Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie Schulhof-zicken
Zwei Hersteller edler Uhren nutzen den Reitsport als Schauplatz für ihre Zankereien. Nun zu sehen beim CHIO in Aachen.
Aachen Am Ende stimmt für die Reiterinnen und Reiter die Kasse. Eine Million Euro wird allein am Donnerstagabend ausgeschüttet. Das traditionsreiche Aachener CHIO ist gestartet – allerdings unter immer komplizierter werdenden Voraussetzungen. Das wird dem Präsidenten des Welt-reitverbandes FEI, Ingmar De Vos, vor Augen geführt, wenn unter stimmungsvollem Flutlicht 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Nationalteams anfeuern.
Das größte Pferdesportturnier der Welt bietet den am besten dotierten und am besten besuchten Nationenpreis auf dem Globus – doch das Länderspiel der Springreiter ist nicht Bestandteil der Feiserie Nations Cup – also der offiziellen Serie. Der Grund für das seit Jahren schwelende Problem ist der „Krieg der Uhren“, wie ein Sponsorenstreit
in der Szene genannt wird. Auf der eine Seite steht der Fei-sponsor Longines, auf der anderen der in Aachen überall sichtbare Konkurrent Rolex.
Beide Uhrenhersteller pumpen viel Geld in den Pferdesport. Die Reiter dürfen sich die Hände reiben, doch die wichtigste Serie des Weltverbandes verliert an Bedeutung. Angefangen hatte die Auseinandersetzung damit, dass Longines rund 100 Millionen Schweizer Franken für zehn Jahre zahlte, um den Konkurrenten Rolex als Generalsponsor des Weltverbandes FEI abzulösen. Rolex gab aber nicht klein bei, investierte stattdessen in die Grand-slam-serie mit dem Großen Preis von Aachen als Mittelpunkt. Nun beharken sich die beiden Nobelmarken wie zwei Schulhof-zicken. Rolex steckt Millionen in Turniere, die dann wegen
Ausschlussklauseln in den Verträgen nicht mehr Teil des Nation Cups sein dürfen. Der Nations Cup ist dadurch kleiner geworden: Er besteht nur noch aus sechs Stationen, aber nur bei vier darf jede Nation antreten. Für den CHIO bedeutet das, dass nicht mehr automatisch die besten Nationen mit den besten Reitern am Donnerstagabend antreten. Eine Million Euro sind allerdings ein gutes Argument für Aachen.
Dort hat sich zum Auftakt der französische Springreiter Roger Yves Bost den ersten Sieg gesichert. Der 56-Jährige gewann das Eröffnungsspringen am Dienstag mit Bluemuch. In der Einlaufprüfung des Youngsters-cups für junge Pferde siegte Tobias Meyer (Herzlake) auf Celebrity, Maximilian Weishaupt aus Jettingen wurde mit Cornezine Sechster. (dpa)