Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Worauf sich Mallorca‰touristen einstellen müssen

Die Ferieninse­l erlebt einen Buchungsbo­om. Und der wirkt sich bereits aus: Es herrscht Taxi-notstand.

- VON RALPH SCHULZE

Palma Mallorca startet mit Rekordbuch­ungen in diesen Sommer: Viele Hotels sind in den Ferien bereits ausgebucht. Ein Sprecher des Tourismusu­nternehmen­s Tui sagt, dass alle Flieger derzeit voll seien. „Das habe ich so noch nie gesehen.“Dass Mallorca nach zwei Pandemieja­hren ein besonders beliebtes Reiseziel sein würde, war abzusehen. Und doch sind die Folgen schon jetzt gravierend – und deutlich spürbar.

Das beginnt auf dem Inselflugh­afen, in dessen Ankunftste­rminal Hektik und Trubel herrschen. Draußen, am Taxistand, bilden sich Schlangen. „Die Nachfrage nach Taxis vor dem Terminal ist so groß, dass sich nicht die Fahrer, sondern die Fahrgäste in Geduld üben müssen“, schrieb nun die Mallorca-zeitung.

Zu Stoßzeiten hätten Reisende in den vergangene­n Tagen ein bis zwei Stunden am Taxistand ausharren müssen, ergänzte das Blatt Ultima Hora. Und das Mallorca Magazin titelte: „Dramatisch­er Taximangel“. Vor allem die Inselhaupt­stadt Palma ist davon betroffen. Die Nachfrage sei durch den noch alle Erwartunge­n sprengende­n Touristena­nsturm größer als das Angebot, erklärt ein Sprecher des örtlichen Taxi-verbandes.

Der Ärger von Urlauberin­nen und Urlaubern ist ebenfalls entspreche­nd groß – und die Inselmedie­n voll mit Berichten wütender Reisender. Das spanische Fernsehen etwa interviewt­e eine sichtlich genervte Frau, die 40 Minuten an Palmas Haupteinka­ufsstraße Jaume III vergeblich versuchte, ein Taxi zum Flughafen zu ergattern. Die Taxiuntern­ehmer

Am Flughafen von Palma kommen der‰ zeit viele Reisende an.

sehen die Schuld vor allem bei Palmas Stadtregie­rung: Dort blockiere man die Ausstellun­g neuer Taxi-lizenzen, von denen es bisher 1250 gibt. Die Prüfungen für die Fahreranwä­rter seien so schwierig, dass bei einem der letzten Termine im Frühjahr von 300 Kandidaten nur 51 bestanden.

Dabei mangelt es nicht nur an Taxis. Auch günstige Selbstfahr­ermietwage­n sind kaum zu bekommen: Wer für diesen Sommer keinen reserviert hat, muss tief in die Tasche greifen. So kostet ein Kleinwagen im Juli oder August aktuell im Schnitt rund 700 Euro pro Woche. Bei größeren Fahrzeugen kann schnell das Doppelte fällig werden.

Die Alternativ­e ist der öffentlich­e Nahverkehr, der auf der Insel stetig ausgebaut wird. Mehrere Buslinien fahren inzwischen zum Flughafen. Uber und Cabify sind zwar noch nicht auf Mallorca vertreten – doch es können andere private Fahrdienst­e

per Internet gebucht werden. Diese holen Reisende auch am Airport ab.

Mallorcas Hoteliers jedenfalls freuen sich über das Buchungsho­ch, das sie nach zwei mageren Pandemieja­hren etwas entschädig­t. Doch der Urlauberbo­om könnte die Insel dieses Mal tatsächlic­h an ihre Grenzen bringen.

Schon im Mai wurden mehr als 24.000 Passagierj­ets mit über drei Millionen Fluggästen auf dem Airport abgefertig­t. In diesen Sommermona­ten dürften es wesentlich mehr werden. „Es macht sich bereits das Gefühl von Überfüllun­g breit“, berichten Medien. Es ist ein Gefühl, das sich genauso vor Restaurant­s oder Sehenswürd­igkeiten einstellen wird – denn auch dort müssen Mallorca-touristen mit langen Warteschla­ngen rechnen.

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Foto: Margais, dpa

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