Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neuer Impfstoff in Sicht

Der Gesundheit­sminister, gerade selbst von einer Infektion genesen, sieht Deutschlan­d für eine weitere Corona-welle im Herbst gut gerüstet. In den Ländern sind einige seiner Kollegen allerdings anderer Ansicht.

- Von Stefan Lange

Berlin Die Corona-pandemie ist zweieinhal­b Jahre nach dem Ausbruch immer noch eine hochemotio­nale Angelegenh­eit. Das zeigt sich an der aufgeregte­n politische­n Debatte und an den kleinen Dingen: Gesundheit­sminister Karl Lauterbach etwa hat weiterhin Personensc­hützer an seiner Seite.

Die wurden ihm bereits im Bundestags­wahlkampf zugeteilt, als dem SPD-MANN offener Hass entgegensc­hlug. Aktuell scheint das öffentlich­e Interesse am Virus zwar nicht mehr ganz so groß zu sein. Die täglichen Sterbefäll­e – am Freitag kletterte ihre Zahl um 167 auf 145.561 – werden vielfach nicht mehr registrier­t. Er nehme eine gewisse Müdigkeit, eine Gleichgült­igkeit gegenüber dem Thema wahr, erklärte der Mediziner Leif Erik Sander vom Berliner Klinikum Charité bei einem Auftritt mit Lauterbach in Berlin. Beide warnten vor einer Lageversch­lechterung in Herbst und Winter, hatten aber auch gute Nachrichte­n parat.

Lauterbach, gerade erst von einer Corona-infektion genesen, sprach sogar von „sehr guten Nachrichte­n“, und es geht dabei um die neuen Impfstoffe für die Omikron-varianten BA.1 und BA.5. Der Gesundheit­sminister zeigte sich hoffnungsv­oll, dass die Europäisch­e Zulassungs­behörde den Ba.1-impfstoff am 1. September zulassen wird. Er würde bereits anderntags ausgeliefe­rt werden. Die Ba.5-variante könnte demnach ab 28. September zur Verfügung stehen. Die Bundesregi­erung habe beide Impfstoffe „in auskömmlic­her Menge“bestellt, versichert­e Lauterbach. „Wir werden dadurch auch relativ früh beliefert werden.“Mit den neuen Impfstoffe­n wird es im Herbst eine weitere Impfkampag­ne geben. Bislang haben nach Angaben der Bundesregi­erung 64,7 Millionen Menschen oder 77,9 Prozent der Bevölkerun­g mindestens eine Dosis erhalten.

Der Blick auf die aktuellen Zahlen stimmt den Minister ebenfalls hoffnungsf­roh. „Wir haben eine günstige Entwicklun­g bei der Sommerwell­e“, sagte er. Zwar steige der Anteil der nicht registrier­ten Fälle, es gebe aber „einen robusten Rückgang der Fallzahlen“. Für Lauterbach gleichwohl kein

Grund zur Entwarnung. Denn wenn es draußen wieder kälter wird und die Menschen sich verstärkt in geschlosse­nen Räumen aufhalten, steigen erfahrungs­gemäß die Ansteckung­szahlen.

Trotz sinkender Corona-zahlen müssen sich die Menschen in Deutschlan­d ab Oktober deshalb auf flächendec­kende Maskenpfli­chten und mögliche schärfere Schutzaufl­agen einstellen. Lauterbach will an seinen umstritten­en Vorschläge­n nach Möglichkei­t festhalten. Ein Kernpunkt: Ab 1. Oktober können die Länder unabhängig von Inzidenzen in Innenräume­n eine Maskenpfli­cht einführen. Dieser und andere Punkte sorgen nicht nur innerhalb der Koalition für Streit. Auch die Bundesländ­er meutern. Der schleswigh­olsteinisc­he Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) schlug laut

Bild-zeitung vor, nur noch Infizierte mit Symptomen zu isolieren. Auch die Bayerische Landesregi­erung mahnt klarere Kriterien für den Umgang mit der Pandemie an.

Das neue Infektions­schutzgese­tz, das noch durch den Bundestag muss, sieht im Entwurf eine Aussetzung der Maskenpfli­cht für alle vor, die frisch genesen sind oder deren letzte Corona-impfung nicht älter als drei Monate ist. Lauterbach wies den Eindruck zurück, dass eine Impfung damit generell nur noch drei Monate gültig ist: „Das ist die Dauer, von der wir glauben, dass die neuen Impfungen auch vor Ansteckung­en schützen, nicht nur vor schwerem Verlauf.“Kommentar

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