Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Macron trägt selbst die Schuld

- VON BIRGIT HOLZER redaktion@augsburger‰allgemeine.de

Er wollte ein Präsident der mutigen Reformen sein. Zwei Monate nach seiner Wiederwahl erscheint Emmanuel Macron weit entfernt von diesem Ziel. Das Ergebnis der Parlaments­wahlen macht ihn zu einem Staatschef mit sehr eingeschrä­nktem Handlungss­pielraum, denn fortan kann er nur noch mit einer relativen Mehrheit regieren. Zugleich bedeutet diese Wahl einen nie da gewesenen Schub für den extremen Rand, links wie rechts.

Der Hauptveran­twortliche hierfür ist Macron selbst. Er dachte, der Slogan „Ich oder das Chaos“würde als Schlüsselb­otschaft dieses Wahlkampfs ausreichen. Da hat er sich getäuscht. Der Präsident hat es verpasst zu erklären, für welche Politik er in den nächsten fünf Jahren stehen will.

Gegenüber einer gestärkten Opposition wird das Regieren für ihn mühselig werden und nur mit einer neuen Kompromiss-kultur möglich sein. Dass die Opposition nicht nur im grundsätzl­ichen Widerstand verharrt, sondern konstrukti­v an Lösungen mitarbeite­t, ist zu wünschen, aber unwahrsche­inlich. Auf Macron und seine Regierungs­chefin Élisabeth Borne wartet viel Überzeugun­gsarbeit.

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