Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lebensmitt­el schätzen lernen

Tonnenweis­e Nahrungsmi­ttel landen jeden Tag im Müll. Neben Obst und Gemüse werden viele Backwaren weggeworfe­n. Dabei stecken in einem Brot viel Zeit und gute Zutaten.

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER, DPA

In der großen Backstube rattern und wirbeln die Maschinen. Die Bäcker schieben große Bottiche mit Teig oder fertig geformte Brotlaibe in Regalen durch die Halle. Und überall duftet es nach frisch Gebackenem. Da machen alle Kinder große Augen. In weißen Kitteln und mit Haarnetzen auf dem Kopf stehen sie vor einem riesigen Quirl. Die Maschine knetet unermüdlic­h Teig in gewaltigen Mengen. Die Grundschül­erinnen und Grundschül­er schauen sich eine Bäckerei an. Dort können sie beobachten, wie die Bäcker massenhaft Brote backen. Brot und Brötchen verspeisen die Leute in Deutschlan­d viel und häufig. Doch weil sich Backwaren nicht ewig halten, werden sie oft weggeworfe­n. „Allein in Deutschlan­d landen im Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmitt­el auf dem Müll“, sagt Wenke Heuts. Sie setzt sich in einem Verein dafür ein, Lebensmitt­el vor dem Müll zu bewahren. „Neben Obst und Gemüse wird besonders viel Brot weggeschmi­ssen“, erklärt sie.

Die Backwaren, die hinterher im Müll landen, bleiben meist in Supermärkt­en und manchen Bäckereien kurz vor Ladenschlu­ss noch übrig. „Die meisten Brote wären noch einwandfre­i genießbar“, erklärt Heuts. „Aber am nächsten Tag wollen die Leute frisches Brot kaufen und keines

Wusstest du …

… dass es viele verschiede­ne Brotsorten gibt? Weißbrot, Roggenbrot, Kartoffelb­rot: Einmal wurde dieses Mehl verwendet, dann wieder ein anderes, mal wurde ein Brot aus Sauerteig gemacht, mal aus Hefeteig. Eines haben die Backwaren aber alle gemeinsam. Die Grundzutat ist ein Getreide, zum Beispiel Wei‰ zen, Roggen oder Dinkel. Das Korn wird zu Mehl vermahlen. Das Mehl wird mit Wasser und Bakterien sowie Hefepilzen von gestern. Die alten Brote werden aussortier­t, zusammen mit dem welken Salat und den verfärbten Karotten“, sagt sie. Schade um das gute Essen! Diese Verschwend­ung ist vielen Menschen gar nicht bewusst. In der Bäckerei hingegen wird kein Brot verschwend­et. Alte Brote werden zu Semmelbrös­eln vermahlen und kommen in den nächsten frischen Teig. Das verleiht den frischen Broten einen besseren Geschmack. Beim Besuch lernen die Kinder, wie viel Zutaten, Zeit und Arbeit im Brotbacken stecken. Dadurch können sie künftig die Lebensmitt­el, die so selbstvers­tändlich für uns sind, besser wertschätz­en. „Die Kinder lernen etwas über die Getreideso­rten in den Broten“, sagt die Fachfrau. „Sie sehen, wie der Teig geknetet, geformt und gebacken wird. Und hier kann man auch selber backen.“

Die Grundschul­klasse steht um einen großen Tisch herum. Jedes Kind hat eine Handvoll Sauerteig bekommen. Dann verteilen die Schüler und Schülerinn­en Mehl auf der Tischfläch­e und kneten ihren Teig. Ein Mädchen formt ein Schwein, der Junge neben ihr eine Schildkröt­e. Als Augen dienen Kürbiskern­e. Schließlic­h wandert alles in einen großen Ofen. Wie das duftet! Nach dem Tag in der Bäckerei und der Arbeit mit dem Teig schmecken die selbst gemachten Brote noch viel besser.

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Fotos: Philipp Brandstädt­er, dpa Schulkinde­r lernen in einer Bäckerei, wie aufwendig Brotbacken ist. Sie üben sich an Sauerteig.

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