Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trügerisch­e Rentenwelt

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger‰allgemeine.de

Selten hat sich eine Regierung den Realitäten so verweigert wie die Ampel-koalition in der Sozialpoli­tik. Um nur ja niemanden zu verschreck­en, malt sie weiter am Bild von der heilen deutschen Rentenwelt, in der die Menschen immer älter werden, deswegen aber nicht länger arbeiten müssen, und der Staat auch das Rentennive­au nicht antastet.

So weit, so illusorisc­h. Spätestens wenn die letzten geburtenst­arken Jahrgänge der sechziger Jahre in den Ruhestand gegangen sind, wird diese Politik der verschlepp­ten Verantwort­ung ganz andere Fragen nach sich ziehen: Wie stark muss die Mehrwertst­euer steigen, damit der Finanzmini­ster die immer höheren Zuschüsse an die Rentenkass­en noch finanziere­n kann? Und wie weit können die Beiträge steigen, ohne Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er zu überforder­n? Die Grenze von 20 Prozent, die bis zum Jahr 2025 nicht überschrit­ten werden darf, wird dann schneller fallen als die Umfragewer­te so mancher Parteien.

Aus dieser Falle kommt die Politik nur heraus, wenn sie jetzt auch das lange Zeit Undenkbare mitdenkt: eine Erhöhung des gesetzlich­en Rentenalte­rs über die beschlosse­nen 67 Jahre hinaus. Die Alternativ­e wären deutlich höhere Steuern, deutlich höhere Beiträge – und ein Rentennive­au am Rande der Armutsgren­ze.

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