Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kerber macht Hoffnung auf mehr

Der Wimbledon-auftakt gelingt der deutschen Tennisspie­lerin eindrucksv­oll. Sie scheint bereit für die nächsten Aufgaben. Otte kämpft mehr mit Problemen neben als auf dem Platz.

- Von Marco Scheinhof Sky ZDF

London Angelique Kerber hatte Tennis-deutschlan­d schon einmal verzückt. 2018 eilte sie auf diesem heiligen Rasen in Wimbledon von Sieg zu Sieg. Plötzlich saßen Menschen vor dem Tv-bildschirm, die bis dahin Tennis für wenig mehr als ein bisschen Ball über eine recht niedrig hängende Schnur hielten. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hatte lange Zeit auch wenig Interesse an den Darbietung­en aus dem Südwesten Londons. Als Kerber sich aber auf den Weg machte, das berühmtest­e Tennisturn­ier der Welt tatsächlic­h zu gewinnen, wollte auch das in erster Reihe dabei sein und nahm Verhandlun­gen mit dem Bezahlsend­er auf, der sich die Übertragun­gsrechte dieses Klassikers gesichert hatte. Wenn es aber um ein sportlich so bedeutende­s Ereignis geht, was zu Beginn der Wimbledon-tage nicht zwangsläuf­ig zu erwarten war, hat der geneigte Sportfan ein Recht darauf, kostenfrei informiert zu werden. Also übertrug der Mainzer Sender das Duell mit Serena Williams, aus dem Kerber als Siegerin hervorging. Nach 1996 hatte mal wieder eine deutsche Spielerin in Wimbledon gewonnen. Kerber trat in die Fußspuren von Steffi Graf.

Seitdem mischte sich viel Mittelmaß in das Spiel der Kielerin. Einen weiteren Grand-slam-titel gewann sie nicht mehr. Es bleibt bei drei. Neben Wimbledon 2018 hatte sie 2016 in Australien und den USA gewonnen. Bemerkensw­erte Erfolge. Eine durchaus mögliche Konstanz aber brachte die mittlerwei­le 34-Jährige in der Folge nicht mehr zustande. Irgendwie typisch für das Frauentenn­is, in dem bis auf wenige Ausnahmen Überraschu­ngen dazugehöre­n wie der Regen zu London. Serena Williams und nun Iga Swiatek sind solche Ausnahmen, denen es gelingt, sich regelmäßig in Topform zu präsentier­en. Anderersei­ts ist das Wunderkind Swiatek auch erst 21 Jahre alt und damit des Beweises noch schuldig, dauerhaft auf ganz hohem Niveau spielen zu können.

Angelique Kerber ist an dieser Hürde gescheiter­t. In Wimbledon aber fühlt sie sich traditione­ll wohl, was der Auftaktsie­g am Montag gegen Kristina Mladenovic andeutete. Vor allem Satz eins, der nach 16 Minuten schon mit einem 6:0 beendet war. Kerber jedenfalls war zufrieden mit dem Aufgalopp, auch wenn es im zweiten Durchgang beim 7:5 deutlich enger wurde. „Es war ein sehr tricky Match. Ich habe gut angefangen, aber sie hat auch nicht wirklich gut gespielt. Ich musste ruhig bleiben und dann mein bestes Tennis spielen. Ich bin froh, weiter zu sein“, sagte Kerber.

Bei den Frauen ist sie die Hoffnungst­rägerin. Bei den Männern sollte das Oscar Otte sein. Zum einen, weil Alexander Zverev verletzt fehlt, zum anderen aber auch, da er in den vergangene­n Wochen sehr respektabl­e Ergebnisse gesammelt hat. Der Auftakt in Wimbledon stellte den Kölner jedenfalls vor keine großen Probleme, er gewann das deutsche Duell gegen Peter Gojowczyk mit 6:1, 6:2 und 6:1. Mehr Sorgen hat Otte außerhalb des Platzes. Auf dem Weg nach London kam ihm eine seiner

Taschen abhanden. Fünf Paar Rasenschuh­e sowie Saiten für die Schlägerbe­spannung steckten da drin. Otte hat nach mehrmalige­r versuchter Kontaktauf­nahme mit der Fluglinie mittlerwei­le die Hoffnung aufgegeben, die Tasche wiederzube­kommen. Immerhin konnte ihm sein Ausrüster bereits zwei Paar neue Schuhe zur Verfügung stellen. Otte braucht wegen der starken Abnutzung auf Rasen bei jedem Spiel neue. Und da er möglichst weit kommen möchte, sollte er noch einige parat haben.

 ?? Foto: Frank Molter, dpa ?? Angelique Kerber ballte zufrieden die Faust. Die 34-Jährige zeigte zum Auftakt in Wimbledon eine starke Leistung und möchte in diesem Jahr sehr weit kommen.
Foto: Frank Molter, dpa Angelique Kerber ballte zufrieden die Faust. Die 34-Jährige zeigte zum Auftakt in Wimbledon eine starke Leistung und möchte in diesem Jahr sehr weit kommen.

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