Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Paulaner und Riegele streiten um Spezi

Münchner Brauerei will freie Hand haben

- Von Matthias Zimmermann

Augsburg Freunde klären ihren Streit in der Regel nicht vor Gericht. Insofern kann man davon ausgehen, dass der Umgangston zwischen der Münchner Großbrauer­ei Paulaner und dem Augsburger Familienbe­trieb Riegele nicht mehr sehr freundscha­ftlich ist. Am Dienstag verhandelt­e das Landgerich­t München I eine Klage von Paulaner gegen Riegele. In der Sache geht es um zwei Spezis und die Frage, wer wem was schuldet.

Riegele gehören die Rechte an der beliebten Limonade Spezi. Zusammen mit sechs anderen mittelstän­dischen Brauern, die das Getränk in Lizenz abfüllen, pflegen die Schwaben seit rund 50 Jahren die Marke. Zuletzt hatte Riegele etwa vor zwei Jahren im Streit um die Spezi-markenrech­te einer Brauerei aus Wunsiedel mit der juristisch­en Keule gedroht. Diese hatte eine neue Limonade gemischt und wollte sie unter dem Namen Spatzi auf den Markt bringen. Doch daraus wurde nichts.

Nun waren die Vorzeichen andere, denn Paulaner hat Riegele mit einer Feststellu­ngsklage vor Gericht gebracht. Die Münchner haben 1974 einen Vertrag mit Riegele geschlosse­n, um unter dem Namen Spezi eine eigene Limo zu verkaufen. Die Spezi-erfinder konnten damit gut leben. Denn Paulaner hat sein Spezi lange nur in der Gastronomi­e vertrieben, die im Spezi-markengetr­änkeverban­d zusammenge­schlossene­n Brauereien setzten ein Vielfaches dieser Menge um. Doch längst haben sich die Verhältnis­se umgekehrt. Paulaner ist seit einigen Jahren auch im Einzelhand­el erfolgreic­h und verkauft inzwischen ein Vielfaches mehr als alle anderen Spezi-abfüller zusammen. Wie Brauerei-chef Sebastian Riegele senior berichtet, suchte man daher seit Langem das Gespräch mit Paulaner, um „einen fairen Ausgleich der Interessen zu finden.“Schließlic­h habe man Millionen für Werbung sowie die Pflege und Verteidigu­ng der Marke ausgegeben, woran Paulaner sich nie habe beteiligen wollen.

Doch anders als Riegele, will Paulaner in der alten Vereinbaru­ng keinen Lizenzvert­rag erkennen, sondern nur eine Art Abgrenzung­svereinbar­ung.

Demnach hätte jeder Partner danach sein eigenes Spezi entwickeln und vertreiben können. Wie es nun vor Gericht hieß, bot Riegele einen neuen Lizenzvert­rag an, bei dem für einem Absatz von 900.000 Hektoliter­n Paulaner-spezi jährlich bis zu fünf Millionen Euro fällig geworden wären. Doch Paulaner ging in die Offensive, um sich freie Hand zu verschaffe­n. So wie es aussieht, dürfte das gelingen. Das Gericht neigt der Rechtsauff­assung von Paulaner zu. Beide Parteien können sich nun außergeric­htlich einigen. Finden sie keinen Kompromiss, dürfte im August ein Urteil fallen. Sebastian Riegele zeigte sich darüber „sehr enttäuscht“. Paulaner-chef Jörg Lehmann wird in einer Mitteilung mit den Worten zitiert „Jetzt sind wir zuversicht­lich, dass wir mit der Brauerei Riegele eine einvernehm­liche Lösung finden“. (mit dpa)

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Foto: Silvio Wyszengrad Spezi ist eine erfolgreic­he Erfindung aus Augsburg.

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