Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kuschelrock für Vögel
Wie Mauersegler zum Kinderkriegen animiert werden.
Dass Musik etwas mit uns Menschen macht, ist wissenschaftlich längst bewiesen – aus gutem Grund laufen Schmuseblues und Kuschelrock eher im romantischen Halbdunkel als beim bierseligen Karteln mit den Jungs. Oder anders: Haben Sie schon mal versucht, zu den Klängen einer Death-metal-band einzuschlafen? Eben.
Wenn sich also schon wir Menschen von Rhythmen und Melodien beeinflussen lassen, warum sollte es dann den Tieren anders gehen? Auch hier gibt es schon unzählige
Erkenntnisse darüber, wie sich Rock, Pop und andere Klänge auf Vierbeiner, Federvieh oder Unterwasserlebewesen auswirken. So sollen Haie Jazz lieber mögen als Klassik, Kühe hingegen mehr Milch geben, wenn im Stall klassische Musik läuft. Und im niederbayerischen Regen haben nun Mauersegler eine eigene Soundanlage bekommen, die für mehr Nachwuchs unter den Vögeln sorgen soll. Hintergrund ist die Not der Tiere, Nistplätze zu finden. Wie Naturschützer beklagen, fallen immer mehr geeignete Winkel, Höhlen oder Nischen den Sanierungen von Gebäuden zum Opfer
und fehlen damit den Mauerseglern zum Nestbau. Am Landratsamt in Regen wurden deshalb Brutkästen aufgehängt und die Audioanlage soll den Vögeln den Weg dorthin weisen.
Doch mit welchem Sound lässt sich so ein Mauersegler anlocken? Mit dem Rockklassiker „Another brick in the wall“vielleicht? Mit einem kindlichen „Auf der Mauer auf der Lauer“? Oder mit dem Mauerhit schlechthin, „Looking for freedom“von David Hasselhoff? Ob der allerdings irgendjemanden – egal, ob Tier oder Mensch – zum Kinderkriegen animiert, ist fraglich. In Regen versuchen sie es jedenfalls zunächst mit den nachgeahmten Rufen der Vögel.