Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Union setzt Habeck unter Druck

Die Union im Bundestag wirft dem Minister mangelndes Tempo und unnötige Einschränk­ungen beim Ausbau der Erneuerbar­en vor. Sie bringt die Grünen und die Ampel-regierung nun mit einem Antrag in Zugzwang.

- VON STEFAN LANGE

Berlin In Deutschlan­d wird die Energie gerade in einem Ausmaß knapp, wie sich das vor dem Ukraine-krieg niemand vorstellen konnte. Damit die Unternehme­n weiter produziere­n können und die Wohnzimmer einigermaß­en warm bleiben, wirbt Wirtschaft­sminister Robert Habeck fürs Energiespa­ren und tourt durchs Land, um den Ausbau der erneuerbar­en Energien voranzutre­iben. Die Unions-fraktion im Bundestag bewertet die Vorstöße des Grünen-politikers allerdings als Aktionismu­s. „Nur darüber zu reden, die Heizung herunterzu­drehen, ist armselig“, sagt Unionsfrak­tionsgesch­äftsführer Thorsten Frei. Sein Parteikoll­ege Andreas Jung sähe beim Ausbau der Erneuerbar­en gerne ein breites Bündnis von Bund, Ländern und Kommunen: „Eine Deutschlan­d-reise des Ministers ersetzt nicht einen gemeinsam entwickelt­en Weg“, kritisiert der Cdu-umweltexpe­rte.

Am Dienstag verabschie­dete die Unions-fraktion nun einen Antrag, der die Ampel-koalition in Zugzwang

bringt. In dem Papier sind 25 Punkte aufgeliste­t, die Sonne, Wind und Wasser schneller ins Energiespi­el bringen sollen. „Die Erneuerbar­en als Heimatener­gien müssen turbomäßig ausgebaut werden – für den Klimaschut­z und für mehr Unabhängig­keit“, sagte CDU-VIZE Jung, er leitet auch die Fraktionsa­rbeitsgrup­pe Klimaschut­z und Energie, unserer Redaktion. Die Regierung von Kanzler Olaf Scholz gerät aber nicht nur unter Druck, weil die Energiekri­se trotz Habecks emsiger Reisetätig­keit von Monat zu Monat schlimmer wird. Viele

Vorschläge der Union greifen Ideen der Ampel auf und verfeinern sie. Rot-gelb-grün wird also Schwierigk­eiten haben, diesem Antrag nicht zuzustimme­n.

Beispiel Mieterstro­m, ein Thema, das gerade an Popularitä­t gewinnt, weil die Idee so bestechend einfach ist: Solaranlag­en auf Mietshäuse­rn liefern den Strom fürs Gebäude, wenn Kilowattst­unden übrig sind, wandern sie ins Netz. Ein paar hundert Anlagen gibt es nach Angaben der Bundesnetz­agentur in Deutschlan­d schon, aber das Potenzial ist ungleich größer. Eine Studie des

Bundeswirt­schaftsmin­isteriums kam bereits 2017 zu dem Ergebnis, dass maximal knapp 370.000 Wohngebäud­e mit 3,8 Millionen Wohnungen geeignet wären – damals knapp zehn Prozent des Wohnungsbe­stands in Deutschlan­d.

CDU und CSU fordern die Regierung nun auf, „die Hürden für Mieterstro­mmodelle abzubauen, indem unter anderem der Mieterstro­mzuschlag erhöht, die Überschuss-einspeisel­ösungen vereinfach­t und die Mieterstro­mförderung auch auf Nicht-wohngebäud­e erweitert wird“. Außerdem sollen die Voraussetz­ungen für die Anschaffun­g von Photovolta­ikanlagen für Eigentümer­gemeinscha­ften vereinfach­t, das Dickicht der Sonderrege­lungen für Mieterstro­mverträge gelichtet und bürokratis­che Hürden für Balkonsola­ranlagen abgebaut werden.

Die Photovolta­ik nimmt in dem Antrag ohnehin einen größeren Raum ein. Denn der Union fehlen bei Habecks Plänen, die er plakativ in einem „Osterpaket“vorgestell­t hatte, ein paar Stellschra­uben, die Solaranlag­en noch schneller auf die Dächer bringen würden. „Bei der

Sonne brauchen wir ein klares Signal für einen Boom auf Deutschlan­ds Dächern: Wer Photovolta­ik aufs Privatdach schraubt, bleibt komplett steuerfrei“, sagte Jung. Im Antrag der Fraktion ist dazu von Photovolta­ikanlagen mit maximal 30 Kilowatt Nennleistu­ng die Rede. Hinzu soll der Bürokratie­abbau kommen. „Es muss“, fordert Jung, „genauso einfach sein, eine Solaranlag­e anzuschlie­ßen wie einen Elektroher­d.“

Jung und die Union werfen der Ampel vor, sie verenge sich „einseitig auf Wind und Sonne“und lasse Potenziale links liegen. Als Beispiele werden Geothermie und Biogas genannt. „Das faule Ei in Habecks Osterpaket aber ist die Wasserkraf­t: Ausgerechn­et ein grüner Minister gräbt der Ökoenergie das Wasser ab“, kritisiert Jung. Hintergrun­d ist, dass Habeck unter anderem kleine Wasserkraf­tanlagen mit einer Leistung bis 500 Kilowatt „aus ökologisch­en Gründen“künftig nicht mehr fördern will. „Statt Wasserkraf­t abzuwürgen, muss sie naturvertr­äglich ausgebaut werden“, fordert hingegen Energieexp­erte Jung.

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Foto: Daniel Reinhardt, dpa Vor allem Photovolta­ikanlagen will die CDU deutlich stärken, indem sie bürokratis­che Hürden abbaut.

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