Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Playboy für immer

Rolf Eden galt mal als Deutschlan­ds bekanntest­er Playboy, als Discokönig von Berlin. Lange spielte er diese Rolle. Nun ist er mit 92 Jahren gestorben. Was nicht viele wissen: Sein Leben hatte noch andere Facetten als „Big Eden“.

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Berlin Rolf Eden war ein Mann, der seinen Namen gerne in der Zeitung lesen wollte. Texte mit Überschrif­ten wie „Er hatte 3000 Frauen“heftete er in Aktenordne­rn ab. Auf diese Ordner war er stolz, egal, wie viele Frauen es nun wirklich waren. Nun ist Eden im Alter von 92 Jahren gestorben, wie seine Familie bekanntgab. Berlin und Deutschlan­ds Talkshows verlieren mit dem Mann im weißen Anzug ein Phänomen. Mit seiner Disco „Big Eden“und vielen Anekdoten prägte er jahrelang Berlin. Mit seinem Ruf als Playboy hat er gerne kokettiert. „Ich gebe einer Frau meine Karte“, sagte er einmal. „Wenn sie klug ist, ruft sie an.“In der Stadt erkannte man ihn auch am Rolls-royce. „7 Kinder von 7 Frauen“– dieser Satz gehörte zu seinem Repertoire wie Provokatio­nen in Talkshows. Doch da waren das Skandalträ­chtige und die gehauchten „Huchs“der 50er und 60er Jahre lange vorbei. Sagt man heute nicht einfach Patchworkf­amilie? Eden hörte das nicht gern. Es klang so alltäglich. Seine Kinder und Enkel sollten ihn nicht Papa und Opa nennen. „Sie müssen Rolf sagen“, sagte Eden. Alles andere sei schlecht fürs Image.

Zuletzt war es ziemlich ruhig geworden um ihn. Die Dokumentat­ion „The Big Eden“erzählte bei der Berlinale 2011 von seinem Leben. Seine Freundin Brigitte, ein halbes Jahrhunder­t jünger als er, sagt darin: „Er ist in der Pubertät stecken geblieben.“Regisseur Peter Dörfler machte in der Doku nicht den Fehler, Edens Fremdschäm-aktionen aufzuliste­n, sondern zeigte eine wenig bekannte Seite.

Eden wurde 1930 als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Die Familie floh drei Jahre später vor den Nationalso­zialisten nach Palästina. Als junger Mann war er 1948 Soldat im arabisch-israelisch­en Krieg in der Einheit von Izchak Rabin. Als junger Musiker lebte er in Paris. Dort las er, dass Berlin-rückkehrer­n eine Prämie von 6000 Mark winkt. Eden eröffnete also in den 50ern in der Frontstadt des Kalten Krieges seinen ersten Jazzclub. Er etablierte Striptease­shows nach französisc­hem Vorbild, organisier­te Miss-wahlen im Bikini, als Bikinis fast noch als Sünde galten. Eden soll mit den Rolling Stones gefeiert und mit Ella Fitzgerald getanzt haben. Wer in den 80er Jahren auf Klassenfah­rt in Westberlin war, musste ins „Big Eden“am Kurfürsten­damm. Nach dem Mauerfall zog Eden sich zurück.

Wie Harald Juhnke oder Günter Pfitzmann stand er für ein Stück altes Berlin. Er wollte 100 Jahre alt werden. „Immer nur Glück gehabt“– so hat der Daueroptim­ist seine Biografie genannt.

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Foto: Tom Maelsa, dpa Rolf Eden

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