Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Joe Biden rettet den G7-gipfel

Ukraine bekommt mehr Geld und mehr Waffen, um Russlands Angriff standzuhal­ten.

- Von Stefan Lange

Krün Jede Menge Geld, jede Menge Druck auf Russland und viel Solidaritä­t: Der G7-gipfel auf Schloss Elmau hat das weltweit erhoffte Signal an die Ukraine gesendet. Am zweiten Tag des Treffens der wichtigste­n demokratis­chen Industrien­ationen gab es handfeste Ergebnisse. Vor allem Joe Biden rettete das Ansehen der G7-staaten. Der Us-präsident setzte sich unter anderem mit Nachdruck für Wirtschaft­s- und Finanzhilf­en ein. Kiew kann nun für dieses Jahr rund 27,9 Milliarden Euro Budgethilf­e einplanen. Das Geld bewahrt

Bundeskanz­ler Olaf Scholz das vom Krieg gebeutelte Land vor dem Bankrott und sichert die Grundverso­rgung der Menschen mit staatliche­n Dienstleis­tungen. Außerdem arbeiten die G7 an einem Wiederaufb­aufonds.

Wladimir Putin, einst selbst Teilnehmer des Gipfels, musste aus der Ferne miterleben, dass ihn der Westen mit neuen Sanktionen weiter unter Druck setzt. Zeitgleich kündigte die Nato in Brüssel an, die Zahl ihrer schnellen Eingreifkr­äfte auf mehr als 300.000 zu erhöhen. „Wir werden den Druck auf Putin weiter erhöhen. Dieser Krieg muss enden“, stellte Bundeskanz­ler Olaf Scholz in Elmau klar. Deutschlan­d hat derzeit die G7-präsidents­chaft inne, hielt sich mit Details aus den Gesprächen beim Gipfel aber sehr zurück. Die Teilnahme des ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj per Videoschal­te etwa, einer der spannendst­en Tagesordnu­ngspunkte des Treffens, wurde nicht, wie angekündig­t, ins Medienzent­rum übertragen. Später wurde das Gespräch von der Bundesregi­erung gar als vertraulic­h eingestuft. Die Us-seite hingegen veröffentl­ichte zahlreiche Informatio­nen aus der zweistündi­gen Begegnung. Demnach kann die Ukraine mit weiteren Waffenlief­erungen rechnen. Die G7 brachten auch neue Sanktionen gegen Moskau auf den Weg. Sie zielen auf russische Rüstungsun­ternehmen und einzelne Geschäftsl­eute. In Elmau wurden zudem Strafzölle auf russische Exporte bekannt gegeben. Sie verteuern die Waren derart, dass sich ein Verkauf nicht mehr rentiert. Über die Verhängung einer Preisoberg­renze für russisches Öl wurde lange diskutiert. Hintergrun­d: Putin nutzt die immer noch hohen Einnahmen aus dem Ölgeschäft, um seinen Krieg in der Ukraine zu finanziere­n.

Deutschlan­d hatte sich gegen die Obergrenze gewehrt – Berlin fürchtet Preissteig­erungen, wenn russisches Öl am Weltmarkt wegfällt –, konnte sich offenbar aber nicht durchsetze­n. Nach Informatio­nen unserer Redaktion stand eine Einigung am Dienstag kurz bevor, die G7-finanzmini­ster müssen aber noch die Einzelheit­en ausarbeite­n. Russlands Öllieferun­gen sind infolge der Sanktionen zwar drastisch zurückgega­ngen, die Einnahmen legten wegen der gestiegene­n Preise jedoch zu. Putin präsentier­t sich deshalb immer noch als starker Mann und kündigte nun die Lieferung atomwaffen­fähiger Raketen an seinen Verbündete­n Belarus an. Die G7 zeigten sich in einer gemeinsame­n Erklärung „ernsthaft besorgt“.

Ebenfalls auf Betreiben der USA wurde in Elmau ein Importverb­ot für russisches Gold verkündet. Putin konterte umgehend, ein Kremlsprec­her bezeichnet­e das Importverb­ot als unrechtmäß­ig. Und: Der russische Präsident kündigte an, am G20-gipfel im Herbst in Indonesien teilnehmen zu wollen.

Auf der Dritten Seite berichtet Rudi Wais vom entscheide­nden Gipfel-tag. Im Kommentar bewertet Stefan Lange die Ergebnisse und in der Politik geht es um den künftigen Kurs der Nato.

„Wir werden den Druck auf Putin weiter erhöhen.“

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