Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lebensmittel schätzen lernen
Tonnenweise Nahrungsmittel landen jeden Tag im Müll. Neben Obst und Gemüse werden viele Backwaren weggeworfen. Dabei stecken in einem Brot viel Zeit und gute Zutaten.
In der großen Backstube rattern und wirbeln die Maschinen. Die Bäcker schieben große Bottiche mit Teig oder fertig geformte Brotlaibe in Regalen durch die Halle. Und überall duftet es nach frisch Gebackenem. Da machen alle Kinder große Augen. In weißen Kitteln und mit Haarnetzen auf dem Kopf stehen sie vor einem riesigen Quirl. Die Maschine knetet unermüdlich Teig in gewaltigen Mengen. Die Grundschülerinnen und Grundschüler schauen sich eine Bäckerei an. Dort können sie beobachten, wie die Bäcker massenhaft Brote backen. Brot und Brötchen verspeisen die Leute in Deutschland viel und häufig. Doch weil sich Backwaren nicht ewig halten, werden sie oft weggeworfen. „Allein in Deutschland landen im Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll“, sagt Wenke Heuts. Sie setzt sich in einem Verein dafür ein, Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren. „Neben Obst und Gemüse wird besonders viel Brot weggeschmissen“, erklärt sie.
Die Backwaren, die hinterher im Müll landen, bleiben meist in Supermärkten und manchen Bäckereien kurz vor Ladenschluss noch übrig. „Die meisten Brote wären noch einwandfrei genießbar“, erklärt Heuts. „Aber am nächsten Tag wollen die Leute frisches Brot kaufen und keines
Wusstest du …
… dass es viele verschiedene Brotsorten gibt? Weißbrot, Roggenbrot, Kartoffelbrot: Einmal wurde dieses Mehl verwendet, dann wieder ein anderes, mal wurde ein Brot aus Sauerteig gemacht, mal aus Hefeteig. Eines haben die Backwaren aber alle gemeinsam. Die Grundzutat ist ein Getreide, zum Beispiel Wei zen, Roggen oder Dinkel. Das Korn wird zu Mehl vermahlen. Das Mehl wird mit Wasser und Bakterien sowie Hefepilzen von gestern. Die alten Brote werden aussortiert, zusammen mit dem welken Salat und den verfärbten Karotten“, sagt sie. Schade um das gute Essen! Diese Verschwendung ist vielen Menschen gar nicht bewusst. In der Bäckerei hingegen wird kein Brot verschwendet. Alte Brote werden zu Semmelbröseln vermahlen und kommen in den nächsten frischen Teig. Das verleiht den frischen Broten einen besseren Geschmack. Beim Besuch lernen die Kinder, wie viel Zutaten, Zeit und Arbeit im Brotbacken stecken. Dadurch können sie künftig die Lebensmittel, die so selbstverständlich für uns sind, besser wertschätzen. „Die Kinder lernen etwas über die Getreidesorten in den Broten“, sagt die Fachfrau. „Sie sehen, wie der Teig geknetet, geformt und gebacken wird. Und hier kann man auch selber backen.“
Die Grundschulklasse steht um einen großen Tisch herum. Jedes Kind hat eine Handvoll Sauerteig bekommen. Dann verteilen die Schüler und Schülerinnen Mehl auf der Tischfläche und kneten ihren Teig. Ein Mädchen formt ein Schwein, der Junge neben ihr eine Schildkröte. Als Augen dienen Kürbiskerne. Schließlich wandert alles in einen großen Ofen. Wie das duftet! Nach dem Tag in der Bäckerei und der Arbeit mit dem Teig schmecken die selbst gemachten Brote noch viel besser.