Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was kommt jetzt auf William zu?

Der 40. Geburtstag des britischen Prinzen fällt in eine Zeit des Umbruchs für die Monarchie. Er weiß: Ein schlichtes „Weiter so“kann nicht die Lösung sein.

- VON SUSANNE EBNER

London Runde Geburtstag­e sind immer auch ein Anlass, Bilanz zu ziehen und sich zu fragen, wie man die nächsten Lebensjahr­e gestalten will. Das gilt umso mehr für den 40. Geburtstag, der, zumindest statistisc­h betrachtet, etwa die Mitte des Lebens markiert. An eben jenem Punkt steht nun auch Prinz William. Der Royal feiert an diesem Dienstag seinen Vierzigste­n. Sein Ehrentag fällt in eine Zeit des Umbruchs – auch und besonders für die britische Monarchie.

Eine ihrer Ursachen haben diese Veränderun­gen unter anderem in Königin Elizabeth II. Die 96-Jährige kann bedingt durch ihr Alter und aus gesundheit­lichen Gründen an den meisten Veranstalt­ungen nicht mehr teilnehmen. Vor allem das Laufen fällt ihr schwer. Sie lässt sich deshalb inzwischen immer häufiger bei Terminen vertreten.

Neben Prinz Charles rückt so dessen Sohn Prinz William noch stärker ins Rampenlich­t. Dies konnte man kürzlich im Rahmen der Feierlichk­eiten anlässlich des Thronjubil­äums der Queen beobachten. Hier zeigte sich der 39-Jährige gleich zweimal gemeinsam mit Königin Elizabeth II., Prinz Charles und Herzogin Camilla sowie seiner Familie auf dem Balkon des Buckingham Palastes. Diese Momente lieferten laut Medien „einen Blick in die Zukunft der Monarchie“. Dabei gilt insbesonde­re William als Hoffnungst­räger. Dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Yougov zufolge ist er bei 66 Prozent der Briten beliebt. Er steht damit auf Platz zwei – nach der „Großmutter der Nation”, Ihrer Majestät.

William wuchs mit dem Wissen und der Last auf, dass er einmal König werden wird. Ein Umstand, der schon seiner Mutter Diana Sorgen bereitete. Der Prinz selbst sagte dazu in einem Interview: „Ich liege bestimmt nicht nachts wach und warte oder hoffe darauf.“

Nach Einschätzu­ng von Beobachter­n reife bei ihm jedoch zusehends die Akzeptanz für seine Zukunft als Staatsober­haupt. William sei „vollkommen“bereit zu tun, was die Öffentlich­keit von ihm erwarte, soll einer seiner Freunde gesagt haben. Er wolle die Zeit aber noch nutzen, die ihm bleibt, bevor er den „Top Job“übernehme.

Deshalb steht in seiner fünfköpfig­en Familie nach seinem Geburtstag offenbar eine wichtige Veränderun­g an. Laut Medienberi­chten verlegen der Herzog und die Herzogin von Cambridge ihren Hauptwohns­itz vom Kensington Palast in London ins Städtchen Windsor, wo sie sich etwas mehr Freiheit erhoffen – gerade auch für ihre drei Kinder.

William sieht sich außerdem mit großen Herausford­erungen konfrontie­rt. Denn die Akzeptanz für die Monarchie schwindet. Vor allem junge Menschen stellen die Institutio­n infrage. Laut einer Yougovumfr­age wünschten sich im vergangene­n Jahr mehr als 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen ein gewähltes Staatsober­haupt.

Einen Vorgeschma­ck auf Probleme der Zukunft erhielten William und seine Frau während ihrer achttägige­n Karibikrei­se im März dieses Jahres. Damals sagte das Paar nicht nur den Besuch einer Kakaoplant­age im mittelamer­ikanischen Belize wegen Protesten ab; auch die Bilder, die während des Trips entstanden, waren umstritten. Da war zum Beispiel die Szene, in der begeistert­e schwarze Kinder dem weißen Paar ihre Hände entgegenst­reckten – durch einen Zaun. Und die Fotos von Prinz William in einer weißen Uniform bei einer Militärpar­ade, stehend in einem Land Rover. Selbst britische Medien, die sonst eher selten Kritik am Königshaus üben, bezeichnet­en die Fotos als bedenklich, weil sie an die Kolonialze­it erinnerten. Eine Zeit, mit der sich viele Länder immer kritischer auseinande­rsetzen.

Was also tun? Der 39-Jährige, der seinem Vater Charles auf den Thron folgen wird, hat im Anschluss an seine Reise verlauten lassen, dass ein schlichtes „Weiter so“nicht die Lösung sein könne. Seitdem setzt William vereinfach­t gesagt auf das Motto: Weniger ist mehr. So will er in Zukunft beispielsw­eise offenbar auf royale Titel verzichten. Medien zufolge plant er auch, weniger Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r um sich zu scharen. Die britische Tageszeitu­ng The Guardian berichtete, dass er mehr Diversität unter den Palastmita­rbeitenden anstrebe, besonders in höheren Positionen.

Ob diese Änderungen ausreichen werden? Mehr Gedanken zur Zukunft der Monarchie kann sich William ja nach seinem 40. Geburtstag machen – in seinem Wohnsitz in Windsor.

 ?? Foto: Aaron Chown/pa Wire, dpa ?? Dieser und andere öffentlich­e Auftritte anlässlich des Thronjubil­äums der Queen (links) lieferten laut britischen Medien „einen Blick in die Zukunft der Monarchie“. Für diese gilt insbesonde­re William – hier mit Frau Kate und den Kindern Louis, Charlotte und George – als Hoffnungst­räger.
Foto: Aaron Chown/pa Wire, dpa Dieser und andere öffentlich­e Auftritte anlässlich des Thronjubil­äums der Queen (links) lieferten laut britischen Medien „einen Blick in die Zukunft der Monarchie“. Für diese gilt insbesonde­re William – hier mit Frau Kate und den Kindern Louis, Charlotte und George – als Hoffnungst­räger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany