Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wo Bären durch den Wald streifen
Früher haben Braunbären auch in unseren Wäldern gelebt. Doch wer heutzutage die größten Raubtiere Europas erleben will, muss in den Zoo. Oder einen Bärenpark besuchen.
Süße Honigbrötchen gibt es nur im Ausnahmefall. Und zwar immer dann, wenn es Medizin zu verabreichen gibt. Otto und Mascha würden die Pillen niemals einfach so schlucken. Doch den Honigbrötchen, in denen die Pflegerin die Arznei versteckt hat, können die beiden Braunbären einfach nicht widerstehen. Was in Büchern und Zeichentrick-filmen vorkommt, stimmt tatsächlich: Bären lieben Honig über alles! „Aber er ist schlecht für die Zähne“, sagt Bärenfachfrau Petra Konermann vom Bärenwald Müritz. Deswegen dürfen sie ihn nicht ständig fressen.
Die Tiere wurden aus Zirkussen gerettet
Der Bärenwald liegt im Bundesland Mecklenburg-vorpommern. 14 Braunbären wohnen dort zurzeit in großen abgezäunten Waldstücken. Sie bekommen hauptsächlich Gemüse wie Fenchel, Rettich, Karotten und vorgegarte Kartoffeln. Ein paar Obststücke und gekochte Eier sind auch manchmal dabei. Braunbären waren früher auf der Welt weit verbreitet, auch in den Wäldern in Deutschland. In Europa sind sie heute noch zum Beispiel in Rumänien und Skandinavien zu Hause.
Die Bären, die im Bärenwald leben, wurden gerettet. „Sie stammen aus Zirkussen oder privaten Haltungen“, erklärt Petra Konermann. „Die früheren Besitzer konnten sich nicht gut genug um die Tiere kümmern.“
Medizin für die Bären wird in Honigbrötchen versteckt.
Wusstest du …
… dass Braunbären sehr gute Nasen haben? Nahrung können sie auf mehrere Kilometer rie chen, sagen Fachleute. Gerü che geben ihnen zudem Hinweise über Artgenossen. Die Tiere sind in der Regel Einzelgänger. Braunbärjunge bleiben aber oft zwei Jahre lang bei der Mutter. Wer glaubt, die Tiere seien eher behäbig, der irrt. Sie können rich tig schnell laufen, gut schwim men und auch ausgezeichnet klet tern. Übrigens: Wenn es drau ßen kalt wird und es nicht mehr viel zu fressen gibt, verziehen sich viele Tiere. Manche schlafen tief und fest. Bären hingegen halten Winterruhe. Sie verbringen die kalte Jahreszeit häufig in selbst gegrabenen Erdhöhlen, etwa an einem Hang. In dieser Im Bärenwald haben sie nun viel mehr Platz.
Viele Leute kommen zu Besuch, um die Bären dabei zu beobachten, wie sie fressen, umherstreifen oder sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Mit seinen Knopfaugen, den kleinen Ohren und dem flauschig wirkenden Fell wirkt so ein Braunbär liebenswert, wie ein Teddybär. Aber Vorsicht: Braunbären sind Raubtiere! Sie haben viel Kraft.
„Wie bei anderen Raubtieren sind die Eckzähne der Braunbären groß und lang“, sagt die Expertin. „Die Bären ernähren sich zwar überwiegend vegetarisch, doch sie sind Allesfresser.“Das heißt: Auch Insekten, Fische und kleinere Tiere wie Nagetiere verspeisen Braunbären gern. Ab und zu machen sie auch Jagd auf größere Tiere oder fressen Aas.
Wenn man Bär Rocco dabei zusieht, wie er auf der Wiese auf einem Löwenzahn herumkaut, mag man kaum glauben, dass er jemandem auch nur ein Haar krümmen könnte. Trotzdem kommen die Pflegerinnen und Pfleger den Bären nicht zu nahe. Die Bärenzähne und die Bärenkrallen sind viel zu gefährlich. Wenn die Menschen die Gehege zum Ausmisten und zum Verteilen des Futters betreten, werden die Bären vorher für kurze Zeit in einen anderen Bereich gelockt. Sicher ist sicher – auch wenn die Tiere sich wohl eher über die Honigbrötchen und das Gemüse hermachen würden als einen Menschen anzugreifen. (dpa)