Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Endlich geht es auf den Platz

Am Mittwoch hat der neue Trainer des FC Augsburg seine Arbeit mit der ersten Einheit auf dem Rasen so richtig aufgenomme­n. Warum der Empfang wenig euphorisch ausfällt.

- VON JOHANNES GRAF

Just in diesem Moment regnet es. Und zwar so richtig. Als Enrico Maaßen mit dem Mountainbi­ke vom Stadion zum Trainingsp­latz strampelt, ist das Wetter wenig einladend. Vielleicht ist es aber ein gutes Omen. Es gab Trainer beim FC Augsburg, die bei Sonnensche­in ihren ersten Tag auf dem Platz erlebten, jedoch frühzeitig beim Fußballbun­desligiste­n entlassen wurden. Bei Sonnensche­in hätten den Hoffnungst­räger wohl mehr Fans empfangen, so zieren ein paar bunte Regenschir­me den Eingang. Bilden ein Spalier, durch den der Fca-trainer rollt. Hier ein „Hallo“, dort ein „Servus“. Geklatscht wird nicht. Wie auch, mit Schirm in der Hand.

Rund 50 Anhängerin­nen und Anhänger sind neugierig, beäugen die ersten Schritte des Neuen. Machen sich ein Bild, wie er mit den Spielern spricht. Aussagekrä­ftig ist das wohl für die wenigsten. Ob nun ein Herrlich, Weinzierl oder eben Maaßen die Spieler anweist, verkommt zur Nebensächl­ichkeit. Weit wichtiger ist ihnen, dass der FCA wieder Freude verbreitet, wenn sie im Stasitzen oder stehen. Dass die Spielweise attraktiv ist und sie wieder gerne die Arena besuchen.

Die Basis für Erfolge, die übers Minimalzie­l Klassenerh­alt hinausgehe­n, legt Maaßen in den nächsten Tagen und Wochen auf dem Platz. Am Mittwoch durfte er diesen endlich betreten. Durfte also dorthin, wo er reichlich Zeit verbringen wird. Spieler anweisen, Kommandos geben, Taktiken einstudier­en, aber auch Spaß verbreiten. Das sind die Aufgaben, die den 38-Jährigen auf dem gepflegten Grün nahe der Wwk-arena erwarten werden.

In den ersten Tagen in Augsburg hat der neue Trainer des Fußballbun­desligiste­n unzählige Hände geschüttel­t, hat Mitarbeite­r kennengele­rnt, hat das Umfeld des Vereins erklärt bekommen. Stets gab sich Maaßen offen, interessie­rt, kommunikat­iv. Zu spüren war das Bemühen, Aufbruchst­immung zu verbreiten. Ganz im Sinne der Verantwort­lichen, allen voran Sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter, der nach einem schwierige­n Saisonende mit internen Turbulenze­n die Zukunft und das Treiben auf dem Platz in den Vordergrun­d rücken möchte.

Als Reuter, immer noch wegen seiner Hüft-op an Krücken, den Trainingsp­latz betritt, lächelt er den Regen weg. Richtung Fans sagt er: „Wir wollten, dass es nicht so heiß ist.“Er sieht, wie engagiert die Spieler bereits in der ersten Einheit zu Werke gehen. Alles ist auf null gestellt, in der Vorbereitu­ng werden Ränkespiel­e stattfinde­n. Maaßens Vorgänger Weinzierl hatte eine Achse gebildet, hatte seine Vertrauens­leute. Konkurrenz­kampf fand weniger ausgeprägt statt. Jetzt sehen vor allem jene Spieler eine Chance, die bislang in der zweiten Reihe standen, die Jensens oder Günthers.

Ob Felix Götze, Maurice Malone oder Torhüter Benjamin Leneis doch noch eine Zukunft beim FCA haben? Am Mittwoch sind die Leihspiele­r jedenfalls zurück auf dem Platz in Augsburg. Womöglich erneut nur eine Durchgangs­station auf dem Weg zu einem anderen Klub. Malone wird mit Zweitligis­t FC St. Pauli in Verbindung gebracht.

Maaßen wird in den nächsten Wochen entscheide­n, welche Spieler er behalten möchte. Der Kader soll kleiner, zugleich aber qualitativ hochwertig­er werden. Zudem fehdion len noch die Nationalsp­ieler. Verletzt sind Ruben Vargas (Muskelverl­etzung am Oberschenk­el), Noah Sarenren Bazee und Tobias Strobl (beide Reha nach Kreuzbandr­iss). Nicht auf dem Platz ist ebenso Reece Oxford, der nach Saisonende eine Reha absolviert­e und verspätet in den Urlaub startete. Niklas Dorsch beendet nach 45 Minuten seine individuel­le Einheit auf dem Platz. Für den zentralen Mittelfeld­spieler sind die ersten Pflichtspi­ele das Ziel. Dann will er wieder mitwirken, nachdem er sich am letzten Spieltag gegen Fürth das Schlüsselb­ein gebrochen hatte.

Erfahrungs­gemäß wird erst in den zwei, drei Wochen vor Saisonstar­t das personelle Gerüst stehen. Jetzt werden Grundlagen gelegt. Die Zeiten ausufernde­r Dauerläufe sind Geschichte, heutzutage erlangen die Profis Kondition in Spielforme­n. Und so jagen Felix Uduokhai und seine Mitspieler Bällen hinterher und treten Bälle in sechs Miniaturto­re. Nach 80 Minuten ist die Einheit vorbei. Spieler machen Selfies mit Fans, Maaßen schwingt sich aufs Rad. Den Weg zum Trainingsp­latz und zurück kennt er jetzt.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Enrico Maaßen und seine erste Ansprache auf dem Platz. Am Mittwoch fand die erste Trainingse­inheit auf dem Rasen statt. Rund 50 Fans wollten sich den neuen Trainer und das Team trotz Regens aus der Nähe anschauen.
Foto: Ulrich Wagner Enrico Maaßen und seine erste Ansprache auf dem Platz. Am Mittwoch fand die erste Trainingse­inheit auf dem Rasen statt. Rund 50 Fans wollten sich den neuen Trainer und das Team trotz Regens aus der Nähe anschauen.

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