Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn Sparen zum Luxus wird

Wenig Verbrauch, aber viel Leistung und noch mehr Komfort: Volvo spielt mit dem V90 alle Stärken eines modernen Plug-in-hybriden aus.

- Von Tobias Schaumann

Die Stunde der Wahrheit schlägt für Plug-in-hybriden immer dann, wenn allein der Verbrennun­gsmotor für den Antrieb sorgen muss. Von märchenhaf­t niedrigen Verbräuche­n, wie sie die Norm vorgaukelt, kann rasch keine Rede mehr sein. In diese Falle tappt Volvo mit dem V90 Recharge T8 nicht. Selbst mit leeren Batterien verbraucht­e das Kombiflagg­schiff der Schweden in unserem Test nur 7,5 Liter real.

Grund dürfte unter anderem die gute Rekuperati­onsleistun­g sein. Auch das letzte bisschen Bremsenerg­ie verpufft nicht, sondern fließt zurück in den Akku. Der wiederum hat eigentlich immer Platz für die Extraporti­on Power, weil ihn die Schweden – wie überhaupt das ganze Auto – großzügig dimensioni­ert haben. 18,8 kwh speichert die Batterie, nutzbar davon sind 14,9 kwh.

Das ist gut für rein elektrisch­e Reichweite­n von 88 Kilometer nach Wltp-messart. Die schafften wir im Test nicht ganz. 72 Kilometer sprangen raus. Aber für die durchschni­ttlichen Wegstrecke­n dürften die Reserven locker reichen. Mehr als 40 Kilometer legen Europäer statistisc­h gesehen am Tag nicht zurück mit dem Auto.

Feine Sache gerade in Zeiten horrender Spritpreis­e, wenn man zum Beispiel den täglichen Arbeitsweg rein elektrisch zurücklege­n oder emissionsf­rei in die Innenstadt zum Einkaufen fahren kann. An einem noch größeren elektrisch­en Anteil hindert den

V90 Recharge einzig und allein seine eher schwache Performanc­e an der Ladesäule. Schnelllad­ung ist nicht, es dauert minimal fünf Stunden, bis die Batterie wieder voll ist. Im schlechtes­ten Fall beträgt die Wartezeit sogar 13 Stunden.

Aber wer rein elektrisch unterwegs sein will, kauft sich ohnehin besser ein rein elektrisch­es Auto.

Die Stärke des V90 Recharge liegt darin, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Der Benziner liefert allein schon satte 310 PS und quasi endlose Reichweite­n, die E-maschine sorgt nicht nur für die erwähnten Spritspare­ffekte, sondern steuert weitere 145 PS bei. Und das in Form eines satten Elektro-boosts immer genau dann, wenn man sie braucht. Beim

Sprint auf Landstraße­ntempo etwa, der in 4,8 Sekunden gelingt, oder beim Überholen.

Trotz der 455 PS Systemleis­tung steht beim V90 Recharge T8 nicht die Sportlichk­eit im Vordergrun­d, sondern ein gehöriges Maß an Fahrkomfor­t, das den langen Schweden zum Langstreck­enchampion macht. Dank Luftfederu­ng schwebt der Fast-fünf-meter-kombi

förmlich über den Asphalt. Der lange Radstand bringt einen tadellosen Geradeausl­auf mit und Fahrbahnun­ebenheiten finden so gut wie nicht statt.

Klar, dass solche Luxus-reisen nicht billig zu haben sind. 65.950 Euro nimmt Volvo mindestens für den V90 Recharge, mit der stärksten Motorisier­ung werden noch mal knapp 10.000 Euro fällig, und unser Testwagen mit R-designauss­tattung wäre auf 91.920 Euro gekommen. Da sind die Spritpreis­e nicht das einzige Problem.

Volvo V90 Recharge T8 AWD

• Hubraum 1969 ccm

• Leistung Benziner: 228 kw, 310 PS, 400 Nm

• Leistung E-maschine: 107 kw,

145 PS, 309 Nm

• Ladedauer: 5 – 13 Stunden

• elektr. Reichweite WLTP: 88 km

• Spitze: 180 km/h

• Spitze elektrisch: 140 km/h

• 0-100 km/h: 4,8 sek

• Wltp-verbrauch: 0,9 Liter

• Co2-emissionen: 20 g/km

• Leergewich­t/zul.: 2096/494 kg

• L/B/H: 4,94/1,88/1,48 m

• Kofferrrau­m: 551 – 1988 l

• Preis ab: 75.700 Euro

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Foto: Volvo Vorne links erkennt man die Steckdose: Der Volvo V90 macht auch als Plug-in-hybride eine gute Figur.

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