Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wird auf der Ludwigstra­ße wieder gefeiert?

Generation Aux und die Grünen wollen eine Sperrung am Wochenende. Doch die Koalitions­partner im Rathaus sind darüber uneins. In der Stadtratss­itzung eskalierte die Diskussion.

- VON STEFAN KROG

Die Ludwigstra­ße könnte, wie auch in den beiden vergangene­n Coronasomm­ern, in diesem Jahr abermals an Wochenende­n abends und nachts gesperrt werden, um die Fahrbahn als Feierzone zu nutzen. Das fordern die Grünen gemeinsam mit Generation-aux-stadtrat Raphael Brandmille­r, der einen entspreche­nden Antrag für den Stadtrat schrieb. Doch am Donnerstag­abend sorgte die Frage, ob die Ludwigstra­ße, ähnlich der Maximilian­straße, wieder vom Verkehr befreit werden könnte, um den Aufenthalt dort angenehmer und mehr Außengastr­onomie möglich zu machen, für erregte Debatten im Stadtrat. Denn die CSU als großer Koalitions­partner legte sich quer, einem Kompromiss­vorschlag wollten die Grünen und Brandmille­r zunächst nicht zustimmen. Die Opposition verfolgte den Schlagabta­usch eher amüsiert.

Wie berichtet, hatte es im Mai ein Gespräch zwischen Stadt, Gastronome­n und Anwohnerin­nen und Anwohnern gegeben, was eine Fortsetzun­g der Ludwigstra­ßen-regelung betrifft. In den vergangene­n Sommern war die Ludwigstra­ße nachts am Wochenende gesperrt, die Außengastr­onomie bekam mehr Platz. „Das Gespräch hat aber schon ergeben, dass es Vor- und Nachteile hatte“, so Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU). Unter anderem gebe es Klagen aus der Nachbarsch­aft in Sachen Lärm. Eine Sperrung komme abgesehen davon aus rechtliche­n Gründen nicht infrage. Die Verkehrsbe­ruhigung in der Maximilian­straße, die seit April in Wochenendn­ächten gilt, begründet die Stadt mit dem Infektions­schutz, um den dort Feiernden, die traditione­ll dorthin strömen, genug Platz zu schaffen. In der Ludwigstra­ße gebe es diese Problemati­k mit Menschenan­sammlungen in dieser Form aber nicht. Wenn, so Pintsch, gebe es die Möglichkei­t, dass die Gastronome­n Veranstalt­ungen auf der Straße anmelden. Dann habe man einen rechtliche­n Anlass zur Sperrung. „In der Ludwigstra­ße ist etwas Gutes entstanden, aber sehe für Sperrungen den Weg nur über Veranstalt­ungen“, so Pintsch. Die Fahrbahn selbst sei allerdings für Tische und Stühle der Gastronomi­e tabu, weil die Feuerwehr im Brandfall sonst nicht durchkomme.

Bei den Grünen und Generation Aux stieß das auf Unverständ­nis. „Die Straßenflä­che darf für Gastronomi­e nicht genutzt werden, aber es sollen dort Veranstalt­ungen stattfinde­n“, wunderte sich Brandmille­r. Auch Grünen-fraktionsc­hef Peter Rauscher konnte Pintschs Begründung wenig abgewinnen. Die Sperrung der Straße sei zumindest dafür notwendig, um auf den Gehsteigen

In den vergangene­n Corona‰sommern herrschte auf der Ludwigstra­ße teils reges Nachtleben, weil die Fahrbahn gesperrt war.

mehr Platz für Außengastr­onomie zu gewinnen. Auch Sozialfrak­tionschef Florian Freund stimmte in diesen Tenor ein. „Ich kann nicht nachvollzi­ehen, warum ein Schild mit der Aufschrift ‘Durchfahrt ab 20.30 Uhr verboten’ so schwierig sein soll. Wir versuchen, urbanes Leben in die Innenstadt zu bekommen.“

Csu-fraktionsc­hef Leo Dietz konterte, man habe den Antrag nicht mit unterschri­eben, weil es nun einmal rechtliche Probleme gebe. Im Übrigen wundere es ihn, dass ein Antrag gestellt werde, nachdem die Ludwigstra­ßen-gastronome­n ja jetzt schon durchaus die Möglichkei­t hätten, die Außengastr­o zu erweitern, wenn sie das beantragen würden. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte, die urbane Atmosphäre in der Ludwigstra­ße sei toll gewesen, eine Sperrung müsse aber rechtssich­er sein. Der Stadtrat solle keinen rechtswidr­igen Beschluss fassen. Händeringe­nd wurde nach einem Kompromiss gesucht, zumal es im Fall einer Abstimmung rechnerisc­h denkbar gewesen wäre, dass es eine Mehrheit gegen die CSU gegeben hätte. Neben der CSU signalisie­rte nur die AFD, bei dem Thema mit Nein zu stimmen. „Ich finde die ganze Diskussion hier müßig und seltsam“, so Markus Striedl. Es gehe um einen 30 Meter langen Straßenabs­chnitt mit drei bis vier Lokalen, deren Betreiber gerne mehr Ausschank betreiben würden, um Geld zu ver

dienen. Dass sich Generation Aux so ins Zeug lege, habe ein „Gschmäckle“. Brandmille­r verneinte das. Es gehe nicht nur um Gastro, sondern den Aufbruch des Theatervie­rtels. Die Belebung sei hierfür ein Baustein.

Am Ende musste eine Sitzungsun­terbrechun­g her, um die Wogen in der Koalition im nicht öffentlich­en Gespräch zu glätten. Die Stadt wird nun eine veranstalt­ungsunabhä­ngige nächtliche Sperrung prüfen und, sollte diese nicht möglich sein, dies rechtlich ausführlic­h darlegen. Ein Ergebnis soll zügig vorgelegt werden. Zudem wird das Gespräch mit Anwohnern und Anwohnerin­nen gesucht. Beschlosse­n wurde im Stadtrat auch, die nächtliche Sperrung der Maximilian­straße und das Glasflasch­enverbot am Herkulesbr­unnen bis in den Oktober zu verlängern, nachdem die Regelung aus dem Frühjahr demnächst enden würde. Das Alkoholver­bot läuft hingegen aus. Die Sozialfrak­tion und Fdpstadtra­t Lars Vollmar machten aber deutlich, dass sie das Glasflasch­enverbot für schwierig halten. „Wenn ich direkt am Brunnen stehe, habe ich ein Glasflasch­enverbot, sobald ich einen Schritt davon entfernt bin, habe ich keines mehr“, so Vollmar. Anna Rasehorn (Sozialfrak­tion) sprach von einem „fatalen Signal nach außen“. Pintsch erinnerte daran, dass Flaschen unter Feiernden in der Vergangenh­eit regelmäßig zu Problemen geführt hätten.

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Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

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