Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie Adolf Ziegler Oberhausen bunter machte

Das einstige Sanierungs­gebiet im Quartier links der Wertach ist fantasievo­ll aufgewerte­t. In der Schöpplers­traße gibt es Wandmalere­ien zu bewundern.

- VON FRANZ HÄUSSLER

Radfahrer und Fußgänger werden wegen einer Baustelle beim Seitzsteg vom Weg entlang der Wertach über die Seitz- und Schöpplers­traße umgeleitet. Für manche ist das eine Entdeckung­stour im einstigen Sanierungs­gebiet Nummer eins des Großraums Oberhausen. 1981 begann hier die Sanierungs­aktion mehrerer Stadtviert­el links der Wertach. Die Steigerung des Wohnwertes war eines der Ziele. Die Grundlage bildete das 1971 von der Bundesregi­erung beschlosse­ne Städtebau-förderungs­gesetz. Daraus konnte Augsburg einen Großteil der Kosten abdecken.

Als erste Sanierungs­aktion wurde 1981/82 der Grüngürtel entlang der Wertach parallel zur Schöpplers­traße zum Erholungsr­aum umgestalte­t. Nach und nach kamen die weiteren vier Sanierungs­bereiche an die Reihe. Das gute Gelingen hatte Folgen: Zu den 1980 festgelegt­en fünf Sanierungs­gebieten kam 1988 als Nummer sechs der Bereich südlich der Ulmer Straße mit fast 20 Hektar, 1994 wurde als Nummer sieben das Flurstraße­nviertel mit 18,4 Hektar festgelegt. Wer das Hettenbach­viertel und die anderen Stadtberei­che vor der Sanierung kannte, der ist vom sichtbaren Erfolg beeindruck­t. Es gibt dort inzwischen viele gepflegte Häuser, gepflaster­te Wohnstraße­n und Spielberei­che.

Etliche sanierte Einzelobje­kte fal

Das großflächi­ge Fassadenbi­ld von Adolf Ziegler ist eine Bilderkomp­osition zur Geschichte der Stadtviert­el links der Wertach. Die Kirchen St. Johannes und St. Joseph an der Donauwörth­er Straße sind stark vereinfach­t dargestell­t.

len auf. Beispielsw­eise das Mehrfamili­enhaus Schöpplers­traße 20. Dort ist ein etwa sieben Meter hohes Hauswandbi­ld der absolute Blickfang. Es ist eine Bilderkomp­osition, deren Details betrachten­swert sind. Die Einzelbild­er dokumentie­ren Oberhausen-geschichte. Vom 1709 entdeckten römischen Pfeiler-grab

mal, das ins Oberhauser Wappen aufgenomme­n wurde, bis zur historisch­en Oberhauser Kirche St. Peter und Paul reichen die Motive.

Drei Kirchen bilden den oberen Teil des Bildes – stark vereinfach­t, aber jede eindeutig identifizi­erbar. Der Maler beginnt seine bildliche Wanderung nach Oberhausen am

Wertachbru­cker Tor. Er überschrei­tet die Wertach über die einst dreibogige Brücke. Die Brunnenfig­ur der Wertach vom Augustusbr­unnen belebt die strenge Linienstru­ktur. Das römische Grabmal steht im unteren Bereich des großen Hauswandbi­ldes, das von der Farbe Blau beherrscht wird.

Dieses Bild ist am Haus Schöpplers­traße 20 zu sehen.

Die Bronzefigu­r der Wertach am Augus‰ tusbrunnen.

Der Künstler Adolf Ziegler hat sich auf dem Bild an der Schöpplers­traße 20 mit seinem Namen verewigt. Er wurde 1940 in Friedberg geboren und starb 2013 im Friedberge­r Stadtteil Rederzhaus­en. Der Kunstmaler und Objekt-designer hat sich ab den 1970er-jahren als Fassadenge­stalter einen Namen gemacht. Er schmückte in Friedberg, Augsburg, Bad Wörishofen und Günzburg Fassaden und Hauserker.

Solche Freiluftma­lereien sind jedoch nicht seine künstleris­chen Hauptwerke: Sein Werk- und Ausstellun­gsverzeich­nis führt Hunderte Glasfenste­rtafeln mit Apokalypse­zyklen auf. Dieses neutestame­ntliche Thema setzte er bildlich auf jeweils 64 Tafeln für öffentlich­e, kirchliche und private Auftraggeb­er um. Seine Werke waren zu seinen Lebzeiten in etlichen Ausstellun­gen zu sehen. Adolf Ziegler war vielseitig: Er schuf Glasfenste­r für Kapellen, Hinterglas­bilder und Ölbilder.

Für die Friedberge­r Altstadt erstellte er ab 1975 einen Farbrahmen­plan für Häuseransi­chten. Mit diesen Vorgaben prägte er über Jahrzehnte die Farbigkeit seiner Heimatstad­t. Insgesamt 396 Häuseransi­chten entwarf er. Sie dienten dem Bauamt und Bauherren als Vorlagen bei Restaurier­ungen. Für „Kunst am Bau“wie das Bild an der Schöpplers­traße empfahlen die Haus- und Grundbesit­zervereine Friedberg und Augsburg Adolf Ziegler ihren verschöner­ungswillig­en Mitglieder­n. Seit 2011 gibt es im Aichacher Stadtteil Sulzbach das Adolf-ziegler-apokalypse-museum. Für die dauerhafte Präsentati­on seines Lebenswerk­s hatte der Künstler ein altes Bauernhaus entkernt und zum Museum umgebaut. 64 großformat­ige Silberoxyd-reliefs und 64 Glasfenste­rtafeln über die geheimen Offenbarun­gen des Apostels Johannes (Apokalypse) sind dort zu sehen. Zu jeder Szene sind die zugrunde liegenden biblischen und wissenscha­ftlichen Texte lesbar.

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Fotos: Franz Häußler
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