Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Acht Tipps gegen Zecken

So gern man Begegnunge­n mit Zecken vermeiden möchte – nicht immer klappt es. Wie Sie sich beim Ausflug ins Grüne schützen und was zu tun ist, wenn die Zecke zugeschlag­en hat.

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Sommer durch die Natur wandern, ganz ohne den Gedanken an Zecken – das wäre schön. Doch leider lässt sich in den wärmeren Monaten die Begegnung mit den Tieren an vielen Orten nicht vermeiden: Zecken übertragen Krankheite­n wie Borreliose oder Frühsommer-meningoenz­ephalitis (FSME). Wie schützt man sich vor den Tieren und was ist nach einem Biss zu tun? Zwei Expertinne­n geben Tipps.

● Tipp 1: Wissen, wo man Zecken begegnet „Unsere heimischen Zecken halten sich gerne im hohen Gras, Gebüsch, losen Laub und in nicht zu trockenen Wäldern auf“, sagt die Hausärztin und Notfallmed­izinerin Michaela Geiger aus Neckarsulm. Meist streift man sie im Vorbeigehe­n ab. „Insofern lauten die Schutzrege­ln: Festes Schuhwerk tragen, lange Hosen in die Socken stecken und sich nach dem Aufenthalt in der Natur am ganzen Körper gründlich absuchen.“Kinder sollten zudem einen Hut tragen. Denn: Zecken können im Gebüsch auf eine gewisse Höhe hinaufklet­tern. Ratsam ist auch, sich darüber zu informiere­n, ob man in einem Fsme-risikogebi­et unterwegs ist. Laut dem Robert-koch-institut zählen dazu 175 Landkreise, die meisten in Bayern und Baden-württember­g.

● Tipp 2: Sich nicht auf Insekten‰ sprays verlassen Mücken- oder Zeckenspra­ys seien nur bedingt nützlich, sagt die Tropenmedi­zinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München. „Sie helfen gut gegen Mücken – dass sie aber genauso gut gegen Zecken helfen, ist nicht nachgewies­en.“Für den bestmöglic­hen Schutz sorgt eine Kombinatio­n an Maßnahmen: eine Impfung gegen FSME, lange Kleidung, ein Zeckenspra­y mit dem Wirkstoff Permethrin – gesprüht auf Haut und Stoff. Ebenso wichtig wie die Vorbereitu­ng ist die Nachbereit­ung – das gründliche Absuchen des Körpers. Wichtig: „Da man Rücken und Kniekehlen nicht so gut einsehen kann, hilft es, sich beim Absuchen gegenseiti­g zu unterstütz­en“, sagt die Notfallmed­izinerin Geiger. Auch an den Körperfalt­en im Intimberei­ch sowie hinter den Ohren und unter den Achseln nachsehen!

Wichtig ist es, sich nach einer Wanderung genau abzusuchen. Zecken verstecken sich dabei auch gerne an verborgene­n Stellen am Körper.

● Tipp 3: Helle Kleidung wählen „Auf heller Kleidung lässt sich eine Zecke, die ja in der Regel dunkel ist, eher entdecken“, sagt Hausärztin Geiger. Wer sich in hellen Farben kleidet, kann sich auch tagaktive Mücken vom Leib halten. Laut Tropenmedi­zinerin Huber sprechen die eher auf dunkle Farben an.

● Tipp 4: Zeckenbiss? Nicht in Panik und Eile verfallen Und wenn es doch zu einem Zeckenbiss gekommen ist? Der Rat von Notfallmed­izinerin Michaela Geiger: Ruhe bewahren. „In der Regel hat man ausreichen­d Zeit, die Zecke zu entfernen.“Bei Borreliose muss die Zecke eine gewisse Zeit an der Haut saugen, ehe sie Borrelien an den menschlich­en Organismus abgibt. „Wenn man die Zecke in weniger als zwölf Stunden entfernt, hat man in der Regel nichts zu befürchten“, sagt Geiger. Etwas anim

ders sieht es bei FSME aus. Die Erkrankung wird bei einem Zeckenbiss deutlich schneller übertragen. Sie ist aber auch deutlich seltener: Nach Angaben des RKI tragen nur 0,1 bis 5 Prozent der Zecken in Risikogebi­eten FSME-VIREN in sich. In aller Regel bleibt aber Zeit, um zur Apotheke zu gehen, um sich Werkzeug zum Entfernen der Zecke zu kaufen. Vorteil von Zeckenhake­n, -karten oder -zangen: Damit lässt sich die Zecke langsam und kontrollie­rt entfernen. Anschließe­nd desinfizie­rt man die Wunde am besten.

● Tipp 5: Besser nicht auf Öl oder Butter setzen Manchmal hat man kein spezielles Werkzeug parat. Von Hausmittel­n sollte man dann besser die Finger lassen. Kristina Huber nennt ein Beispiel: „Früher hieß es, man solle die Zecke mit Öl oder Butter einreiben, damit sie keine

Luft mehr bekommt und loslassen muss.“Das stimmt nach Aussage der Infektiolo­gin zwar, birgt aber die Gefahr, dass die Zecke – falls sie FSME-VIREN oder Borrelien mitbringt – die Erreger durch die Reibung erst recht ausspuckt. „Daher ist von dieser Methode dringend abzuraten“, sagt Huber.

● Tipp 6: Nicht quetschen Im Notfall lässt sich die Zecke mit den Fingern entfernen. „Wichtig ist, dass man die Zecke nicht quetscht oder dreht, da sie sonst Erreger eher an den menschlich­en Organismus abgibt“, sagt Geiger, die auch Vorsitzend­e des Deutschen Zentralver­eins homöopathi­scher Ärzte (DZVHÄ) ist. „Viele haben Angst, dass sie den Körper der Zecke zwar entfernt haben, deren Kopf und Stechappar­at aber noch in der Haut steckt“, so die Medizineri­n. Auch hier gilt: kein

Anlass zur Panik. Denn die Übertragun­g der Borrelien allein über den Kopf funktionie­rt nicht – diese befinden sich im Darm der Zecke. Wer sich nicht sicher ist, die ganze Zecke entfernt zu haben, kann zur Sicherheit den Hausarzt aufsuchen.

● Tipp 7: Stelle des Zeckenbiss­es be‰ obachten „Wenn man von einer Zecke gestochen wurde, ist es wichtig, die Stelle während vier bis sechs Wochen zu beobachten“, sagt Geiger. Man kann sich das Datum des Stichs notieren und die Einstichst­elle markieren. So lasse sich die lokale Bewegung der Entzündung gut verfolgen. „Manchmal wird man gestochen und die Haut wird an der Stelle etwas rot, was vollkommen normal ist“, sagt sie. Oft verschwind­e die Rötung nach ein paar Tagen wieder, ohne dass eine Infektion erfolgt ist. Übrigens: Borreliose- und Fsmesympto­me lassen sich gut unterschei­den. Bei Borreliose tritt als erstes Anzeichen klassische­rweise die sogenannte Wanderröte auf. „Die Einstichst­elle in der Mitte blasst ab. Darum herum entsteht ein sich ausweitend­er roter Hof“, beschreibt Geiger. Der randbetont­e Kreis kann sich bis zu einem Durchmesse­r von 10 bis 20 Zentimeter vergrößern. Eine Borreliose lässt sich mit Antibiotik­a gut behandeln.

Eine Fsme-infektion beginnt laut Huber meist mit unspezifis­chen Krankheits­zeichen wie Kopf- und Gliedersch­merzen oder auch Fieber. Oft folge ein symptomfre­ies Intervall von knapp einer Woche, ehe dann eine Gehirnhaut-, Gehirnoder Nervenentz­ündung einsetzt.

● Tipp 8: Keine Sorge vor der Hya‰ lomma‰zecke Viele haben schon von ihr gelesen – der Hyalomma-zecke. Doch ist sie wirklich auf dem Vormarsch in Deutschlan­d? Die Hyalomma-zecke kommt vor allem in tropischen Ländern vor. In Europa wird sie vor allem in südlichen Lagen gemeldet. „Sie wandern, indem sie sich an Zugvögel hängen – so gelangen sie nach Europa“, so Tropenmedi­zinerin Huber. Die Hyalomma-zecke ist größer als heimische Zecken und hat gestreifte Beine. „In Deutschlan­d treten sie äußerst selten auf“, sagt Huber.

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Foto: Christin Klose, dpa

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