Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Merkels Kinder
Die kleine Angela bekommt Post von der großen Angela.
Ob es in einigen Jahren einen kleinen Olaf gibt, dessen Eltern dem Bundeskanzler mit der Namenswahl ihres Kindes ein Denkmal setzen wollen? Oder einen kleinen Karl, der an den Gesundheitsminister erinnert? Dass Eltern ihre Kinder nach Politikern benennen, ist zumindest in Deutschland kein gängiges Phänomen. Eher sind es Prominente oder Filmfiguren, die Pate stehen – alle Kevin Hubers und Shakira Mayers dieses Landes können ein schrilles Lied davon singen. Der Name, den eine Sechsjährige aus dem Rheinland trägt, ist weniger schillernd, er weist nicht nach Hollywood, sondern in die Uckermark: Angela haben Medea und Ezzat ihre Tochter getauft. Die beiden flohen 2015 aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland. Es war das Jahr, in dem Merkel die drei Worte „Wir schaffen das“sagte. Medea und
Ezzat waren Merkel dankbar für ihre Flüchtlingspolitik. Kurz vor Weihnachten kam ihre Tochter in Köln zur Welt – und bekam den Namen der Kanzlerin. Das Mädchen mit den langen braunen Haaren wird damit auf ewig verbunden bleiben mit der Geschichte ihrer Familie und mit der früheren Kanzlerin. Angela hat Angela übrigens nicht vergessen: Zur Einschulung schickte Merkel dem Kind einen Gruß – ein Bild mit Widmung. „Für Angela“steht darauf. Unterschrieben von Angela. Wie viele solcher Briefe die Kanzlerin a.d. schreibt, ist nicht bekannt - allerdings gab es diverse Familien, die aus Dankbarkeit ihre Kinder nach ihr benannt hatten.