Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vier Schwestern spinnen die Fäden der Welt
Die Schwestern vom heiligen Petrus Claver legen großen Wert auf die Mission. Ihr Netzwerk reicht in die ganze Welt, ihre Wurzeln liegen in Augsburg.
Sie gehören ganz selbstverständlich dazu, leben und wirken seit 52 Jahren in der Oberhauser Pfarrei St. Joseph und feiern am Sonntag, 17. Juli, ein großes Fest: die vier Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver. Hauptanlass zum Feiern ist der 100. Todestag ihrer Ordensgründerin, Maria Theresia Ledóchowska – und auch, dass sie seit inzwischen 112 Jahren in Augsburg ihre Ordensniederlassung haben. „Wir sind im Stadtteil verwurzelt“, sagt Sr. Elisabeth Burdiak, „und der Pfarrei freundschaftlich verbunden.“
„Es ist schon sehr groß“, meint Schwester Elisabeth, als sie in ihr Haus in der Oberhauser Billerstraße führt, ein altehrwürdiges Gebäude mit dicken Mauern. Neben den vier Schwestern wohnen hier noch 14 Frauen unterschiedlicher Nationalitäten, etwa aus Uganda, Peru, Kroatien, China und dem Irak. Nicht alle sind katholisch.
„Wir leben hier eine schöne Ökumene“, berichtet Sr. Barbara Tabian. Die Frauen sind frei, führen ein selbstständiges Leben, aber dort, wo es darauf ankommt, sollen sie bei den Schwestern „ein offenes Ohr und Herz haben“, so Schwester Barbara. Die Verwurzelung der Schwestern in der Gemeinde zeigt sich auch daran, dass Schwester Barbara für St. Joseph im Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemeinschaft Augsburg-oberhausen mitwirkt.
Das Hauptaugenmerk der Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver liegt, wie es ihr Name nahelegt, an der Mission. Das heißt: Hier, von Augsburg aus, kümmern sich die Schwestern um Spenden für ihre verschiedensten Entwicklungshilfe-projekte auf der Welt, vor allem in Afrika. Sie führen Korrespondenzen und organisieren die Verwaltung. Schwester Barbara ist auch noch zuständig für die Redaktion der ordenseigenen Zeitschrift
in der die Projekte beschrieben werden. Die Schwestern sehen sich in der Nachfolge ihrer Ordensgründerin Maria Theresia Ledóchowska, die im Kampf gegen die Sklaverei, gegen Armut, Krankheit und Ausbeutung der Frauen, 1894 die Petrus-claver-sodalität gegründet hat. Der spanische Jesuit Petrus Claver, den die Schwestern auf einem Medaillon tragen, hatte sich im 17. Jahrhundert in Kolumbien in besonderer Weise der Sklaven aus Afrika angenommen und gilt als Patron der Menschenrechte.
Maria Theresia Ledóchowska hatte schon früh Kontakte nach Augsburg. Eine Chronik berichtet von ihrem ersten Besuch in Augsburg im März 1900, zehn Jahre später kam sie, eine gefragte Rednerin, zum Katholikentag wieder. 1929 wurde die erste Filiale der Ordensgemeinschaft
errichtet, 1953 erhob sie der damalige Bischof Josef Freundorfer zur eigenen Niederlassung – damals in einem Haus in der Dompfarrei. 1970 zog sie in die Pfarrei St. Joseph um. Die Schwesterngemeinschaft hier ist die einzige des Ordens in Deutschland. „Wir sind nicht viele“, sagt Schwester Barbara, dennoch könne der Orden heute in 24 Ländern der Welt präsent sein. Großartig sei die Unterstützung durch viele Laien, auch der Menschen in den Projekten vor Ort.
Spenden sammeln, sich für Projekte einsetzen – das muss nicht primär eine Aufgabe von Ordensleuten sein. Die Schwestern der Petrusclaver-sodalität leben damit auch ein Stück weit ihre Berufung und ihre Spiritualität. In Rückbesinnung auf ihren Namensgeber Petrus Claver wurzeln sie in der Spiritualität des Jesuitenordensgründers Ignatius von Loyola (1491 bis 1521), der dazu anregte, Wirklichkeiten zu sehen und zu unterscheiden, was sich daraus an notwendigem Handeln
zeigt. Als eigene spirituelle Ausprägung lassen sich die Schwestern leiten vom Blick auf den gekreuzigten Christus, in dem das Leid und der Schrei der Armen sichtbar werden. Meditation, Eucharistie, Anbetung gehören selbstverständlich zu ihrem Alltag.
Sowohl Schwester Elisabeth als auch Schwester Barbara waren in jungen Jahren in Polen auf ihre Ordensgründerin Maria Theresia Ledóchowska aufmerksam geworden und hatten Feuer gefangen. „Ich wusste es, ich gehe zu den Schwestern“, war sich Schwester Elisabeth sicher. Schwester Barbara hatte damals vor allem der Missionsgedanke gelockt – und sie ist ihm treu geblieben.
Der Orden ist in 24 Ländern der Welt präsent