Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Einsamkeit macht wehrlos
Liebe kann schmerzhaft sein, das wissen die meisten. Mindestens genauso schmerzhaft aber ist die vorgetäuschte Liebe, der Liebesbetrug. Die Täter erschleichen sich das Vertrauen der oft weiblichen Opfer, umgarnen sie – und nehmen sie aus. Über 70-mal sind solche Fälle vergangenes Jahr allein in Bayern gemeldet worden, den Opfern wurden knapp 2,8 Millionen Euro gestohlen. Am Ende haben sie fast alles verloren: nicht nur ihr Geld, auch Urvertrauen und Selbstwertgefühl, beides ähnlich kostbar.
Während der Pandemie hat sich die Zahl der Fälle verdreifacht. Wer allein und einsam ist, verschenkt sein Herz schneller an jemanden, der von Liebe spricht. Die Vereinzelung macht die Menschen nicht nur für das sogenannte „Romance Scamming“anfällig, sondern auch für den Enkeltrick oder andere Betrügereien. Und die Folgen von Einsamkeit reichen noch tiefer, sie kann krank machen und schweres Leid auslösen. In England kümmert sich seit drei Jahren ein Ministerium um den Kampf gegen Einsamkeit. Das schützt nicht davor, Opfer eines Betrugs zu werden – aber es richtet den Scheinwerfer auf ein Problem, für das der Liebesbetrug lediglich ein Symptom ist.