Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Schiedsrichter dürfen kein Freiwild sein“
Beim Ehrungstag der Augsburger Gruppe werden die Nachwuchs-probleme bei den Fußball-referees infolge der Corona-pandemie deutlich. Besondere Auszeichnungen gibt es für Artur Alt und Thomas Färber
Zweieinhalb Jahre war es der Fußball-schiedsrichtervereinigung Augsburg aufgrund der Corona-pandemie nicht möglich, ihre treuen Mitglieder zu ehren. Dies wurde nun beim Ehrungstag in der Neusässer Stadthalle nachgeholt – allerdings nicht ohne, dass auch die Probleme innerhalb des Schiedsrichterwesens angesprochen wurden.
Zwei besondere Mitglieder der Schiedsrichtergruppe stachen beim Ehrungsmarathon heraus: der mittlerweile 83-jährige Artur Alt, der während seiner 62-jährigen Mitgliedschaft 8300 Spiele geleitet hat und dafür mit der Verbandsplakette des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) ausgezeichnet wurde. Dazu ernannte die Gruppe ihren ehemaligen Vorsitzenden Thomas Färber (Spvgg Bärenkeller) zum Ehrenobmann. Färber führte die Augsburger Schiedsrichter von 2013 bis 2021 als Vorsitzender und war vorher genauso lang stellvertretender Obmann. Der 41-jährige Färber habe während seiner achtjährigen Amtszeit die Augsburger Referees mit Geschick geführt, stellte der amtierende Obmann Stefan Sommer fest. Färber habe in seinen beiden Amtsperioden jeweils ein erfolgreiches Führungsteam aufgebaut.
„Unter seinem Wirken wurde das Grundlagenpraxis-seminar neu erfunden. Er hat das Notfalltelefon eingeführt, bei dem keiner unserer Schiedsrichter alleingelassen wird, wenn er vor dem Spiel, auf dem Feld oder nach dem Spiel einmal nicht weiterweiß. Und als herausragendes i-tüpfelchen wurde unter seiner Führung die 100-Jahr-feier im Jahre 2019 geplant, organisiert und durchgeführt“, listete der Laudator die Verdienste seines Vorgängers auf.
Mit Heinz Groß, Gerhard Mühlbauer und Max Wagner wurde der Kreis der Ehrenmitglieder um drei erweitert. Es ist auch ein Tag des Dankes für das Geleistete“, sagte Obmann Sommer. Man habe schnell nach Ausbruch der Pandemie lernen müssen, was es bedeutet zu entbehren – und zwar in sportlicher Hinsicht. Die Vereinigung habe gelernt, mit dem Virus umzugehen. Online-regelteste wurden durchgeführt, Schiedsrichter auf Zoom versammelt.
„Leider hat die Pandemie auch enorme Auswirkungen auf unsere Vereinigung gehabt“, stellte der Obmann fest. Bei einer Abfrage zu
Beginn des Jahres habe man eine Vielzahl von Rückmeldungen bekommen, dass Schiedsrichter – alt wie jung – aufgrund der unklaren Lage bis 30. Juni 2022 vorerst pausieren wollen. „Deren Entscheidung akzeptieren wir. Doch leider befanden sich darunter Schiedsrichter, die teilweise drei Spiele pro Woche gepfiffen haben. Dieser Umstand muss erst einmal ersetzt werden“, so Sommer.
Die Augsburger Unparteiischen können sich einem derzeit vorherrschenden bundesweiten Trend nicht entziehen: Weil es ein Überangebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gibt und insbesondere die junge Generation andere Prioritäten setzt, wird die Suche nach Personal immer schwieriger. Außerdem nimmt laut Sommer seit Jahren der Respekt vor Unparteiischen auf den Amateursportplätzen ab. „Ich würde mir wünschen, dass wir alle – Spieler, Trainer, Mannschaftsverantwortliche, Zuschauer und Schiedsrichter – gewissen Auswüchsen viel stärker vor Ort entgegentreten, anstatt oftmals nur leise missbilligend am
Seitenrand zu verharren. Denn Schiedsrichter sind auch nur Menschen, sie dürfen kein Freiwild sein“, sagte der Vorsitzende.
Es liege vor allem an den Vereinen selbst zu entscheiden, ob und zu wie vielen Spielen ein geprüfter Schiedsrichter künftig kommt. Dazu müssten sie in ausreichender Zahl geeignete Kandidaten zu Neulingskursen entsenden. Ob eine verbandsintern diskutierte Erhöhung der Strafzahlung für jeden nicht gestellten Referee, die ein Verein entrichten müsste, etwas bringt, bezweifelt der Obmann. Sommer: „Ich tendiere eher zu einem Punktabzug während des laufenden Wettbewerbs oder aber zur Verlegung von Heimspielen auf neutrale Plätze.“(alk/az) Die Geehrten für 40 Jahre Heinz Groß (TSV Ustersbach), Gerhard Hurtner (TSV 1892 Haunstetten), Max Wagner (TSV 1909 Gersthofen), Raimund Zientara (DJK Augsburg-lechhausen) Die Geehrten für 50 Jahre Dieter Scherer (TSV Neusäß), Rainer Springer (TSV Augsburg-kriegshaber), Dieter Tröger (Spvgg Bärenkeller)