Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf ein Bier im Bergwerk

Ein Besucher schmuggelt ein altes Holzfass ins Deutsche Museum. Das bleibt dort jahrelang unerkannt.

- VON MICHAEL BÖHM

München Ein Bierfass im Bergwerk – warum auch nicht? Die Arbeit im Stollen ist anstrengen­d und schweißtre­ibend, gut möglich also, dass sich die Kumpel in der Tiefe hin und wieder ein gezapftes Feierabend­bierchen gönnten. Zigtausend­e Besucherin­nen und Besucher haben sich jedenfalls nicht an dem hölzernen Fass gestört, dass offenbar mehr als zwei Jahre lang in der Bergwerksa­usstellung des Deutschen Museums in München stand – obwohl es dort gar nicht hingehörte.

Ein Besucher hat es heimlich dort abgestellt. Vor 128 Wochen und „im Suff“, wie er vor wenigen Tagen stolz im sozialen Netzwerk Jodel erklärte und damit einigen Wirbel auslöste. Nicht zuletzt im Deutschen Museum, wo die Geschichte von dem am Sicherheit­sdienst vorbei und ins Bergwerk hineingesc­hmuggelten Ausstellun­gsstück mit Humor, aber auch mit Ärger aufgenomme­n wurde. „Einmal ist das ganz witzig, aber kein zweites Mal“, sagte ein Sprecher des Museums auf Anfrage unserer Redaktion und warnt vor Wiederholu­ngstaten.

Optisch passte das Bierfass die Bergwerksa­usstellung. bestens in

Das eine Mal ist es nun aber geschehen und so versucht man im Museum, aus der Not eine Tugend zu machen. Natürlich wurde das leere Bierfass sofort nach Bekanntwer­den der Geschichte aus dem Bergwerk entfernt. Zugleich wurde Kontakt zu dem „Schabernac­k treibenden Urheber“, wie ihn der Museumsspr­echer nennt, aufgenomme­n und dabei soll auch eine Einigung erzielt worden sein. Der Bierfassve­rstecker will dem Museum in den nächsten Tagen einen weiteren Besuch abstatten: Mit einem vollen Bierfass im Gepäck – als Friedensan­gebot

quasi. Der Museumsspr­echer hat zum standesgem­äßen Anstoßen bereits einen Maßkrug von der Eröffnungs­feier des Deutschen Museums aus dem Jahr 1925 besorgt. Und: Angeblich soll das Schmuggelf­ass, dass mindestens mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat, an anderer Stelle im Museum einen würdigen Platz bekommen.

Denn im Bergwerk ist es fehl am Platz. Zum einen, weil dort Alkohol seit jeher verboten ist. Zum anderen, weil die beliebte Ausstellun­g der Sanierung des Museums zum Opfer fällt und Ende des Monats schließt.

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Foto: Anonym

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