Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Paulaner und Riegele streiten um Spezi
Münchner Brauerei will freie Hand haben
Augsburg Freunde klären ihren Streit in der Regel nicht vor Gericht. Insofern kann man davon ausgehen, dass der Umgangston zwischen der Münchner Großbrauerei Paulaner und dem Augsburger Familienbetrieb Riegele nicht mehr sehr freundschaftlich ist. Am Dienstag verhandelte das Landgericht München I eine Klage von Paulaner gegen Riegele. In der Sache geht es um zwei Spezis und die Frage, wer wem was schuldet.
Riegele gehören die Rechte an der beliebten Limonade Spezi. Zusammen mit sechs anderen mittelständischen Brauern, die das Getränk in Lizenz abfüllen, pflegen die Schwaben seit rund 50 Jahren die Marke. Zuletzt hatte Riegele etwa vor zwei Jahren im Streit um die Spezi-markenrechte einer Brauerei aus Wunsiedel mit der juristischen Keule gedroht. Diese hatte eine neue Limonade gemischt und wollte sie unter dem Namen Spatzi auf den Markt bringen. Doch daraus wurde nichts.
Nun waren die Vorzeichen andere, denn Paulaner hat Riegele mit einer Feststellungsklage vor Gericht gebracht. Die Münchner haben 1974 einen Vertrag mit Riegele geschlossen, um unter dem Namen Spezi eine eigene Limo zu verkaufen. Die Spezi-erfinder konnten damit gut leben. Denn Paulaner hat sein Spezi lange nur in der Gastronomie vertrieben, die im Spezi-markengetränkeverband zusammengeschlossenen Brauereien setzten ein Vielfaches dieser Menge um. Doch längst haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Paulaner ist seit einigen Jahren auch im Einzelhandel erfolgreich und verkauft inzwischen ein Vielfaches mehr als alle anderen Spezi-abfüller zusammen. Wie Brauerei-chef Sebastian Riegele senior berichtet, suchte man daher seit Langem das Gespräch mit Paulaner, um „einen fairen Ausgleich der Interessen zu finden.“Schließlich habe man Millionen für Werbung sowie die Pflege und Verteidigung der Marke ausgegeben, woran Paulaner sich nie habe beteiligen wollen.
Doch anders als Riegele, will Paulaner in der alten Vereinbarung keinen Lizenzvertrag erkennen, sondern nur eine Art Abgrenzungsvereinbarung.
Demnach hätte jeder Partner danach sein eigenes Spezi entwickeln und vertreiben können. Wie es nun vor Gericht hieß, bot Riegele einen neuen Lizenzvertrag an, bei dem für einem Absatz von 900.000 Hektolitern Paulaner-spezi jährlich bis zu fünf Millionen Euro fällig geworden wären. Doch Paulaner ging in die Offensive, um sich freie Hand zu verschaffen. So wie es aussieht, dürfte das gelingen. Das Gericht neigt der Rechtsauffassung von Paulaner zu. Beide Parteien können sich nun außergerichtlich einigen. Finden sie keinen Kompromiss, dürfte im August ein Urteil fallen. Sebastian Riegele zeigte sich darüber „sehr enttäuscht“. Paulaner-chef Jörg Lehmann wird in einer Mitteilung mit den Worten zitiert „Jetzt sind wir zuversichtlich, dass wir mit der Brauerei Riegele eine einvernehmliche Lösung finden“. (mit dpa)