Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So wird die Bundesliga wieder spannend
Leistung muss belohnt werden. Die Umsetzung einer nach FDP klingenden Forderung findet sich im Schach-weltverband wieder. Der hat mal wieder acht Spitzenspieler (oder Großmeister, wie sie sich in aller Bescheidenheit nennen dürfen) versammelt, auf dass sie in Madrid den Herausforderer des Weltmeisters ermitteln. Nun ist es fraglos eine große Leistung, der größte der acht Großmeister zu sein und anschließend um den Wm-titel spielen zu dürfen – doch so wirklich honoriert wird nur die Leistung des Titelträgers. Der nämlich hat mit seinem Sieg den Freibrief, auch wieder im nächsten Wm-finale zu stehen. Auf die Fußball-weltmeisterschaft übertragen würde das bedeuten, dass der 2018er-weltmeister Frankreich seinen Platz im Finale 2022 bereits sicher hat.
Magnus Carlsen ist Frankreich. Im übertragenen Sinne. Eigentlich ist er natürlich so viel mehr als Frankreich. Nach seinem Titelgewinn 2013 hat er den Titel vier Mal verteidigt, das gelang der französischen Fußball-nationalmannschaft noch nicht. Carlsen ist des Gewinnens mittlerweile allerdings überdrüssig.
Er will sich niemand anderem stellen als dem französischen Wunderkind Alireza Firouzja. „Wenn jemand anderes das Kandidatenturnier gewinnt, ist unwahrscheinlich, dass ich die nächste Weltmeisterschaft bestreiten werde“, so Carlsen. Die anderen Gegner reizen den Gegner nicht, sind seiner Meinung nach eher Großmeister ordinärer Art, die meisten von ihnen hat er schon besiegt. Der 19-Jährige Firouzja aber facht Carlsens Fantasie an.
Sollte sich einer der anderen Spieler durchsetzen, „denke ich, dass ich sagen könnte, dass ich mit meinem Erreichten glücklich bin.“Als würde die französische Nationalmannschaft nur zum Finale antreten, wenn dort Belgien wartet, weil die Duelle mit Kroatien oder Brasilien auf Dauer einfach langweilen.
Für die Fußball-bundesliga hingegen wäre es möglicherweise die Rettung, wenn sich der FC Bayern einer Titelverteidigung aus purer Ödnis entziehen würde. Wenn die Münchner einfach mal eine Saison aussetzen würden, weil die Duelle mit den Dortmundern ja nun wirklich keine Herausforderung mehr seien. Oder sie ihren Titel schlicht zur freien Verfügung stellen, weil sich nicht der gewünschte Herausforderer in Form beispielsweise der Berliner Hertha herauskristallisiert. es
Magnus Carlsen