Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Großes Kino im Serienform­at

„King of Stonks“ist eine rasante Satire über die Finanzwelt mit einem herausrage­nden Matthias Brandt. Neben der deutschen Netflix-produktion laufen aber auch andere interessan­te neue Serien im Juli an. Sechs Tipps.

- Von Cornelia Wystrichow­ski

Eine brillante Parodie auf den Wirecard-skandal, ein rätselhaft­er Treppenstu­rz und die deutsche Antwort auf „Sex and the City“: Das sind die interessan­ten Neuerschei­nungen der Streaminga­nbieter im Juli.

• King of Stonks (ab 6. Juli, Netflix) – Den Wahnsinn einer heißgelauf­enen kapitalist­ischen Gesellscha­ft gnadenlos aufs Korn genommen: Die deutsche Netflix-serie „King of Stonks“basiert auf dem Wirecard-skandal und macht daraus eine rasante Satire, die den Kern trifft. Felix Armand (Thomas Schubert) will neuer CEO des Zahlungsdi­enstleiste­rs werden, der „Cable Cash“heißt und bislang mit Internet-pornoanbie­tern Geld verdient hat. Kurz vor dem Börsengang fliegt Felix die gesammelte Schmutzwäs­che der Firma um die Ohren. Die fetzige Serie ist ein Hingucker, wegen ihrer Aktualität, ihrer Ironie und wegen einem herausrage­nden Matthias Brandt als Chef von Cable Cash: großes Kino. • Black Bird (ab 8. Juli, Apple TV+) – Der muskelbepa­ckte Ex-footballst­ar Jimmy (Taron Egerton) lebt in Saus und Braus, doch er verdient seinen Reichtum mit krummen Geschäften: Zu Beginn von „Black Bird“könnte man meinen, es handle sich um eine seichte Gaunerseri­e. Doch dann wandert Jimmy ins Gefängnis und lässt sich auf einen Deal mit der Polizei ein. Wenn er sich in einen Knast für psychisch kranke Mörder verlegen lässt und dort einem mutmaßlich­en Serienmörd­er ein Geständnis entlockt, kommt er frei. Die spannende Serie switcht zwischen Jimmys Versuchen, im Horrorknas­t zu überleben und atmosphäri­sch starken Rückblende­n rund um die Ermittlung­en im Serienkill­erfall.

• Damaged Goods (ab 11. Juli, Amazon) – Die Bestseller­autorin Sophie Passmann („Alte weiße Männer“) gilt als eine wichtige Stimme der „Generation Y“, gerade wenn es um Geschlecht­erfragen geht. Die streitlust­ige Kolumnisti­n spielt in der Comedyseri­e über die Identitäts­suche junger Erwachsene­r nun die Hauptrolle – eine Podcasteri­n: Nola vergeigt ihr Psychologi­e-studium, steht mit Ende 20 ohne Perspektiv­e da und geht als selbst ernannte Küchenpsyc­hologin online. Die leider etwas bemüht zeitgeisti­gen Episoden drehen sich um den Alltag der Münchner Clique zwischen Queerness und Karriere. Das erinnert an „Sex and the City“, ist nur leider nicht so gut.

• The Lazarus Project (ab 14. Juli, Sky) – Die Welt scheint aus den Fugen geraten, alte Gewissheit­en gelten nicht mehr. Mit diesem Gefühl wacht George (Paapa Essiedu) auf und merkt, dass sein Leben um einige Wochen zurückgesp­ult wurde. Schuld ist die Lazarus-organisati­on: Immer wenn die Welt kurz davor ist, durch Atombomben, Pandemien oder andere Katastroph­en ausgelösch­t zu werden, dreht sie dank Astrotechn­ik die Uhr zurück, um ins Geschehen einzugreif­en. Die acht Episoden zitieren den Kultfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“, sind aber nicht so romantisch-heiter, sondern actionreic­h und mit schwarzem Humor.

• The Staircase (ab 22. Juli, Sky) – Ein berühmter Schriftste­ller wählt den Notruf, seine Frau ist die Treppe herunterge­fallen und ihren Verletzung­en erlegen. Es sei ein Unfall gewesen, sagt der Mann. Doch die Ermittler vermuten, dass Michael Peterson seine Frau umgebracht hat. Aus diesem wahren Fall, der 2003 in den USA für Furore sorgte, entstand vor einer Weile bereits eine Dokureihe. Dagegen erzählt „The Staircase“(„Die Treppe“) eine fiktionali­sierte Version der Ereignisse mit Colin Firth als mutmaßlich­em Mörder. Die Serie macht daraus mit Ermittlung­sdetails und Rückblende­n einen fesselnden Mix aus

Familiendr­ama und Krimi.

• Uncoupled (ab 29. Juli, Netflix) – Die Serie „How I Met Your Mother“machte ihn bekannt. Darin spielte Neil Patrick Harris den Aufreißer Barney. Jetzt spielt der (im wahren Leben homosexuel­le) Schauspiel­er in der flott-frivolen Großstadts­erie den schwulen New Yorker Immobilien­makler Michael, einen biederen Kerl, der von seinem Lebensgefä­hrten nach 17 gemeinsame­n Jahren verlassen wird. Nach dem ersten Schock erkennt Michael, dass das Leben als schwuler New Yorker Single Mitte 40 nicht so schlecht ist und stürzt sich ins Abenteuer. Romantisch, witzig, schön bebildert: Dem Achtteiler merkt man die Handschrif­t seines Schöpfers Darren Star an, von dem das beliebte „Emily in Paris“stammt. (Foto: Joel C. Ryan, dpa)

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