Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Geschenk an den Leistungssport
Man muss die Krise auch als Chance sehen. Ansonsten ließe die Welt einen verzweifeln. Krieg, Klima, Corona. Und jetzt senken die Münchner Stadtwerke auch noch die Temperaturen in den Schwimmbecken der Landeshauptstadt ab. Wer zuletzt noch bei 24 Grad ins Wasser hüpfte, wird künftig bei 22 Grad seine Bahnen ziehen. Gaskrise, Energiesparen.
Statt zu lamentieren, muss die Kältewelle aber als dornige Chance gesehen werden. Als Herausforderung. Am besten als unerwartetes Geschenk an den Leistungssport. Gegen Kälte hilft Bewegung. Bei absinkenden Temperaturen muss sich dementsprechend schneller bewegt werden. Der deutsche Schwimmverband krault seit Jahren den Erwartungen hinterher, auch wenn bei den derzeit stattfindenden Weltmeisterschaften schon immerhin drei Silbermedaillen gewonnen wurden.
Kaltes Wasser, schnellere Schwimmerinnen und Schwimmer, Medaillenflut. Aus Mangel wird ein Erfolgsmodell. Eines, das sich natürlich nicht beliebig auf andere Sportarten übertragen lässt. Eisschnellläuferinnen oder Eishockeyspieler beispielsweise sind eher benachteiligt, wenn aufgrund von Energieeinsparungen ihr heruntergekühlter Untergrund den Aggregatszustand ändert.
Wenn es aber schon nicht der Leistung dient, dann sollten die Sportler zumindest im Sinne der Allgemeinheit auf die Energiebremse treten. Von Multimillionenwatt-flutlichtanlangen beleuchtete Spielfelder müssen der Vergangenheit angehören. Stattdessen sollten die Profis Stirnlampen tragen. Das führt für die Fans auch zu einem völlig neuen – mit Sicherheit spektakulären – Sehgenuss. Zudem schont diese Maßnahme auch den Geldbeutel der Zuschauerinnen und Zuschauer. Gestiegene Energiepreise nämlich würden hier nicht an den Verbraucher, sprich den Verein, sondern den Fan weitergegeben.
Auswärtsfahrten mit dem Flugzeug oder dem Bus müssen aus ökologischen Gründen der Vergangenheit angehören. Das Neuneuro-ticket der Bahn ist nur noch bis August gültig, bleibt nur noch die Anreise mit dem Fahrrad. Das schont zum einen das Klima und ersetzt zudem aufwendig geplante Konditionseinheiten. In den Krisen warten zahlreiche dornige Chancen für den Spitzensport.
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