Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Einbruchsserie im Spickel: Anwohner leben in großer Sorge
Die Zahl der Straftaten in der Wohngegend am Rand des Siebentischwalds nimmt zu. Die Polizei gibt Tipps zum Schutz vor Einbrechern.
Der Stadtteil Spickel zählt zu den besten Adressen in Augsburg. Die Nähe zum Siebentischwald macht ihn attraktiv, es gibt außerdem kaum Hauptstraßen. Vielmehr stehen kleine Häuser in teils verwinkelten Wohnstraßen. Der Spickel ist eine vergleichsweise ruhige Gegend. Dies macht sie allerdings auch für Einbrecher interessant. Immer wieder wurde in diesem Augsburger Stadtteil zuletzt eingebrochen, Anwohnerinnen und Anwohner sind in großer Sorge. Ein Ortstermin.
Dienstag, kurz vor 12 Uhr. Vor der Metzgerei Happacher in der Gentnerstraße ist einiges los. Nicht nur Anwohnerinnen und Anwohner steuern den eingesessenen Betrieb an, der ein großes Imbissangebot im Sortiment führt. Wer im Spickel lebt, hat im Moment aber ein großes Thema. Die Leute dort haben die Nachrichten von den Einbrüchen in den zurückliegenden Wochen aufmerksam verfolgt. Zu ihnen gehört Florian Ringler. „Als wären die Häuser in Spickel Selbstbedienungsläden“, kommentiert er die Einbruchsserie. Es sei fast schon Routine geworden, dass in der Gegend eingebrochen werde. Ringler wohnt seit elf Jahren im beliebten Augsburger Viertel. Man fühle sich durch die Einbrüche zunehmend unsicherer.
„Es ist ein Irrglaube, dass die Menschen dort viel Geld hätten“, meint der Anwohner, der sich in der Metzgerei eine Semmel mit Krustenbraten holt. Auch in Spickel leben „ganz normale Menschen, die ihr Brot verdienen“, sagt er. In den meisten Fällen gebe es sowieso nicht viel aus Häusern und Wohnungen zu holen. „Stattdessen ist der seelische Schaden umso größer.“Gerade für Kinder sei ein Einbruch in das elterliche
Haus eine psychische Belastung, so Ringler. Es mache ihn wütend, dass das Sicherheitsgefühl der Kinder mit einem solchen Vorfall weg sei.
Ein 41-jähriger Anwohner kauft beim Metzger sein Mittagessen. „Es sind schon viele Einbrüche in letzter Zeit passiert“, sagt er. Bei ihm gegenüber sei eingebrochen worden, in der Nacht selbst habe man davon nichts mitbekommen. Der Mann, der im Freizeitdress auf dem Rad unterwegs ist, würde es begrüßen, wenn die Polizei ihre Präsenz im Spickel verstärken würde. Vielleicht müssten auch die Anwohnerinnen und Anwohner selbst wachsamer sein, sagt er. Man könne sich „mal auf die Lauer legen“. Gerade tagsüber würden potenzielle Einbrecher das Haus unter die Lupe nehmen und sogar Fotos machen. „Wenn einem etwas Derartiges auffällt, gibt man gleich der Polizei Bescheid“, sagt der im Spickel aufgewachsene Anwohner.
Eine 82-jährige Frau ist mittags ebenfalls unterwegs. „Wir wohnen eher versteckt“, sagt sie. Daher mache sie sich nicht so viele Sorgen. Angst müssten aus ihrer Sicht wohl eher diejenigen Menschen haben, die viel Eigentum besitzen. Bei ihr selbst würde es sich nicht lohnen, einzubrechen und es gäbe auch nichts zu holen, sagt die Seniorin. Eine andere Frau lebt seit 32 Jahren im Spickel: „Vor zwei Jahren haben wir einen Sicherheitsexperten kommen lassen.“Ihr sei bewusst, dass Einbrüche den betroffenen Menschen zusetzen. „Wir schlafen auch bei offenem Fenster. Gut möglich, dass sich mal ein Tarzan rein schwingt“, meint sie mit einem Augenzwinkern. Man sollte sich von dem Experten über mögliche präventive Maßnahmen informieren lassen, rät sie. Angst habe sie jedoch keine, denn „wenn jemand wirklich einbrechen will, findet er immer einen Weg. Ganz gleich, wie gut man sich absichert.“
Alles in allem sei die Einbruchsserie „beängstigend“, schildert eine Rentnerin, die seit elf Jahren im Spickel lebt. Auch ihre Tochter mit zugehöriger Familie wohne in der Gegend. Sie selbst habe sich gut abgesichert, betont die Rentnerin. Es sei entscheidend, dass die Bewohner sich entsprechend schützen und Vorkehrungen treffen. Selbst wenn man nur eine kleine Wohnanlage habe, „so ist doch zu viel vorgefallen, als dass man ruhigen Gewissens tatenlos bleiben könne“.
Die Polizei hat zuletzt in ihren Presseberichten wiederholt auf Einbrüche im Spickel verwiesen. Am vergangenen Wochenende war es eine Tat in der Fontanestraße. Um Pfingsten herum lagen die Tatorte in der Warndstraße und in der Waldfriedenstraße. Dass es Einbrecher erst in jüngster Zeit auf die Gegend nahe dem Siebentischwald abgesehen haben, ist nicht zu erkennen. Bereits im Sommer 2021 gab es eine Serie von Einbrüchen.
Die Polizei weiß, wie Einbrecher vorgehen: Häufig gelangen sie über den Garten in das Grundstück. Sie hebeln Fenster oder Terrassentüren auf. Einbrecher interessieren sich für Bargeld, Schmuck oder ähnlich leicht zu transportierende Wertsachen. Nicht selten spähen sie das Objekt der Begierde vorher gründlich aus. Manchmal rufen sie zur Kontrolle in einem Haushalt an, um herauszufinden, ob tatsächlich gerade niemand zu Hause ist.
Ruhige Wohngegend ist für Einbrecher interessant