Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bessere Bezahlung macht sozialen Bereich attraktiv

- Von Fridtjof Atterdal

Es ist nachvollzi­ehbar, dass man durch finanziell­e Anreize keine neuen Kita-mitarbeite­rinnen und -Mitarbeite­r einfach aus dem Hut zaubert. Die Zahl der vorhandene­n Kräfte ist begrenzt, und Erzieherin­nen, die nach Augsburg gelockt werden, fehlen im Zweifelsfa­lle im Umland. Das kann keiner wollen.

Wer längerfris­tig denkt, wird aber wohl nicht umhin kommen, sich um eine bessere Bezahlung der sozialen Berufe Gedanken zu machen. Das gilt für Erzieherin­nen und Erzieher, aber genauso für Altenpfleg­er, Krankenhau­spersonal und viele andere Berufsgrup­pen im sozialen Bereich. Wenn die sozialen Berufe attraktiv werden sollen, muss die Arbeitsbel­astung für die Mitarbeite­r sinken und die Bezahlung besser werden. Beides hängt zusammen. Ein Job, in dem viel Arbeit für wenig Geld wartet, ist für junge Leute sicher nicht attraktiv. Wenn dagegen aufgrund einer ordentlich­en Bezahlung mehr Menschen im sozialen Bereich arbeiten, sinkt zugleich der Stress für den Einzelnen.

Wenn man mit Erzieherin­nen spricht, hört man oft, dass sie ihren Job sehr mögen. Die Arbeit mit Kindern ist erfüllend und sie haben das Gefühl, etwas Wichtiges für die Gesellscha­ft zu leisten. Dann kommt das „Aber“. Corona hat in den Kitas wie in Altenheime­n und Krankenhäu­sern die Arbeitsbel­astung enorm anwachsen lassen. An Selbstverw­irklichung ist mit so viel Arbeit und so wenig Kollegen nicht zu denken. Eine tolle Ausbildung hilft niemandem, wenn sich keine Interessen­ten finden, weil der Beruf mies bezahlt ist. Also werden die Arbeitgebe­r wohl auch an dieser Stellschra­ube drehen müssen, wenn das System wieder funktionie­ren soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany