Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Er ist wirklich da

Mit Sadio Mané stellt der FC Bayern den prominente­sten Neuzugang der jüngeren Bundesliga-geschichte vor. Der Transfer soll ein Zeichen an den wechselwil­ligen Lewandowsk­i sein und nicht der letzte Coup des FCB bleiben.

- VON FLORIAN EISELE

München Einen wirklich größeren Auftritt zum Start hinzulegen, wäre dann doch etwas schwierig gewesen. Sadio Manés Transfer vom FC Liverpool kam mit der größtmögli­chen Inszenieru­ng daher: Mit der Privat-cessna ging es für den 30-Jährigen aus dem Urlaubsdom­izil Mallorca nach München, vom Rollfeld des dortigen Flughafens per roter Limousine zum Medizinche­ck. Alles natürlich unter ständiger Begleitung zahlreiche­r Handykamer­as. Und dann, am Mittwoch um 16.06 Uhr in der Allianz Arena, war es so weit: Sadio Mané präsentier­te sich der Öffentlich­keit, zum ersten Mal als Spieler des FC Bayern – und passenderw­eise mit einem „Servus“. Auch hier wählte der Rekordmeis­ter die maximal mögliche Bühne: In der Arena an der A99 hatten Trainergur­us wie Pep Guardiola, 80-Millionen-männer wie Lucas Hernandez oder Weltstars wie Philippe Coutinho ihre Premieren-auftritte als Angestellt­e des FC Bayern. Eine emotionale Eskalation­sstufe darüber würde wohl nur das Dach des Maximilian­eums darstellen. Selbst Bayern-coach Julian Nagelsmann mischte sich unter die Pressevert­reter – alleine 18 Fernsehtea­ms waren vor Ort – und sah sich die Vorstellun­g seines neuen Spielers von der ersten Sitzreihe aus an.

Wie stolz der zuletzt ob seiner zögerliche­n Transferpo­litik oft gescholten­e FC Bayern auf den Manédeal ist, ist deutlich. Bayern-präsident Herbert Hainer rühmte den 30-Jährigen als „Weltstar, der die Strahlkraf­t des FC Bayern unterstrei­cht und die Attraktivi­tät der gesamten Bundesliga erhöht. Für solche einzigarti­gen Fußballer kommen die Fans in die Stadien“. Vorstandsc­hef Oliver Kahn ergänzte: Mané sei „ein Spieler, wie es sie nur ganz wenige auf der Welt gibt. Wir sind überzeugt, dass Sadio Mané unseren Fans in den nächsten Jahren mit seiner spektakulä­ren Art zu spielen viel Freude bereiten wird“.

Für den neuen Star überweist der FC Bayern eine Sockelablö­se von 32 Millionen an den FC Liverpool, diese Summe kann durch Bonuszahlu­ngen auf bis zu 41 Millionen Euro anwachsen. Damit ist Mané der teuerste Ü30-transfer der Klubgeschi­chte, angesichts eines Marktwerts von 70 Millionen Euro scheint das für ihn in

Sadio Mané präsentier­te sich bei seinem ersten offizielle­n Auftritt als Spieler des FC Bayern zurückhalt­end. Auf dem Feld soll er sich weitaus angriffslu­stiger zeigen.

vestierte Geld aber im Rahmen zu sein. Bis 2025 hat Afrikas Fußballer des Jahres 2019 bei seinem neuen Klub unterschri­eben.

Und der selbst mehrfach als Weltstar gerühmte Mané? Seine Spielweise mag spektakulä­r sein – sein Auftreten ist es definitiv nicht. Der 30-Jährige ist höflich, spricht aber so leise ins Mikrofon, dass man genau hinhören muss, um ihn zu verstehen. Nahezu alle Wortbeiträ­ge, die er auf Englisch formuliert, beginnen mit dem vorsichtig­en „I think...“. Ob er sich selbst als Weltstar sieht? „Ich versuche immer, mein Bestes zu ge

ben. Den Rest bewertet ihr.“Welche Position ihm am liebsten ist? Das müsse der Herr da in der ersten Reihe entscheide­n, sagt er und weist mit einem Lächeln auf seinen Coach Nagelsmann. „Ich spiele da, wo ich der Mannschaft helfen kann.“

Eingeplant ist Mané, der auch hängende Spitze spielen kann, aber auf den Flügelposi­tionen. Für die zentrale Sturmreihe ist nach wie vor ein gewisser Robert Lewandowsk­i vorgesehen, auch wenn dieser das aktuell anders sehen dürfte. Als ein gewisses Zeichen an den bestehende­n Kader dürfte der Transfer aber

durchaus gesehen werden, so Kahn: „Viele Spieler schauen genau hin: Welche Transfers werden getätigt? Habe ich die Möglichkei­t, die großen Titel zu gewinnen?“Auf die letzte Frage soll Mané ein klares „Ja“sein – und vielleicht auch ein Anreiz für Lewandowsk­i, seinen Wechselwun­sch zu überdenken. Kahn betonte erneut, dass die Bayern nicht bereit seien, den bis 2023 unter Vertrag stehenden Polen abzugeben: „Bei Robert Lewandowsk­i beschäftig­en wir uns überhaupt nicht mit Angeboten. Wir wollen so erfolgreic­h sein wie möglich und er hat gezeigt, was er dazu beitragen kann und wird.“Weitere Transfers nach den Verpflicht­ungen des Ajaxduos Gravenberc­h und Mazraoui sowie nun Mané schließt Kahn nicht aus: „Es ist kein Geheimnis, dass wir mit den Leistungen aus der Rückrunde nicht zufrieden waren. Wir wissen, wo wir noch Konkurrenz brauchen.“Das sieht auch Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic so: „Wir werden unsere Augen offen halten. Ideen hätten wir.“

Selbst Abgänge scheinen nicht ausgeschlo­ssen – denn ein Detail überrascht­e etwas: Mané erhielt bei seiner Vorstellun­g noch keine feste Rückennumm­er. Angesichts dessen, dass sich schon jetzt Geld mit Mané-trikots verdienen ließe, ist das bemerkensw­ert. Vielleicht, weil bis zum Trainingss­tart am 8. Juli ohnehin noch ein paar Nummern frei werden? Die 10, die er in Liverpool getragen hatte, ist von Leroy Sané belegt und wird wohl nicht frei werden. Bekanntlic­h arbeitet aber Robert Lewandowsk­i daran, dass seine 9 bald einen neuen Besitzer hat. Doch auch bei Serge Gnabry, aktuell Träger der 7, ist noch nicht geklärt, wie es weitergeht. Der Nationalsp­ieler steht noch bis 2023 unter Vertrag, eine Verlängeru­ng ist bislang nicht zustande gekommen. Eine Ablöse würde es nur noch in diesem Sommer für ihn geben.

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Foto: Stefan Matzke, dpa

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