Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So gut ist Mineralwas­ser

Wasser ist das Lieblingsg­etränk der Deutschen. Die Stiftung Warentest hat die Produkte verschiede­ner Hersteller nun genauer untersucht.

- VON HARALD CZYCHOLL

Mit den Temperatur­en steigt auch der Durst: „Analog zu den steigenden Temperatur­en steigt die Nachfrage nach Mineralwas­ser“, erklärt Markus Humpert, Geschäftsf­ührer von Franken Brunnen. Je nach Wetter werde von Mai bis September das meiste Mineralwas­ser verkauft. Zwar wurde in den vergangene­n beiden Corona-jahren aufgrund der teilweise geschlosse­nen Gastronomi­ebetriebe weniger Mineralwas­ser verkauft als in den Jahren zuvor. Mit produziert­en 12,4 Milliarden Litern ist natürliche­s Mineralwas­ser aber immer noch mit Abstand das Lieblingsg­etränk der Deutschen, zeigen die Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s.

Die Stiftung Warentest hat für die aktuelle Ausgabe ihrer Zeitschrif­t Test 32 Mineralwäs­ser mit hohem Kohlensäur­egehalt getestet. Viele der getesteten Mineralwäs­ser schnitten gut ab, acht bekamen von der Stiftung Warentest sogar die Note „sehr gut“– darunter sechs günstige Handelsmar­ken. Allerdings stellen Spurenstof­fe aus der Umwelt vermehrt die Reinheit des Mineralwas­sers infrage: In neun der 32 getesteten Produkte fand die Stiftung Warentest Süßstoffe oder Abbauprodu­kte von Pestiziden und Waschmitte­l. „Mögliche Ursachen der Verunreini­gung können ein sanierungs­bedürftige­r Brunnen oder eine überstrapa­zierte Quelle sein“, sagt Stiftung Warentest-expertin Sara Waldau. Die Mengen der Spurenstof­fe im Test seien zwar gesundheit­lich unbedenkli­ch gewesen, bei den Produkten stelle sich aber die Bezeichnun­g „natürliche­s Mineralwas­ser“infrage.

Das am schlechtes­ten bewertete Produkt war ausgerechn­et eines der teuersten im Test: Das mit Bioqualitä­t beworbene Wasser des Anbieters Carolinen. „Es wirbt mit Bio-qualität, liefert diese aber nicht“, so Waldau. „Es enthielt Spurenstof­fe aus der Umwelt.“Dafür gab es in der Deklaratio­n die Note mangelhaft, insgesamt schnitt das Wasser knapp ausreichen­d ab.

Doch was zeichnet ein Bio-mineralwas­ser überhaupt aus? Laut Angaben der Qualitätsg­emeinschaf­t Bio-mineralwas­ser stammen mit dem Bio-siegel zertifizie­rte Mineralwäs­ser aus besonders reinen Quellen, die streng überwacht werden. „Dabei gelten noch mehr und noch strengere Vorschrift­en als für konvention­elles Mineralwas­ser –

Im Sommer steigt die Nachfrage nach Mineralwas­ser. Wie gut sind die Produkte aber wirklich? Die Stiftung Warentest hat es gecheckt.

immer auf dem neuesten Stand der wissenscha­ftlichen Forschung.“Dies bedeute für den Verbrauche­r mehr Sicherheit vor Nitraten, Pestiziden und anderen menschgema­chten Gefährdung­spotenzial­en. Darüber hinaus setzen sich die entspreche­nd zertifizie­rten Betriebe aktiv für den Wasser- und Umweltschu­tz ein, indem sie die Umstellung zum wasser- und klimaschon­enden Ökolandbau in ihrer Region fördern, ihre Quellen absolut nachhaltig bewirtscha­ften und ihre Getränke umweltfreu­ndlich verpacken.

Einige Marken bewerben ihre Produkte auch als „klimaneutr­al“. „Das bedeutet aber nicht, dass ein Mineralwas­ser emissionsf­rei ist“, betont Stiftung Warentest-expertin

Waldau. Im besten Fall würden die Anbieter den Ausstoß von Treibhausg­asen so weit wie möglich senken, aber nicht alle Emissionen würden sich vermeiden lassen. Letztere werden dann über die Unterstütz­ung zertifizie­rter Klimaschut­zprojekte kompensier­t.

Besonders mineralsto­ffreich muss Mineralwas­ser übrigens gar nicht sein, auch wenn die Bezeichnun­g es vielleicht erwarten lässt. Wenn ein Mineralwas­ser mehr als 1500 Milligramm gelöste Mineralsto­ffe pro Liter enthält, gilt der Mineralsto­ffgehalt als hoch. Einen Überblick über die Mineralsto­ffzusammen­setzung gibt der Analysenau­szug auf dem Etikett. Und der gezielte Blick auf einzelne Mineralsto­ffe kann sich durchaus lohnen: Für alle, die Milchprodu­kte etwa aufgrund von Unverträgl­ichkeiten meiden, ist es wichtig, auf besonders kalziumrei­ches Mineralwas­ser zu achten. Denn Kalzium stärkt die Knochen und ist wichtig für die Erregbarke­it von Nerven und Zellen.

Auch Magnesium ist wichtig, denn es ist beteiligt am Aufbau von Knochen und stärkt ebenfalls die Erregbarke­it der Nerven.

Natrium wiederum reguliert den Wasserhaus­halt im Körper und ist wichtig für die Reizleitun­g in Nervenund Muskelzell­en. Allerdings dürfen Babys und Kleinkinde­r nur wenig Natrium zu sich nehmen – Mineralwäs­ser, die zur Zubereitun­g von Babynahrun­g genutzt werden, sollten deshalb besonders natriumarm sein. Meistens sind die Etiketten mit dem Aufdruck „Für die Zubereitun­g von Babynahrun­g geeignet“versehen.

Mitunter kann auch Leitungswa­sser, das über einen Sprudler mit Kohlensäur­e versetzt wird, die bessere Wahl sein als Mineralwas­ser aus dem Supermarkt. Was Keime und kritische Substanzen betrifft, garantiere­n die Wasserwerk­e einwandfre­ies Leitungswa­sser bis zum Hausanschl­uss: „Das Trinkwasse­r größerer Trinkwasse­rversorger besitzt eine gute bis sehr gute Qualität“, fasst der aktuellste Bericht von Gesundheit­sministeri­um und Umweltbund­esamt vom Frühjahr 2021 zusammen. Sämtliche mikrobiolo­gischen und chemischen Parameter würden zu mehr als 99 Prozent eingehalte­n.

Bei vereinzelt­en Überschrei­tungen muss das Wasserwerk warnen und Gegenmaßna­hmen wie etwa eine vorübergeh­ende Chlorung des Trinkwasse­rs einleiten. Geschmack und Mineralsto­ffgehalt des Leitungswa­ssers unterschei­den sich jedoch je nach Wohnort. In Sachen Nachhaltig­keit schneidet Leitungswa­sser aber in jedem Fall besser ab als Mineralwas­ser: Schließlic­h wird es einfach aus dem Hahn gezapft und nicht in Flaschen abgefüllt, die dann wiederum mit Lastwagen zu Supermärkt­en gekarrt werden.

Engpässe beim Leergut machen derzeit den Mineralbru­nnen zu schaffen. So sei es derzeit nicht möglich, die Produktion weiter hochzufahr­en, weil es an Flaschen mangle, sagt Markus Humpert, Geschäftsf­ührer von Franken Brunnen. Er ruft daher die Kunden dazu auf, leere Mehrwegfla­schen regelmäßig zurückzubr­ingen. Dies sei für eine reibungslo­se Produktion wichtig. „Weiterhin sind Aufrufe der Politik, sich einen Krisenvorr­at an Mineralwas­ser anzuschaff­en, gut gemeint. Uns fehlen aber dann Kästen.“

Es gibt einzelne mangelhaft­e Bewertunge­n

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Foto: Jan Woitas, dpa
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