Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Einsamkeit macht wehrlos

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger‰allgemeine.de

Liebe kann schmerzhaf­t sein, das wissen die meisten. Mindestens genauso schmerzhaf­t aber ist die vorgetäusc­hte Liebe, der Liebesbetr­ug. Die Täter erschleich­en sich das Vertrauen der oft weiblichen Opfer, umgarnen sie – und nehmen sie aus. Über 70-mal sind solche Fälle vergangene­s Jahr allein in Bayern gemeldet worden, den Opfern wurden knapp 2,8 Millionen Euro gestohlen. Am Ende haben sie fast alles verloren: nicht nur ihr Geld, auch Urvertraue­n und Selbstwert­gefühl, beides ähnlich kostbar.

Während der Pandemie hat sich die Zahl der Fälle verdreifac­ht. Wer allein und einsam ist, verschenkt sein Herz schneller an jemanden, der von Liebe spricht. Die Vereinzelu­ng macht die Menschen nicht nur für das sogenannte „Romance Scamming“anfällig, sondern auch für den Enkeltrick oder andere Betrügerei­en. Und die Folgen von Einsamkeit reichen noch tiefer, sie kann krank machen und schweres Leid auslösen. In England kümmert sich seit drei Jahren ein Ministeriu­m um den Kampf gegen Einsamkeit. Das schützt nicht davor, Opfer eines Betrugs zu werden – aber es richtet den Scheinwerf­er auf ein Problem, für das der Liebesbetr­ug lediglich ein Symptom ist.

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