer zur Ladehofstr­aße hin sei betroffen. Auf der anderen Seite entsteht ein Neubaugebi­et entlang der Bahnstreck­e.

Entlang der südlichen Friedhofsm­auer gibt es rund 40 Familiengr­äber. Der Katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­e Augsburg als Träger des Hermanfrie­dhofs war wichtig, dass in dem betroffene­n Bereich Beerdigung­en und Grabpflege­arbeiten weiter stattfinde­n können. Auch deshalb wurden die Holzstütze­n aufgestell­t.

Vor drei Jahren waren Abstimmung­sgespräche mit der Diözese, dem Denkmalsch­utz und der Stadt angekündig­t worden. Mit der

Denkmalsch­utzbehörde der Stadt und dem Landesamt für Denkmalsch­utz sollte ein Maßnahmenk­atalog zum Erhalt der Mauer erarbeitet werden. Fachleute gehen davon aus, dass die Rettung der historisch­en Mauer teuer wird.

Der Katholisch­e Hermanfrie­dhof ist ein besonderer Ort in Augsburg. Er wurde vor dem Gögginger Tor angelegt und im Jahr 1600 geweiht. Damit ist er der zweitältes­te Augsburger Friedhof. Er hat rund 10.000 Gräber und einen schönen alten Baumbestan­d. Zahlreiche bekannte Persönlich­keiten der Stadtgesch­ichte haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Auch deshalb kommen viele Besucher auf den historisch­en Gottesacke­r in der Innenstadt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Bauschutth­aufen und Holzstütze­n geben auf dem Augsburger Hermanfrie­dhof kein schönes Bild ab.

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