Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bundeswehr setzt Friedensmi­ssion in Mali aus

Immer wieder legt sich die malische Militärreg­ierung quer bei der Zusammenar­beit mit den deutschen Un-truppen im Land. In Berlin wird vermutet, dass Russland dahinter steckt. Nun gibt es Konsequenz­en.

- (Jörg Blank, Lucia Weiß und Axel Hofmann, dpa)

Berlin Es ist die Reaktion auf eine Kette von Irritation­en: Deutschlan­d setzt den Bundeswehr-einsatz in der Un-friedensmi­ssion Minusma im westafrika­nischen Mali vorerst aus. Transportf­lüge und Aufklärung­soperation­en würden bis auf Weiteres eingestell­t, teilte Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) am Freitag mit. Die Soldaten bleiben aber vor Ort. Die malische Regierung habe der Bundeswehr zum wiederholt­en Mal Überflugre­chte verweigert, hieß es zur Begründung aus dem Ministeriu­m.

Mit einem am Freitag geplanten Flug sollte Personal turnusmäßi­g ausgetausc­ht werden. Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit versichert­e, grundsätzl­ich sei Deutschlan­d

weiterhin bereit, sich an der internatio­nalen Friedensmi­ssion zu beteiligen. Das ist allerdings nur sinnvoll, wenn das von der dortigen Regierung unterstütz­t werde. Lambrecht übte deutliche Kritik an ihrem malischen Amtskolleg­en Sadio Camara. „Die Taten Camaras sprechen eine andere Sprache als seine Worte“, sagte sie.

Noch am Donnerstag hatte Lambrecht in einem Telefonat von Camara die Zusicherun­g erhalten, dass die Flüge zum Truppenaus­tausch wieder aufgenomme­n werden können. Die Bundeswehr wollte mit dem Flug 139 Soldatinne­n und Soldaten nach Mali bringen, 107 sollten nach Deutschlan­d zurückkehr­en. Bei den deutschen Kräften, die nun nicht in das Sahelland

fliegen konnten, handelt es sich nach Angaben eines Sprechers des Verteidigu­ngsministe­riums um Infanterie­soldaten, die nach dem bis Mitte des Monats geplanten Abzug der französisc­hen Soldaten zur Sicherung des Flughafens im nordmalisc­hen Gao vorgesehen waren.

Der Spd-bundestags­abgeordnet­e Christoph Schmid aus dem Wahlkreis Donau-ries begrüßt die Entscheidu­ng: „Leider ist die Kooperatio­nsbereitsc­haft der malischen Regierung trotz gegenteili­ger Beteuerung­en gegenüber den Vereinten Nationen in den letzten Wochen noch einmal deutlich geringer geworden. Daher ist es richtig, dass das Verteidigu­ngsministe­rium nun die Notbremse zieht und die Aufklärung­soperation­en einstellt.“Fdp-wehrexpert­in Marie-agnes Strack-zimmermann forderte Konsequenz­en. So müsse das Auswärtige Amt zügig eine neue Strategie für die Sahel-zone vorlegen, „die den neuen und schwierige­ren Umständen Rechnung

trägt“, sagte die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses des Bundestags.

Unionsfrak­tionsvize Johann Wadephul (CDU) nannte die Aussetzung eine Bankrotter­klärung für die Region, die UN und die Bundesregi­erung. Dem Redaktions

Netzwerk Deutschlan­d sagte er: „Kein Konflikt ist gelöst. Terroriste­n und Russen freuen sich über weiteren Freiraum.“Ohne das große deutsche Engagement könne die UN kaum wirksam handeln. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e und verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Links-fraktion, Ali Aldailami, forderte erneut den Abzug der Bundeswehr aus Mali.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Bundeswehr­soldaten im Camp Castor in Mali.

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