Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern will Wolf an den Kragen

Schutzstat­us soll gelockert werden

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München Bayern will zur Abwehr von Gefahren für seine Alm- und Bergbauern den Schutzstat­us des Wolfs zurückfahr­en. Künftig könnte eine „kontrollie­rte Entnahme“möglich sein, also ein gezielter Abschuss einzelner Wölfe. Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) sagte am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts, er erwarte, dass es Bewegung in der Sache gebe und der Wolf in der Ffh-richtlinie Natura 2000 der EU nicht mehr als strikt geschützte Tierart aufgeliste­t werde. Stattdesse­n könnte der Wolf dort als Art gelistet werden, bei dem eine „kontrollie­rte Entnahme“möglich sei.

Die Staatsregi­erung forderte zudem die Bundesregi­erung auf, die bisherigen Möglichkei­ten der europäisch­en Richtlinie voll auszuschöp­fen. Bereits jetzt sei dort vorgesehen, dass der Wolf in Ausnahmefä­llen abgeschoss­en werden könne. Diese Möglichkei­t der „beschränkt­en Bestandsre­gulierung“sei bisher von Deutschlan­d nicht umgesetzt worden. Es gehe auch darum, die harte Arbeit der Alm- und Bergbauern zum Erhalt einer diversen Kulturland­schaft in Bayern zu würdigen und zu schützen, sagte Glauber.

Agrarminis­terin Michaela Kaniber (CSU) betonte, man müsse sich die einzelnen Regionen Bayerns genauer ansehen. So sei etwa der Zaunbau zum Schutz des Viehs vor Wölfen in sehr steilen Lagen nicht möglich. Kaniber kündigte an, es solle bis Herbst eine rechtlich belastbare Grundlage erarbeitet werden, damit Wölfe „ordentlich entnommen“werden könnten, sollte es zu Übergriffe­n kommen.

In elf Regionen in Bayern streifen standorttr­eue Wölfe durch das Dickicht und vermehren sich. Heuer gibt es laut Experten zwischen 15 und 25 Exemplare. Mit einer Wachstumsr­ate von rund 30 Prozent deutschlan­dweit kämen jedes Jahr weitere dazu. Nachdem der Wolf für 150 Jahre ausgerotte­t war, erhole sich der Bestand des streng geschützte­n Tieres – zum Ärger vieler Bauern, die um Schafe und andere Weidetiere fürchten.

Erst vor gut einer Woche war ein Wolf bei einem Verkehrsun­fall im Berchtesga­dener Land getötet worden. Experten des Bayerische­n Landesamte­s für Umwelt bestätigen, dass es sich um einen männlichen Jungwolf handelte.

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