Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FBI suchte angeblich nach Dokumenten über Atomwaffen

Nach der Durchsuchu­ng des Anwesens von Donald Trump radikalisi­eren sich seine aufgehetzt­en Anhänger weiter. Ein Mann wird beim Versuch, ein FBI-BÜRO zu stürmen, erschossen. Der Ex-präsident heizt die Stimmung weiter an.

- Von Karl Doemens

Washington Den ganzen Tag lang hatte Donald Trump auf seiner Propaganda-plattform Truth Social gewütet. „Stoppt den Kommunismu­s in unserem Land“, postete er und wetterte über „Panzerknac­ker“, die in sein wunderschö­nes Haus eingedrung­en und selbst die Schränke seiner Frau durchwühlt hätten: „Hexenjagd!“Doch kurz vor Mitternach­t änderte sich plötzlich sein Ton. Er habe überhaupt nichts gegen die Freigabe des Durchsuchu­ngsbeschlu­sses, erklärte der Ex-präsident überrasche­nd. Im Gegenteil: „Veröffentl­icht die Dokumente jetzt!“

Der Aufforderu­ng hätte es nicht bedurft. Schon Stunden vorher nämlich hatte Justizmini­ster Merrick Garland die Aufhebung der üblichen Geheimhalt­ung der Anordnung und der Quittung für die beschlagna­hmten Gegenständ­e bei einem Gericht in Florida beantragt. Der ungewöhnli­che Vorstoß des überkorrek­ten und öffentlich­keitsscheu­en Ministers wie die Reaktion

Trumps illustrier­en das Ausmaß des öffentlich­en Aufruhrs nach der Razzia in Trumps Domizil Mar-a-lago. Im Raum steht der Verdacht, dass der Ex-präsident nach seinem Ausscheide­n aus dem Amt brisante und streng vertraulic­he Unterlagen beiseitesc­haffte.

Die Washington Post berichtete am Freitag unter Berufung auf nicht genannte Quellen, das FBI habe auch Geheimdoku­mente über Atomwaffen gesucht. Laut New

York Times fahndeten die Ermittler nach Unterlagen, die einer höheren Geheimhalt­ungsstufe als „Top Secret“unterlagen. Dabei könne es sich um Informatio­nen über sensible Auslandsop­erationen der USA oder streng vertraulic­he Technologi­en handeln. Trump wies den Bericht über Atomwaffen-dokumente zurück: „Das ist eine Falschmeld­ung wie Russland, Russland, Russland.“Er beklagte, dass die Fbi-beamten sein Haus ohne Begleitung durchsucht hätten und insinuiert­e, dass ihm belastende­s Material untergesch­oben worden sein könnte: „Hat jemand Informatio­nen hereingesc­hmuggelt?“

Diese Verschwöru­ngslegende markiert die jüngste Eskalation in einer wilden Kampagne, die Trump und seine Partei seit der Durchsuchu­ng gegen das FBI und das Justizmini­sterium losgetrete­n haben. Mehrere Republikan­er verglichen die Bundespoli­zei mit der Gestapo und forderten ihre Auflösung. Der republikan­ische Gouverneur von Florida, Ron Desantis, wetterte gegen die „Instrument­alisierung der Behörden gegen die

Gegner des Regimes“. Und Kevin Mccarthy, der Opposition­sführer im Repräsenta­ntenhaus, drohte Justizmini­ster Garland offen mit einer Anklage, sobald die Republikan­er die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus errungen haben.

Wie vergiftet das öffentlich­e Klima durch die rechte Hetze gegen die von einem unabhängig­en Richter gebilligte rechtsstaa­tliche Durchsuchu­ng ist, zeigt ein Zwischenfa­ll in Ohio, wo am Donnerstag ein mutmaßlich­er Trump-anhänger versuchte, das Büro des FBI in Cincinnati zu stürmen. Bei der anschließe­nden wilden Verfolgung­sjagd wurde der bewaffnete Mann von der Polizei erschossen. Ein Nutzer mit seinem Namen hatte auf Truth Social kurz nach der Razzia zum gewaltsame­n Aufstand gegen die „Tyrannei“aufgerufen. Die Ermittler prüfen mögliche Verbindung­en des Täters zur rechtsextr­emen Miliz Proud Boys.

Angesichts der aufgeheizt­en öffentlich­en Debatte war zuletzt der Druck auf Justizmini­ster Garland gewachsen, sich zu den Hintergrün­den der Durchsuchu­ng zu äußern. Am Donnerstag meldete sich der Demokrat – ungewöhnli­ch in einem laufenden Verfahren – dann mit einer zweiminüti­gen Botschaft zu Wort. „Ich habe die Entscheidu­ng, einen Durchsuchu­ngsbefehl zu beantragen, persönlich gebilligt“, erklärte der Demokrat. Zugleich verwahrte er sich gegen die Anwürfe der Republikan­er: „Die Frauen und Männer des FBI und des Justizmini­steriums sind engagierte, patriotisc­he Staatsdien­er. Ich werde nicht ruhig zusehen, wenn ihre Integrität unfair angegriffe­n wird.“

Garland machte auch klar, dass die Behörden vor der richterlic­h genehmigte­n Durchsuchu­ng, bei der ein Dutzend Kisten sichergest­ellt worden sein sollen, versucht hatten, die Herausgabe der Dokumente auf freundlich­em Weg zu erbitten. Tatsächlic­h hatte Trump im Januar 15 Kisten mit Unterlagen an das Nationalar­chiv zurückgege­ben. Mutmaßlich durch den Tipp eines Personensc­hützers war das FBI aber darauf aufmerksam geworden, dass der Ex-präsident weitere Dokumente zurückhiel­t.

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Foto: Susan Walsh, dpa Us-justizmini­ster Merrick Garland hat sich zur Durchsuchu­ng von Trumps Anwesen geäußert.

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