Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Landtag ist nicht ganz dicht
Manch zorniger Bürger mag es sich in einem Moment des Ärgers schon mal gedacht haben – seit geraumer Zeit ist es aber auch faktisch nicht mehr zu leugnen: Der Bayerische Landtag ist nicht mehr ganz dicht. Natürlich nur im sehr konkreten Sinne: Ein Glasdach, erst im Jahr 2005 beim kompletten Umbau über dem neuen Plenarsaal im Münchner Maximilianeum installiert, muss schon wieder ausgetauscht werden. Zwar regnet es auch in Bayerns Landeshauptstadt inzwischen weniger als in früheren Zeiten. Trotzdem sähe es schon irgendwie blöd aus, wenn ausgerechnet in der demokratischen Herzkammer des Hightech-freistaats neben Ministerpräsident Markus Söder ein Eimer stünde, um die durch das lecke Dach laufenden Tropfen aufzufangen.
Das Glasdach sollte eigentlich Transparenz in den bayerischen Parlamentsbetrieb bringen – und vielleicht sogar ein bisschen himmlische Erleuchtung. Stattdessen drohte es den Landtagsabgeordneten im Plenarsaal zuletzt „nass nei“zu gehen, wie man in München so schön sagt, wenn jemand arg in Bedrängnis gerät.
Grund für das undichte Glasdach ist dem Vernehmen nach eine Mischung aus falscher Planung und Baupfusch. Und wie man es vielleicht von der eigenen Geschirrspülmaschine kennt, traten die Feuchtigkeitsprobleme just in dem Moment auf, als die Gewährleistungsfrist abgelaufen war.
Rettung soll nun aus dem Nachbarland Österreich kommen – von einer Firma, die bereits das Glasdach auf der Berliner Reichstagskuppel dicht bekommen hat. Stolze sechs Millionen Euro soll die Reparatur kosten – inklusive 21 Jahre Gewährleistung. Vielleicht dringt dafür dann aber auch manch erleuchtende Eingebung durch das hoffentlich wieder dichte Glasdach in den Plenarsaal – direkt aus dem weiß-blauen Himmel.