Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Francesca Melandri: Alle, außer mir (162)
EStellen Sie sich vor: Eines Tages steht vor Ihrer Tür ein junger, dunkel häutiger Flüchtling, der begründet behauptet, Enkel Ihres Vaters zu sein. Was wird nun passieren? Ein Szenario, hier – nicht ohne Sarkasmus – in einer römischen Familiengeschichte über drei Generationen hinweg durchgespielt. © 2018 Verlag Klaus Wagenbach, Berlin
r und die junge Frau brauchen eine halbe Ewigkeit für wenige Meter. Sie treten ins Freie und werden zu flimmernden Umrissen im Gegenlicht.
„Er muss mindestens sein“, denkt Ilaria.
Plötzlich schnalzt sie mit der Zunge. Mit der Enttäuschung eines Fußballfans nach einem verschossenen Elfmeter.
„Himmel, Papà. Du hast den Wettkampf gar nicht gewonnen.“
ENDE
hundert
EDITORISCHE NOTIZ
Bis auf die historischen Figuren wie Lidio Cipriani oder Rodolfo Graziani haben die Personen in diesem Roman keine realen Vorbilder. Vor allem Piero Casati ist frei erfunden. Am 5. April 2011, als im italienischen Parlament darüber abgestimmt wurde, Silvio Berlusconis Verteidigungslinie zu
bestätigen oder abzuweisen, stimmten die Abgeordneten der Regierungskoalition geschlossen für ihn, und niemand legte sein Amt nieder.
DANK
Diesen Roman könnte man als Summe unzähliger freundlicher Gesten bezeichnen von Menschen, die mir großzügig geholfen haben, indem sie mir ihre Zeit, ihr Wissen, ihre Unterstützung, ihren Rat oder Denkanstöße schenkten. Mein erster Dank gilt Claire Sabatier Garat, die mich in diesem Projekt von Anfang an bestärkt und unterstützt hat, ohne mich zur Eile zu drängen, und ebenso Marco Vigevani. Und Sabrina Varani, die beste Reisebegleitung, die ich mir denken kann.
In Italien/europa: Ich danke Gobe/sintinew für die Amharischstunden und die Geschichten über das Rausgehen; Alberto Melandri für die Postkarten aus Hereford; Aster Carpanelli und Eugenia Cerio Rossi für die Geschichten über das Leben als Mischling; Angela Maria Müller vom Hiob Ludolf Centre of Ethiopian Studies an der Universität Hamburg; Danie-le Serafini, Leiter des Museo Baracca in Lugo; Giorgio Manzi, Leiter des Museums für Anthropologie an der Universität La Sapienza; Angelo Romano für die Ethnografie des Esquilins; der Bahnhofsvorsteherin Paola Guerra für das geheime Wissen, wie man Züge rollen lässt; dem Historiker Matteo Dominioni, der als Erster das Massaker von Zeret aufgedeckt und dokumentiert hat; den Anwältinnen Alessandra Ballerini und Michela Porcile aus Genua und Paola La Rosa aus Lampedusa; Commissario Mauro Longo von der Einwanderungsabteilung der Questura von Genua; Giovanna Trento für die Geschichten des Madamatos; Gianluca Gabrielli für die Untersuchung der bildlichen Darstellung des italienischen Kolonialismus in Schulbüchern; dem Genetiker Guido Barbujani für die Erklärung eines giftigen Trugschlusses und des auf Menschen angewandten Rassenkonzepts; Gabriella Guido für die Dokumentation der CIE; Maria Bellucci und Fabrizio Caccia für die unveröffentlichten Erzählungen über Gaddafis Besuch in Rom; Angela Cossiri dafür, dass sie mir von dem Recht auf Vergessen erzählte, genau in dem Moment, als ich es brauchte; Paolo Piacentini für die Stirnlampe, Eleonora Pellegrini für die Walking-stöcke, Silvana Gandolfi für die Terrasse mit Meerblick, Paolo Roversi für Italo Marighellis Worte, Gianluca Mariotti für den Erstabdruck und tausend andere Sachen, Marzio Marzot für die Bücher, Kai-uwe Schulte-bunert für die Gespräche über Macht, die jeder Fotograf auf sein Motiv ausübt, Matteo Pascoletti für die erhellenden Anmerkungen, Arianna Curci für ihre leidenschaftliche Sorgfalt mit dem Text.
Und dann danke ich noch Claudio Nistri vom Hotel Ala d’oro in Lugo, Igiaba Scego, Dagmawi Yimer, Luca Fornari, Pier Paolo Mariotti, Luisella Aliprandi, Roberto Riccardi, Pier Luigi Valsecchi, Giovanni Fasanella, Andrea Branchi, Massimo Livadiotti, Josephine Condemi, Elly Schlein, Francomaria Negri.
Ich danke außerdem: dem Archiv der Società Geografica Italina in der Villa Celimontana; dem Archiv zum Gedenken der Migranten und seinem Leiter Sandro Triulzi, wie auch Giusy Muzzopappa und den übrigen Angestellten; dem Tagebuch-archiv in Pieve Santo Stefano; der Bibliothek des Nationalen
Instituts für Statistik; der Bibliothek für Aktuelle Geschichte im Palazzo Caetani; dem Orientinstitut Carlo Alfonso Nallino. Von der Nationalbibliothek in Castro Pretorio möchte ich ganz besonders einer Volontärin danken, die mit großer Sachkenntnis meine komplizierten Archivrecherchen unterstützt hat, obwohl sie für ihre Arbeit kein Gehalt bekommt und hofft, eines Tages eingestellt zu werden – leider weiß ich ihren Namen nicht.
In Äthiopien danke ich Alessandro Ruggera, Leiter des Italienischen Kulturinstituts in Addis Abeba, und seiner großartigen Assistentin Linda Le Piane; Carmine Panico für den Reiseführer durch die faschistische Kolonialarchitektur; Suor Gemma und den Comboni-schwestern für ihre Gastfreundschaft in der Mission in Lideta und Giacomo Ferrari, der mich mit ihnen bekannt gemacht hat; für die Zeugnisse von Italienern und Mischlingen in Äthiopien Enzo Rao, Alberto Varnero, Adriana Molinari, Mario Capussi und seiner Tochter Jolanda; Linda, die große „Patrona“im italienischen Restaurant „patronne“im Circolo Juventus; Ato Muluneh Haile vom Red Terror Museum für die Geschichten über Inhaftierung und Folter unter dem Derg, mitsamt seiner eigenen; Professor Abebe Haregwan für das Gold und das Wachs in der amharischen Sprache und Daniele Castellani, Leiter der italienischen Schule in Addis Abeba, der ihn mir empfohlen hat; dem Historiker Shiferaw Bekele für die Akkreditierung bei der National Library of Ethiopia; dem Dolmetscher Tewodros Selamnety für die Genauigkeit, mit der er auch die Worte von Geistern und zar übersetzt hat; Elefinesh Tegeni, der Tochter eines Überlebenden von Zeret, für die furchtlose Führung durch das Höhleninnere; Senayit Tefera und Danginet Ayalew, Kinder von Partisanen; Ian Campbell, der seit Jahrzehnten mit seinem grünen Mercedes durch die Straßen von Addis Abeba kurvt und jedes ihrer Geheimnisse kennt; Richard und Rita Pankhurst für die herzliche Aufnahme in einer Familie, die das zwanzigste Jahrhundert hervorgebracht hat; Shimeta Ezezew dafür, dass er mich – gerade noch rechtzeitig – zu den alten arbagnoch Abuhay Tefere und Ato Channe geführt hat: „Als ich jung war, habe ich gegen dein Volk gekämpft, und heute kommst du zu mir nach Hause, um mir zuzuhören. Welch ein Glückstag! Nächsten Sonntag nach der Messe werde ich allen davon erzählen.“