Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie sieht die Zukunft der Digitalisierung aus?
Beim ersten Digitaltag in Augsburg ging es vor allem um die Rolle der künstlichen Intelligenz. In der Stadtbücherei stellten sich die Redner auch den Fragen des Publikums.
Eine Drohne, die in Seenot geratenen Menschen hilft, und eine künstliche Intelligenz, die die Gefühlswelt ihres Gegenübers erkennen und dementsprechend reagieren kann, das sind nur zwei der vielen Projekte, die auf dem ersten Digitaltag der Stadt Augsburg in der Stadtbücherei zu bestaunen waren.
Neben zahlreichen Ausstellungsstücken, Workshops und offenen Serviceangeboten rund um das Thema Digitalität gab es eine Reihe an Vorträgen, die alle die Kernfrage behandelten, welche Rolle beim Thema Digitalisierung die sogenannte künstliche Intelligenz (KI) spielen wird. Künstliche Intelligenz nennt man ein Computerprogramm dann, wenn es im
Rahmen seiner vorher festgelegten Möglichkeiten ohne weitere menschliche Interaktion funktionieren und handeln kann. Als Kontrastprogramm zu den Vorträgen gab es einen Dialog zwischen Rainer Bonhorst, Chefredakteur der
Augsburger Allgemeinen von 1994 bis 2009, und Yannick Dillinger, der diese Position heute kommissarisch innehat, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Journalismus. Bonhorst hatte seinerzeit den Übergang von analogem zu digitalem Journalismus mitgestaltet, während Dillinger aktuell für die digitale Sparte der
Augsburger Allgemeinen verantwortlich ist.
In einer sogenannten Fishbowl, also einer Art offener Podiumsdiskussion, standen die Redner und Rednerinnen am späten Nachmittag den Fragen des Publikums
Rede und Antwort. Besonderes Interesse galt den Themen Datensicherheit und Integrität von Informationen. Gefäßchirurg Dr. Pavlos Tsantilas, der die Verwendung von Alltagsgegenständen zu medizinischen Zwecken thematisiert hatte, gab Auskunft über die Datensicherheit der jeweiligen Hersteller. Bonhorst und Dillinger gaben Einblicke in Redaktionsabläufe und sprachen über Hass und Hetze gegenüber etablierten Medien im Internet.
Die Frage, ob künstliche Intelligenz über kurz oder lang den Menschen inklusive seiner Arbeitskraft ersetzen wird, wurde unter anderem von Professor Markus Sause von der Uni Augsburg beantwortet. Er betonte, dass das Ziel bei der Entwicklung künstlicher Intelligenzmodelle stets sei, das Zusammenspiel zwischen Mensch und
Maschine bestmöglich abzubilden. Ordnungsreferent Frank Pintsch, der zuvor über den Fortschritt der Digitalisierung innerhalb der städtischen Strukturen gesprochen hatte, betonte, dass auch bei einer theoretisch vollständigen Digitalisierung der Verwaltungsabläufe stets die Möglichkeit bestehen soll, alles auch analog und vor Ort durchzuführen. Man wolle und müsse jedoch mit der Zeit gehen und den Wirtschaftsstandort Augsburg zukunftsfähig gestalten.
Eine Einschätzung, die er mit Richard Goerlich teilt. Goerlich ist Vorsitzender des Digitalrats der Stadt Augsburg. Das Gremium, das im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, beschäftigt sich mit der Konzeption und der Umsetzung digitaler Strukturen innerhalb des städtischen Umfelds und steht den Verantwortlichen der Stadtregierung in beratender Funktion zur Seite.
Als eine der größten Errungenschaften der letzten Wochen und Monate bezeichnet Goerlich das Konzept eines sogenannten Chatbots in der Stadtverwaltung, also einem computergesteuerten, rund um die Uhr verfügbaren sowie mehrsprachigen „Verwaltungsangestellten“, der ab Ende des Jahres in einfach verständlichen Worten die meisten Belange der Bürgerinnen und Bürger außerhalb der regulären Geschäftszeiten der Bürgerbüros abdecken kann.
Ein solches Programm könne natürlich den persönlichen Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung nicht ersetzen, aber diese ungemein entlasten, so Goerlich.